Kapitel 17 „Schmerz"

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{Sicht Yamaguchi}

Als ich langsam meine Augen öffnete, sah ich direkt in die untergehende Sonne und begriff schnell was passiert war. Es dauerte nur ein paar Momente, da erinnerte ich mich an alles was passiert war bevor alles vor meiner Sicht schwarz wurde und mindestens genau so schnell wie die Erinnerungen kamen auch die Schmerzen zurück und dies stärker als davor, da ich nun bei vollem Bewusstsein war. Gestorben war ich nicht aber wenigstens würde ich ohnmächtig und musste nicht mehr mitbekommen was mir weiteres angetan wurde.

In Selbstmitleid versinken lag ich also auf dem mit Blut verzierten Schnee. Bewegen konnte und wollte ich mich kein Stück. Alles tat weh, nicht nur außen sondern auch innen schmerzte alles so abartig. Mit diesen Schmerzen realisierte ich, wie mein Leben nun die nächsten zwei Jahre verlaufen würde. Geschlagen, verspottet, ausgeschlossen. Was habe ich schlechtes getan um so etwas zu verdienen? Jeden Tag durch die Hölle zu gehen und an Tagen wie diesen sogar noch weiter.

Mit mangelnder Kraft versuchte ich mich langsam aufzusetzen. Sobald ich mich bewegte, zischte ein höllischer Schmerz durch jeden meiner Nerven. Alleine das Aufsetzen war eine Qual und kostete mich eine halbe Ewigkeit, daher waren meine Hoffnungen auf eine entspannte Heimreise verflogen, falls ich es überhaupt irgendwann schaffte aufzustehen, doch ich hatte keine andere Wahl als es einfach zu versuchen, also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und versuchte mich mit aller Kraft in die Höhe zu stemmen.

Weit kam ich jedoch nicht, da ich bereits ziemlich schnell wieder in mich zusammen sackte. Es dauerte mich ganze fünf Anläufe, doch dann hatte ich es endlich geschafft und stand ziemlich unsicher auf den Beinen, wobei ich sofort bemerkte, dass mit meinem linken Bein etwas nicht stimmte. Es fühlte sich so seltsam und unstabil an. Vorsichtig fasste ich mir mit der Hand an das Knie, welches bei der Berührung vor Schmerz pochte. Eine leichte Berührung reichte um den Schmerz durch meinen ganzen Körper fahren zu lassen.

Sofort schossen mir die Tränen in die Augen, welche ich mir direkt wieder weg wischte. Ich durfte nicht wegen einer kleinen Verletzung weinen, ich hatte schließlich schon Schlimmeres erlebt. Dennoch war dieser Schmerz doch etwas ganz Neues für mich, denn er fühlte sich so intensiv und real an aber dennoch musste ich mich nun zusammenreißen, wenn ich heute noch nach Hause kommen wollte. Langsam bewegte ich mein rechtes Bein, wobei nun mein ganzes Gewicht auf dem linken lastete und bei dem darauf folgendem Schmerz konnte ich mir ein lautes Zischen nicht verkneifen.

Kurz schloss ich meine Augen und atmete tief durch. Langsam setzte ich nun einen Fuß vor den Anderen und kam mir vor, wie ein Kücken welches gerade Fliegen lernte. Ich war die ersten Schritte extrem unbeholfen, doch mit der Zeit entdeckte ich immer und immer mehr Tricks, welche mir das Laufen deutlicher vereinfachten, dennoch war der Schmerz durchgehend vorhanden und würde nicht so schnell wieder verschwinden.

Nach einer knappen Stunde, welche mir vorkam wie eine Ewigkeit, erreichte ich endlich mein Haus und schloss die Tür auf. Als ich dann ins Haus trat, stellte ich fest, dass ich mal wieder alleine zuhause war, was mir gerade Recht kam, da ich nicht wusste wie ich meinen Eltern mein humpeln erklären könnte geschweige denn wie ich es meinem Team erklären sollte, denn so konnte ich auf keinen Fall spielen und das obwohl wir bald unser entscheidendes Spiel gegen die Shiratorizawa hatten.

Bei dem Gedanken kam Wut in mir auf. Wenn diese Typen mich wirklich davon abhielten im Spiel gegen Shiratorizawa auch mindestens einmal auf dem Feld zu stehen, würde ich sie definitiv umbringen. Dieses Spiel entschied darüber, ob der Traum all unserer Spieler in Erfüllung geht und ich würde alles dafür geben ihnen zum Sieg zu verhelfen.

Als ich dann endlich in meinem Zimmer angekommen war, war ich einfach nur fertig. Meine Beine waren schwer und ich war extrem müde, also entschied ich mich dazu, noch eben mein Handy zu checken und dann frühzeitig Schlafen zu gehen, also zog ich die blutverschmierte Jacke und Pullover aus und zog mir gemütliche Schlafsachen über.

Beim genauen Anblick von Tsukkis Jacke blieb mir der Atem weg. Wie sollte ich ihm diese vielen Blutflecken erklären? Sie rauszuwaschen wäre unmöglich aber ich konnte ihm ja nicht einfach eine Jacke voller Blut zurück geben. Mit zielsicherem Blick steuerte ich auf meinen Laptop zu, welcher auf meinem Schreibtisch lag und schaltete ihn ein. Nun suchte ich Tsukkis gesamte Jacke nach dem Namen des Models und der Größe ab und wurde tatsächlich fündig.

Siegessicher gab ich den Namen der Jacke in die Google Suchleiste ein und drücke auf Enter. Tatsächlich tauchten nun Bilder vom Model von Tsukkis Jeansjacke auf dem Bildschirm auf und ich klickte auf einer der vielen Kaufseiten, wählte die passende Größe aus und bestellte eine neue Jacke, in der Hoffnung, dass es Tsukki nicht auffallen würde.

Zufrieden nahm ich dann mein Handy und legte mich in mein Bett. Als ich dann mein Handy anschaltete blinkte mir direkt eine Nachricht von Tsukki ins Gesicht.

„Warum warst du heute nicht beim Training ist etwas passiert?"

Es war echt schön zu sehen, dass er sich wirklich Sorgen um mich machte.

„Alles gut, ich hatte nur ein Gespräch mit dem Lehrer. Tut mir Leid, dass du dir Sorgen gemacht hast, ich sag dir nächstes mal Bescheid."

Mit dieser Lüge legte ich dann mein Handy weg und kuschelte mich unter meine schön wärme Decke doch sobald ich meine Augen schloss, schossen die Bilder in meinen Kopf zurück. Blut, Schmerz, das Lächeln meiner Klassenkameraden, all die schrecklichen Erinnerungen der vergangenen Stunden kamen in meinen Kopf zurück und ich riss panisch meine Augen wieder auf.

Ich versuchte mich selbst damit zu beruhigen, dass es nun vorbei war und dass sie mich bestimmt nun für einige Zeit etwas in Ruhe lassen würden. Ob das stimmt wusste ich nicht aber mehr als hoffen konnte ich in diesem Moment nicht.

My Hero {Yamaguchi x Tsukishima}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt