Kapitel 18 „Lüge"

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{Sicht Yamaguchi}

Gequält öffnete ich meine Augen zum nervigen Piepsen des Weckers. Langsam zog ich die warme Decke von meinem Körper und ein kalter Schauer durchfuhr meinen Körper. Langsam setzte ich mich in meinem Bett auf, wobei mir wieder der Schmerz durch den Körper zog. Diesen ignorierend stand ich gequält auf und zog mich um und wobei mir wirklich alles weh tat, musste ich mich mit dem Anziehen und Essen beeilen um nicht zu spät zu kommen.

Heute zog ich mir ausnahmsweise extrem lockere Kleidung an, da enge Kleidung zu sehr an meinen Verletzungen reiben würden und einen permanenten Druck auf diese ausüben würde, worauf ich wenig Lust hatte. Die Farben meiner Kleidung waren mir egal, also zog ich einfach eine schwarze Jogginghose mit einem weißen Shirt an auf welchem „Lose yourself" stand.

Nachdem ich dann mit allem fertig war, machte ich mich auf den Weg in Richtung des Treffpunktes an welchem ich immer auf Tsukki wartete oder er auf mich und nachdem ich dort ein paar Minuten stand, konnte ich ihn auch schon in der Ferne auf mich zu kommen sehen. Plötzlich kam mein Hirn auf die Idee was ich denn sagen sollte, wenn er mein Humpeln bemerkte, was er ganz sicher tun würde.

Verdammt ich war so mir meinen Gedanken beschäftigt, dass ich die offensichtlichsten Dinge nicht beachtet hatte. Tsukki kam immer Näher und die Zeit mir eine Erklärung einfallen zu lassen weniger. Er wusste ja von dem, was mir meine Klassenkameraden abtaten, deswegen musste die Ausrede möglichst glaubwürdig sein. Nur noch ein paar Meter, dann würde er vor mir stehen. Fünf Meter, vier Meter, drei, zwei, eins und schon stand er vor mir.

„Morgen." begrüßte ich ihn und lächelte ihn dabei leicht an.

Von ihm kam jedes nur ein genervtes „Mhm" zurück.

„Warum warst du gestern nicht beim Training?" fragte er nun doch mit einem Hauch von Interesse in der Stimme.

„Ich hatte ein Lehrergespräch das hab ich dir doch schon gesagt." redete ich mich raus.

Er sah mich nur misstrauisch an aber sagte jedoch nichts und ging los. Trotz meinem schmerzenden Knies versuchte ich mit seinem Tempo mitzuhalten und hoffte dabei einigermaßen gesund auszusehen, wobei ich kläglich scheiterte, wie ich in Tsukkis verwirrtem Blick sah.

„Was ist denn mit dir los? Verletzt? Sag nicht diese Idioten haben dir wieder was getan?!" sagte er nun mit einem leicht aggressivem Unterton.

Verdammt. Er konnte mich einfach zu leicht durchschauen, obwohl es wahrscheinlich nur eine Vermutung von ihm war, dennoch wollte ich nicht, dass er erfuhr was gestern hinter Gebäude 2 geschah.

„Ich war gestern nur ein wenig unaufmerksam auf dem Weg nach Hause und bin auf mein Knie gefallen. Nichts schlimmes tut nur n bisschen weh." log ich spontan und war sogar relativ zufrieden mit meiner Ausrede, da es sehr typisch für mich war zu stolpern oder irgendwo gegen zu laufen.

Tsukkis Blick jedoch verriet mir, dass er mir nicht im Ansatz glaubte. Ich war ein schlechter Lügner und das wussten wir beide, daher erkannte er meine Lügen meiste relativ schnell, dennoch hoffte ich, dass er meine Aussage einfach so stehen lassen würde und mich nicht weiter darauf ansprach, doch natürlich lag ich falsch.

„Glaube ich dir nicht." sagte er ohne auch nur eine Emotion im Gesicht. „Was ist wirklich passiert?" und als er dies sagte, konnte ich ein wenig Fürsorge und Sanftheit in seiner Stimme erkennen, was mich leicht rot werden ließ.

Damn, genau jetzt war ein echt mieser Zeitpunkt von seinem besten Freund zu schwärmen, immerhin war ich mitten in einer Lüge, welche ich ihm verkaufen musste. Echt komische Situation.

„Nagut" fing ich nun den Satz mit leiser Stimme an. „Ich habe schon seit einigen Wochen jeden Abend alleine auf den Straßen trainiert und das habe ich gestern wieder gemacht, aber als ich von nem Sprungaufschlag wieder landen wollte bin ich weg geknickt und voll auf mein Knie gefallen." Log ich weiter, doch diesmal schien ich ihn überlistet zu haben.

Er sah mich mit einem leicht mitleidendem Blick an und sagte „Kann ich vielleicht mal sehen?"

Ach fuck man! Egal wie gut meine Lügen schienen dieser Typ entlarvte sie sogar unbewusst. Würde ich ihm mein Knie zeigen, würde er auch mein ganzes Bein voller blauen Flecken und Wunden sehen und ab dem Punkt wäre jede Lüge zu spät.

„Wir sind schon sehr spät dran wir müssen jetzt erst einmal zur Schule. Nach dem Volleyball vielleicht?" fragte ich, damit es nicht allzu auffällig schien doch Tsukki schien mit meiner Antwort nicht zufrieden.

„Volleyball?! So wie du läufst spielst du heute definitiv kein Volleyball!" sagte er in einem strengen Ton, wobei er mich schon fast an Daichi erinnerte.

Zu seiner Überraschung sagte ich nichts, sondern zuckte nur mit den Schultern und machte mich weiter auf den Weg zur Schule, da wir tatsächlich etwas spät dran waren, obwohl ich auch gut auf die Schule hätte verzichten können. Ich hatte große Angst diesen Typen wieder zu begegnen, Angst davor, dass sie so etwas wieder tun könnten.

Als wir dann nach einer Ewigkeit, stillschweigend an der Schule angekommen waren, verabschiedeten wir beide uns nur kurz von einander, als sich unsere Wege trennten. Schon auf dem Weg zur Schule herrschte eine unangenehme Stille zwischen uns. Normalerweise würde ich diese Stille mit vielen unnötigen Gerede füllen, während Tsukki mir wegen seiner Musik nur mäßig zuhörte, doch heute hatte ich keine Lust mit irgendjemandem zu reden, nichtmal mit ihm.

Am Klassenraum angekommen blieb ich erstmal einen Moment stehen und atmete tief durch. Es war hart, doch ich musste nun Stark sein und meine Angst nicht zeigen. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen und erinnerte mich an alle schönen Momente in meinem Leben oder Momente an denen ich mich einfach wohl fühlte. Diese Gedanken beruhigen mich so sehr, dass ich mich nun traute das Klassenzimmer endlich zu betreten.

My Hero {Yamaguchi x Tsukishima}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt