Kapitel 15 „Duft"

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{Sicht Yamaguchi}

Die letzte Stunde hatte nun angefangen und die Angst vor ihrem Ende wurde größer. Nun mussten wir ausgerechnet Englisch haben, ein Fach welches für mich jedes mal wie im Flug vorbei ging, dabei wäre es mir heute Recht gewesen, wäre die Englischstunde mehrere Stunden gegangen. Während wir also eine neue Zeitform lernten, konzentriere ich mich überhaupt nicht auf den Unterricht, sondern versuchte, das in den letzten Tagen geschehende zu verarbeiten.

So viele Momente voller Panik und Tränen aber auch so viele Momente voller Glück und Hoffnung, doch das Gefühl, welches in diesem Moment überwiegte, war eindeutig die Angst. Das Gefühl von Sicherheit, welches ich in Tsukkis Armen verspürte, war nun nichts mehr als eine schöne Erinnerung für mich und würde wahrscheinlich nie wieder zur Gegenwart werden. Nie wieder werden Tsukki und ich uns in den Armen liegend ein Feuerwerk anschauen, aber die Gegenwart hielt auch viel Bereit für mich. Viel Angst. Es war nun gerade meine Gegenwart, darauf zu warten gleich nach dem Unterricht gequält zu werden, mit der ständigen Angst, nicht zu wissen, was passiert.

Als ich es dann wagte, einen Blick auf die Uhr zu werfen, bereute ich diese Entscheidung noch im gleichen Moment, denn nun sah ich es eindeutig, dass es in weniger als 3 Minuten klingeln sollte. Fuck ich war am Ende. Alleine heute hatte sich mal wieder gezeigt, egal was ich mache oder versuche, ich werde diese Typen nicht davon abhalten können zu tun was sie immer tun. Vielleicht wäre es besser während der Vorfälle einfach wieder zur Gleichgültigkeit über zu gehen, denn es war ja schließlich egal was ich tat.

Der Gedanke daran, so zu tun als wäre mir alles egal, tat weh, doch es gab eh keinen Ausweg. Egal welches Szenario ich mir auch vorstellte, ich kam immer zum gleichen Ende, ich würde weiter zusammengeschlagen werden, bis wir endlich das beschissene Abschlusszeugnis haben, was verdammt nochmal lange dauerte, da wir ja gerade erst Erstklässler an der Karasuno waren. Verdammt würde ich weitere zwei Jahre in dieser Hölle überleben? Diese Frage war nicht einmal sarkastisch gemeint, denn ich würde diesen Typen zutrauen, sich so weit hoch zu schaukeln, mich eines Tages wirklich umzubringen.

Das laute und furchterregende Klingeln der Schulglocke riss mich aus meinen Gedanken, bevor ich mir Details ausmalen konnte, worüber ich ziemlich dankbar war, bis mir einfiel, dass dieses Klingeln vielleicht der Alarm war, diese Gedanken in die Realität zu holen. Ich würde alles dafür geben, jetzt zum Volleyball gehen zu können, anstatt zu diesen Typen, doch kein Weg führte daran vorbei. In der Hoffnung, dass sich Tsukki und die Anderen nicht zu viele Sorgen machen würden, packte ich nach dem Klingeln schnell meine Sachen und versuchte unauffällig hinter Gebäude 2 zu gelangen.

Dort angekommen lehnte ich mich an die Wand und wartete auf meine ‚Gegner'. Die Panik in mir verschwand mit einem Schlag, als mir einfiel, dass ich immer noch die Jacke von Tsukki in meiner Tasche hatte. Ihr Duft hatte mir ja schon ein paar mal geholfen mich zu entspannen, also warum sollte das jetzt nicht auch funktionieren?

Vorsichtig ging ich in die Hocke um meine Tasche zu öffnen und aus dieser die Jacke meines besten Freundes zu holen. Langsam streifte ich sie mir über die Schultern und atmete ein paar mal kräftig durch. Ich hatte Recht, der Duft dieser Jacke war wirklich ein wahres Wundermittel. Die Angst vor meinen ‚Gegnern' blieb, doch der Geruch gab mir wieder ein Stück der Sicherheit zurück, welche mir Tsukki in dem Moment des Feuerwerks geschenkt hatte und genau dieses Gefühl war, was ich im Moment am meisten brauchte. Sicherheit.

Als ich langsam wieder aufstand und mich umdrehte, konnte ich gar nicht schnell genug reagieren, denn sobald ich dabei war mich umzudrehen, wurde ich mit Gewalt gegen die Wände des Schulgebäudes gedrückt, wobei mein Kopf durch die Wucht unglücklich gegen die Wand prallte und min höllisch Schmerzte. Als ich wieder einigermaßen bei mir war und nun die Situation erfassen konnte, sah ich auf und Blickte direkt in die grünen und bedrohlich wirkenden Augen des Schwarzhaarigen.

Sein undeutbarer Blick, zog wie ein kalter Schauer über meinen Körper und brannte sich wie ein Trauma in mein Gedächtnis. Er sah mich bedrohlich aber auch gleichzeitig Lächelnd an und ich könnte nicht voraussagen, was er als nächstes vorhatte. Auch als ich einen Blick in seine Augen wagte, konnte ich nicht bestimmen, wie oder was er fühlte.

Planlos und angstvoll stand ich also da, umrandet von mindestens 4 Jungs. Sie alle standen um mich rum und ich hatte keine Chance ihnen zu entkommen. Gefangen wie eine Krähe in ihrem Käfig stand ich in der Mitte des Kreises den sie um mich gebildet hatten. Meine Augen hatte ich geschlossen, da ich ihre Gesichter einfach nicht sehen wollte. Ihre Ausstrahlung verwirrte mich, aber das was ich gerade wollte, war Klarheit. Leise hörte ich langsame Schritte über den unebenen Boden unter uns auf mich zu gehen. Meine Augen presste ich noch weiter zusammen und wollte hier einfach nur weg. Je Näher die Schritte kommen zu scheinen, desto größer wurde die Angst vor dem was kommen wird.

Ich spürte, wie sich ein schwarzer Schatten über meine bereis dunkle Sicht legte. Ich spürte die wärme eines großen Körpers nah neben mir und ich wusste nicht was geschieht, bis mir jemand die Hand auf die Schulter legte.

„Lass uns Spaß haben." hörte ich die Stimme des schwarzhaarigen in mein Ohr flüstern.

My Hero {Yamaguchi x Tsukishima}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt