Michael
Mit einem Mal kniete Manuel vor ihm. Sein braunes Haar verdeckte einen Teil seiner wahnsinnig geröteten Wangen. Nervös biss er sich auf die Unterlippe, atmete tief und laut durch seine Nase ein, hob seinen Brustkorb an. Langsam atmete er wieder aus und zog eine kleine Schatulle aus seiner Jackentasche. Den ganzen Abend schon hatte er sie nicht ablegen wollen, eine Hand immer in der Seitentasche. Tränen fluteten Michaels Augen und nahmen ihm die Sicht. „Michael, willst du-" „Ja", unterbrach er seinen Freund. Sofort wurde er in eine innige Umarmung gezogen. Lippen trafen auf seine. Salzige Tränen rannten Michael die glühenden Wangen nach unten.
Sie hatten sich kaum voneinander getrennt, da vernahm Michael ein leises Schluchzen. Verwundert blickte er zu seinem Verlobten, welcher ihm jedoch einen ebenso verwirrten Blick zuwarf. Sein Blick wanderte von links nach rechts. Am Anfang hatte er sich erschrocken, doch jetzt suchte, wollte er zu der Person, welche gut hörbar trauerte um den Schmerz erträglicher zu machen.
Ein paar Bänke weiter saß er. Seine Beine hatte er bis unter sein Kinn angezogen und seine Arme darum geschlungen. Seine orangefarbene Jacke wirkte viel zu dünn, wenn man beachtete, wie sehr der junge Mann zitterte. Seinen Kopf hielt er gesenkt, sodass das Licht der Straßenlaterne nicht sein blasses Gesicht erhellen konnte. „Du möchtest zu ihm, nicht wahr?", fragte Manuel in die Nacht hinein. Er kannte seinen Partner zu gut. Er war Mitfühlend, manchmal sogar zu Mitfühlend. Er erkannte seine trüben Augen, die nach unten hängenden Mundwinkel, als wolle Michael etwas sagen, irgendetwas loswerden. Aufmunternd klopfte er ihm sanft auf die Schultern und ließ in mit den Worten „Du kannst hin, wenn du willst, aber der beruhigt sich so oder so wieder. Ich warte im Auto auf dich" Stehen.
„Hey, alles in Ordnung? Willst du darüber reden?" Vorsichtig hatte sich Michael zu dem anderen jungen Mann begeben. Er war dennoch vor schreck leicht aufgesprungen, wobei seine geröteten, angeschwollenen Augen zu ihm aufblickten. Schnell nickte er dem braunhaarigen entgegen. Eine eindeutige Lüge, ein verleugnen der Tatsachen. Dieses Verhalten kannte er leider zu gut. Manchmal war es so einfacher. Einfacher als zu erklären, wie es einem ging. „Möchtest du darüber reden? Ich weiß wir kennen uns nicht, aber ich sehe wie schlecht es dir geht." Der junge Mann in der orangenen Jacke schüttelt schnell den Kopf, wobei er laut aufschluchzt. Mit den Handflächen rieb er die Tränen davon, wobei seine Lider immer geröteter werden. „Das Universum ist einfach unfair", kam es plötzlich von dem Fremden. Er hatte es so Monoton gesagt, dass es sich fast gar anhörte wie ein dämlicher Werbeslogan. Als würde er die Lösung, das Heilmittel gegen diese unfaire Situation im nächsten Atemzug anpreisen. Doch er blieb ruhig. So ruhig, dass es wie ein Schwert die Geräusche um sie herum in zwei spaltete. „Es ist nicht unfair, es ist ein verdammtes Arschloch", meinte Michael und musste schmunzeln. Auch seine neue Bekanntschaft grinste kurz auf. Im Augenwinkel erkannte Michael die Lichter des Autos, mit welchem Manuel und er es in den Park geschafft hatten. Ein Zeichen, dass er sich beeilen soll. Doch ein kleiner Teil in ihm sträubte sich dagegen, hielt ihn davon ab sofort zu seinem Verlobten zu sprinten. „Falls du doch mal reden möchtest, schreib mich einfach an." Er drückte dem jungen Mann einen kleinen Zettel mit seiner Nummer in die Hand. Er hatte sie heute während der Arbeit auf die Visitenkarten seiner neuen Arbeitsstelle geschrieben, sodass man ihn bei Nachfragen immer erreichen konnte. „Ich hoffe du meldest dich." Ein letztes Mal versuchte er in die Augen des anderen zu blicken.
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Verfluchtes Universum - Zomdado
FanfictionKönnen wir uns im nächsten Leben einfach früher kennenlernen? Während Maurice sich mit seinem Ex plagt erklimmt Michael eine neue Stufe in seiner Beziehung. Durch einen Zufall treffen sie aufeinander. Zwei Welten, welche wie Puzzleteile zusammenpass...