don't wanna cry

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,,Soll ich dich nach Hause fahren, Jimin?", fragte Hoseok mich, als auch die letzten Schüler das Tanzstudio verließen.

,,Geht schon.", murmelte ich, während ich die letzten Sachen in meine Tasche stopfte.

,,Du solltest einfach mal Hilfe annehmen. Hast du überhaupt soziale Kontakte außerhalb der Arbeit? Oder trauerst du Yoongi immer noch nach?"

,,Es geht schon, Hoseok!", erwiderte ich gereizt.
Wütend nahm ich meine Tasche und stürmte aus dem Studio.

Entschlossen lief ich den Weg zu dem Haus meines besten Freundes.
Nach ungefähr einer halben Stunde erreichte ich das Mehrfamilienhaus und suchte nach dem Namensschild Kang.

Ich klingelte und wartete auf das bekannte Summen der Haustür, welches auch bald darauf erklang.
Schnell rannte ich die Treppen hoch, bis zum richtigen Stockwerk, wo mein bester Freund auch schon verschlafen vor seiner Tür stand.

,,Hast du nichts besseres um diese Uhrzeit zu tun?", begrüßte Daniel mich.

,,Tut mir leid. Ich habe vergessen, dass du schon so alt bist und schon so früh ins Bett gehen musst.", meinte ich ironisch, doch wurde schnell wieder ernst.
,,Hoseok macht mir Vorwürfe, dass ich immer noch nicht über Yoongi hinweg bin."

Seufzend trat Daniel zur Seite, sodass ich eintreten konnte.
Ich zog meine Schuhe aus und folgte meinem Freund ins Wohnzimmer, wo ich mich neben ihn aufs Sofa fallen ließ.

,,Du weißt, dass weder ich noch irgendjemand sonst, weiß, was passiert ist. Ihr habt euch ein paar Wochen nach Jungkook's tot getrennt, du warst dauernd in Busan, hast nebenbei die Schule in Seoul beendet und bist danach wieder hierher gekommen, um Tänzer zu werden.", zählt Daniel, die Geschehnisse von damals, auf.

,,Er hat sich von mir getrennt, weil er meinte, er wäre daran Schuld, dass es mir damals so schlecht ging.", flüsterte ich, den Tränen nahe.

,,Jimin! Hör auf dir alles aus der Nase ziehen zu lassen! Was ist vor vier Jahren zwischen euch vorgefallen?", fragte Daniel aufgebracht.

Und stand nur auf und ging auf das Fenster zu. Ich betrachtet die Stadt unter mir, bis mein Blick auf mein Spiegelbild fiel.
Tränen rannten über meine Wange und ich konnte nichts dagegen tun.
Ich ließ den Tränen, die ich schon mein ganzes Leben zurückhielt, freien Lauf.

,,Nach Jungkook's tot, war ich entweder bei euch oder bei Yoongi, um ihm zu helfen über Taehyung hinwegzukommen.", erzählte ich leise.

,,Und du hast dich dadurch selbst vernachlässigt.", vermutete Daniel.
Ich nickte nur, während die Tränen weiter über meine Wange liefen.

,,Wir hatten uns nach einer Weile wieder getroffen und er bat mich, dass ich wenigstens etwas essen sollte. Als ich nicht wollte, hat er mich angeschrien, dass ich auf mich selbst achten solle und, dass er die ganze Sache nur verschlimmern würde, weil er immer noch nicht über Taehyung's tot hinweg kam und ich ja ebenfalls meinen besten Freund verlor."

Ich drehte mich erst jetzt wieder zu Daniel um und sah in sein geschocktes Gesicht.

Ich konnte ihn verstehen.
Nicht nur, dass ich nach über zehn Jahren das erste mal wieder geweint habe, ich habe nach vier Jahren das erste mal über diese Sache geredet.
Darüber, dass Yoongi mir das Herz brach um mich zu 'schützen', doch es bewirkte das komplette Gegenteil.
Ich achtete noch weniger auf mich selbst und kümmerte mich noch mehr um die anderen.

,,Er hat doch damit noch mehr verletzt, als wenn du dich selbst verletzt hättest, wegen deiner Selbstlosigkeit.", stellte Daniel fest.

Ich nickte langsam, sah ihn aber nicht an.
Schweigend stand Daniel auf und nahm mich in den Arm.
Er hielt mich einfach nur fest, doch das reichte. Es sagte mehr, als tausend Worte es in diesem Moment hätten tun können.

-

Ich schreckte von einem lauten Poltern aus dem Schlaf.

Nachdem ich mich bei Daniel ausheulte, ging ich nach Hause und legte mich schlafen. Zwar war Daniel dagegen, dass ich ging, aber wir wusste beide, dass es das beste war.

Jedoch war ich nun wach. Mit del Wissen, dass jemand in meiner Wohnung war.

Ich machte vorsichtig das Licht von meiner Nachttisch Lampe an und sah mich etwas ängstlich um.

Die Tür zu meinem Schlafzimmer ging leise auf und ich zog meine Decke näher an meinen Körper.

Ich wollte noch nicht sterben. Auch wenn das hieß, dass ich Jungkook und Taehyung Wiedersehen würde. Ich wollte wenigstens noch einmal in meinem Leben Yoongi sehen und ihm sagen, dass ich ihn liebte.

Ein Kopf erschien in der Tür und mir stockte der Atem.
Die weißen Haare fielen mir als erstes auf. Dann dieses wunderschöne blasse Gesicht. Und zum Schluss diese schwarzen Augen, die mir schon immer so sehr in die Seele sahen.

Yoongi.

Mein Yoongi.
Er stand einfach nur da und sah mich an.

Ich hatte ihn seit vier Jahren nicht mehr gesehen, trotzdem erkannte ich ihn in diesem Moment.

Ich erkannte meine erste und einzige große Liebe.

,,Yoongi.", flüsterte ich andächtig.

Langsam kam er auf mich zu und setzte sich zu mir auf das Bett.
,,Es tut mir so leid, Jimin."

Ein schluchzen entwich meiner Kehle und die Tränen liefen wieder über meine geröteten Wangen.
Sanft legte Yoongi seine Hände an diese und strich die Tränen weg.

,,Daniel hat mir alles erzählt. Ich... Ich dachte...", er stockte und sah mich verzweifelt an.
,,Ich dachte, dass ich kein Recht hätte noch länger zu trauern. Taehyung starb wegen einem Unfall. Jungkook war so verzweifelt, dass er sich das Leben nahm.
Ich war ein furchtbarer Freund."

Ich schmiegte mein Gesicht an seine Hand und schüttelte kaum merklich den Kopf.
,,Du wolltest nur das beste für mich. Ich hätte dir einfach erzählen sollen, dass ich nicht trauern kann."

,,Ich liebe dich.", flüsterte Yoongi.

Er sah mich in diesem Moment genauso wie früher an.

Sein Blick war voller Liebe.
Liebe, die trotz alldem überlebt hat.

,,Ich liebe dich auch.", flüstere ich, ehe ich unsere Lippen verbinde.

Yoonmin Oneshots Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt