Kapitel 61

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Von hier oben hatte man einen wirklich erstklassigen Ausblick über die komplette Stadt

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Von hier oben hatte man einen wirklich erstklassigen Ausblick über die komplette Stadt. Inklusive der Dunstglocke, unter der die dutzenden Gebäude versteckt lagen.

Bewegte man sich innerhalb der Stadt, konnte man nur schwer glauben, dass durch all die Abgase und Ausstöße der Industrieanlagen tagtäglich derartiger Smog entstand.

Jin seufzte.

War es wirklich so eine gute Idee, herzukommen?

Das Gespräch mit Jackson hatte ihn aufgewühlt, so ungern er das zugeben wollte.

Der Fotograf kannte Namjoon wahrscheinlich besser als kaum jemand anderes. Aber hatte er dadurch automatisch recht mit seinen Äusserungen?

War Jin lediglich ein Zeitvertreib und würde nach Ende des Vertrages umgehend entsorgt werden?

Allein die Vorstellung bereitete ihm Unbehagen.

Nicht nur, weil so viel zwischen ihm und Namjoon geschehen war. Er hatte so viel zugelassen. Und das aus gutem Grund.

Jin wusste, dass mehr dahinter steckte als die pure Neugier auf all die neuen unbekannten Gefühle und Empfindungen. Wenn es nur darum gegangen wäre, hätte er diese Erfahrungen auch weitaus einfacher im Hostclub sammeln können.

Er hatte sich auf Namjoon eingelassen, weil da mehr war.

Auch wenn er es anfangs abstritt und lediglich auf die Aufregung und Verwirrung des Unbekannten schob.

War er deshalb Hals über Kopf hierher geeilt?

Um eine Antwort auf seine unausgesprochene Frage zu erhalten?

Zwar hatte er bereits ein paar Mal versucht, das Thema anzusprechen und den Status zwischen ihm und Namjoon zu klären. Aber einer wirklichen Erklärung blieb der Fotograf ihm bisher schuldig.

Was würde passieren, wenn der Vertrag in der nächsten Woche beendet wäre?

Würden sich dann auch ihre Wege ein für allemal trennen? Wäre all das zwischen ihnen dann nichtig und irgendwann nur noch eine nette Erinnerung?

Seufzend lehnte Jin die Stirn gegen das kühle Fensterglas.

Sein Innerstes vibrierte vor Aufregung. So sehr, dass ihm beinahe ein bisschen schlecht wurde.

Er zählte die Sekunden bis zum Eintreffen des Fotografen. In der Eingangshalle hatte er sich vielleicht ein bisschen zu stürmisch bei den Stylisten erkundigt, wo Namjoon sich befand. Wer weiß, was die jetzt von ihm dachten, so wie sie gekichert hatten und ihn direkt hier hoch schickten.

Dass hier in diesem Aussichtsturm ein Termin stattfinden würde, wusste er bereits. Immerhin hatte Namjoon keinen Hehl daraus gemacht.

Auch wieder so ein positiver Punkt auf Jins imaginärer Liste.

Wenn das zwischen ihnen tatsächlich keinerlei Bedeutung hatte und alles lediglich auf Sex hinauslief, warum sollte Namjoon ihm dann private oder geschäftliche Details mitteilen?

Möglicherweise, um ihn in Sicherheit zu wiegen. Und schneller an das Ziel zu kommen, was er bereits zugegeben hatte.

Und Jin selbst?

Sollte er sich nicht längst eingestehen, dass er selbst nur zu gerne auf die Zielgerade zusteuern würde?

"Da bin ich. Was gibt es so wichtiges, dass du mich extra besuchst?", wurde die zweiflügelige Tür aufgestoßen und er von dem Hauptprotagonisten seiner Gedankengänge unterbrochen.

So stand er nun hier, mitten im Raum. Nur wenige Schritte entfernt.

Und wie immer sah er unbeschreiblich gut aus in den schwarzen Jeans und dem Shirt, das sich um seine Oberame spannte.

Kurz musste Jin sich selbst zur Vernunft rufen, sein Gegenüber nicht zu lange anzustarren. Stattdessen straffte er den Oberkörper, drehte sich wie in Gedanken versunken wieder zu den bodentiefen Fenstern hinter sich und betrachtete die Aussicht.

"Hast du hier ein Shooting gehabt?", erkundigte er sich interessiert.

"Draußen auf der Plattform.", antwortete Namjoon, wodurch Jin automatisch zu der kleinen mit Holzdielen versehenen Dachterasse schaute, die lediglich von einem relativ dünnen Edelstahlgeländer von der Tiefe abgetrennt wurde.

"Wow!", staunte er. "Hattest du keine Angst?"

"Ich stand nicht am Abgrund. Bist du nur hier, um mich nach meiner Arbeit zu fragen?", erkundigte Namjoon sich plötzlich.

"Nein, ich...", Jin versuchte, die vielen Sätze in seinem Kopf zu ordnen, die er sich eigentlich im Vorhinein zurechtgelegt hatte. Die jetzt aber irgendwo zwischen dem Hirn und seinem Mund verloren gegangen waren. Und er nun wie ein nach Luft schnappender Karpfen vor Namjoon stand.

Dieser legte schmunzelnd den Kopf schief: "Hast du Sehnsucht?"

Augenblicklich wurde Jin rot.

Wie kam er denn bitte jetzt auf sowas? Als ob er nur hier wäre, weil er Namjoon sehen wollte. Das war ja wohl lächerlich.

Immerhin hatten sie sich erst vor ein paar Stunden verabschiedet und sowieso bestanden seine Gedanken ja nicht ausschließlich um den so verdammt heißen und breitschultrigen Fotografen, der jetzt wie in Zeitlupe auf ihn zukam und Jin sich reflexartig auf die Unterlippe biss, während er das Muskelspiel unter dem schon ziemlich körperbetonten T-Shirt beobachtete.

"Es hat dir gefallen heute Morgen, nicht?", fragte Namjoon mit provokantem Grinsen, bevor er endgültig vor ihm stand und sanft, aber so verflucht intensiv küsste.

"Ja, schon...", gab Jin leise seufzend zu, schmiegte sich näher an sein Gegenüber und genoss dessen Mund, der nun seinen Hals erkundete.

Oh bitte. Wie sollte man sich denn da konzentrieren können?

Besonders, wenn auch noch forschende Hände unter seinem Oberteil dazukamen.

"Es gibt hier auch Hotelzimmer.", hörte er Namjoons dunkles Flüstern und vielleicht war es genau dieser Satz, den er benötigt hatte, um wieder zur Besinnung zu kommen. Zumindest ein bisschen.

Und den erstaunten blonden Fotografen von sich zu schieben.

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