Hitze. Unerträgliche Hitze, die nun anstelle der Kälte ist. Meine Haut prickelt von der plötzlichen Umstellung und ich halte schützend meine Hände vor mein Gesicht. Bei jedem Schritt des riesigen Dinges werde ich durchgeschüttelt. Es hört sich an, als würden Blasen platzen. Als würde etwas aufdampfen. Langsam schaffe ich es, meine Hände von meinem Gesicht zu nehmen. Die Hitze ist so oder so unerträglich. Da hilft es nicht einmal, sich schützen zu wollen. Es ist hell. So hell, dass ich ein paar Momente brauche, bevor ich es schaffe, meine Augen wieder zu öffnen und mehr als erstaunt drein zu blicken.
Eine Lavalandschaft. Schwarzer Untergrund, wahrscheinlich erhärtete Lava. Zumindest sieht es so aus. Dieser schwarze Untergrund bildet Wege über den Blasen schmeißenden heißen und leuchten Strömen der tödlichen... Flüssigkeit? Keine Ahnung. Es gibt aber auch größere Flächen des schwarzen Gesteins. Gebilde, die aussehen wie Stalagmiten. Spitze, vom Boden in die höhe ragende Dinger. Hin und wieder kann ich welche sehen, die oben nicht spitz sind, sondern eher eine Art Plattform bieten. Und in der Ferne, oder doch ganz nah, ich kann das im Moment schlecht einschätzen, eine Festung. Ein einzelner Weg aus erkaltetem schwarzen Gestein führt in das, von Lava umgebene Schloss.
Ich sehe mich um. Ist das Portal noch da? Scheiße. Nein. Also gut! Dann bleibt nur noch eines. Wäre das Portal da gewesen hätte ich gemeint, dass ein Fluchtversuch nicht schlecht wäre. Aber so wie es jetzt aussieht, wäre eine Flucht nur idiotisch. Ich habe keine Ahnung, ob es hier einen Ausgang gibt. Ob sich irgendwo Zugänge befinden, die ich ausnutzen könnte. Denn Portale öffnen... Das gehört nun wirklich nicht zu meinen Qualifikationen. Von denen eh relativ wenige sich für das Überleben eignen. Oder kann man mit viel Geduld einen Kampf gewinnen, wenn man angegriffen wird? Nein.
Auf einmal wird der Griff um meinen Bauch fester und ich atme automatisch ein. Resigniert, weil es eh nichts mehr bringt mich dumm zu stellen, sehe ich zu dem Wesen hinauf. "He... Wenn du mich schon entführen musst, lass mich wenigstens am Leben und lass ein wenig locker. Weglaufen werde ich dir schon nicht.", brumme ich und sehe, wie die roten Augen zu mir hinunter blicken. Der Mund verzieht sich zu einem grinsen. "Kannst du mich jetzt endlich doch sehen, kleines Menschlein?", fragt es höhnisch und ich schnaube. "Habe ich die ganze Zeit. Nur jetzt bringt es mir nichts mehr, so zu tun als ob."
Ein dunkles lachen entkommt dem Wesen und ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Ein kleines Menschlein, dass so viel Mut hat! Ach wie niedlich!", ruft er und mein Blick geht nicht von ihm weg. "Und um das Klischee jetzt noch ein wenig zu bedienen und dem Entführer-Opfer Prozess einzuleiten würde ich gern wissen, wer du bist. Also ich habe eine Vermutung. Aber ich glaube es wäre ratsam, dich richtig anzusprechen. Ansonsten lande ich da drin.", brumme ich und deute auf den Lavasee, auf dessen Oberfläche immer wieder neue Blasen aufsteigen, immer größer werden und dann platzen.
Unter meinem Kinn spüre ich plötzlich etwas spitzes und ich folge dem Ding, dass mein Kinn in die höhe bringt. Es ist stehen geblieben. "Jemand, der mitdenkt. Du redest mir zwar zu viel, aber du denkst richtig mit. Das gefällt mir.", murmelt er nachdenklich und grinst dann wieder. "Zalgo, mein Name. Und deinen Namen brauche ich nicht zu wissen. Ein kleines Menschlein, dass auf der Suche nach einem Freund ist, nicht wahr?" Trotz der Hitze geht ein kalter Schauer meinen Rücken hinunter. "Ungefähr.", erwidere ich kurz angebunden und sehe, dass wir uns dem Schloss immer mehr nähern. Zalgo. Beschissener hätte es jetzt nicht laufen können.
"Und... ich werde als..." Ich suche nach dem richtigen Wort und gestikuliere ein wenig herum. "Pfand oder... keine Ahnung. Das Wort ist gerade weg." Seufzend lasse ich meinen Kopf hängen. "Jetzt hab ich schon so nen riesen Schädel und dann ist da nur hohle Luft. Herrgott..." Zalgo antwortet nichts. Fieberhaft suche ich nach dem Wort, dass mir dann auch endlich einfällt. Schnipsend mache ich meinen Erfolg kund. "Geisel!", rufe ich grinsend und lache kurz. Selbst so ein kleiner Erfolg während so einer beschissenen Situation ist für mich etwas positives. "Ich werde also als Geisel benutzt, oder?", frage ich und sehe zu ihm hoch.
Zalgo ist eher... stumm. Nun gut. Das wäre jetzt echt komisch gekommen, wenn er mir seinen gesamten Plan erzählt hätte. Mit einem Arm locker auf seiner Krallenhand abstützend, lehne ich mich ein wenig zu ihm. "Kleiner Tipp. Ich wäre so oder so getötet worden. Wenn etwas wieder auftaucht, dann ist bei mir Sense. Ich soll nur helfen, es zu finden." Ich hoffe einfach mal, dass meine Worte bei ihm klick machen. Das ich kein Creepypasta bin, um die viel Wind gemacht wird. Oder nach der fieberhaft gesucht wird. Innerlich bete ich sogar, dass Tim sich ein wenig beruhigt.
Ein wenig locker, zumindest nach außen hin, drehe ich mich wieder nach vorn. Was ich nicht nach außen hin zeige ist, dass ich nervöser bin als ein Teenager der kurz davor ist seinen Crush zu fragen, ob er oder sie ihn liebt! Mein innerliches Ich zittert schlimmer als jeder Lämmerschwanz und mein Selbstbewusstsein hat sich mit meinem logischen Denken wahrscheinlich zusammengetan und beide haben Selbstmord begangen. Oder so ähnlich. Zumindest ist der Griff um meinen Körper etwas leichter geworden und ich kann wieder normal atmen. Mein Blick geht auf den Boden, der ein wenig weit unter mir ist.
Würde ich Probleme haben, auf ihm zu laufen? Würden meine Schuhsohlen schmelzen? Oder wäre das eine Hitze, die gerade noch so ginge? Wie schmerzhaft wäre ein Tod in der Lava, wenn man Kopf voraus rein springt? Sicherlich schmerzhaft. Aber wie lange? Wieso denke ich über den Tod nach? JETZT ganz sicherlich nicht mehr. Nicht, nachdem alles passiert ist. Vergiss es. Ich weigere mich, zu sterben. Foltern? Bringt es zu mir und foltert mich! Nur will ich dann auch was ausprobieren. Ob die mich das lassen würden? Während ich so langsam aber sicher in komplett anderen Gedanken versinke merke ich nicht wirklich, wie Zalgo mich über die einzige Landbrücke zum Schloss bringt.
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The lost friend 2
Hayran KurguAlex hat in viel zu kurzer Zeit viel zu viel erlebt. Sie wurde wegen dem Verschwinden Brians um Hilfe gebeten. Sie hat Tim an ihre Seite bekommen. Ein Bechal hat sie fast getötet und ihr Auto mit seinen wunderschönen Krallen zerkratzt. Tim ist mehr...