Samstag, 13:16 Uhr

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Michael

„Hey."

Schnell drehte sich Dario um, Michael tat es ihm gleich. Sofort hatte er die Stimme erkannt. Es war jene, welche ihm schon vor ein paar Tagen so gut gefallen hat. „Ah, Maurice. Deine Mutter hat schon angerufen. Gib uns noch kurz fünf Minuten, wir müssen noch schnell den Wagen runterlassen. Ich bringe ihn dann weg." Schnell nickte er, ließ seinen Schlüssel kurz aufklimpern, verstaute ihn anschließend in seiner Hosentasche. Mit seinen Beinen wippte er auf und ab, wechselte sein Gleichgewicht von den Zehen hin zu seinen Ballen und wieder zurück. Er wirkte wieder nervös und schüchtern.

Mit einem „Hey, alles in Ordnung?" ging Michael langsam auf Maurice zu, Schritt für Schritt. Er hatte Angst, dass eine schnelle Bewegung sein Gegenüber nur noch nervöser vibrieren ließ, oder wie auch sonst man seine schnelle Bewegung nennen sollte. Es war für ein Zittern zu schwach, für ein Einfaches hin und her Schwanken zu stark. Einen halben Meter vor ihm hielt er an. Erneut überschattete eine tiefe, endlos wirkende Stille sie und ihre Umgebung. Als hätten sich dichte, schwarze Wolken vor die Sonne geschoben. Michael wollte gerade dazu ansetzen etwas zu sagen, als sein Cousin hinter ihm den lauten Motor des Autos starten ließ, um welches sich die beiden soeben gekümmert haben. Noch immer spürte der Braunhaarige das Öl auf seinen Handflächen, welches auch nach dem fünften Mal Hände-an-einem-Lappen-reiben, nicht abgehen wollte.

Als Dario mit dem Wagen um die Ecke war, hatte Michael das Auto von Maurice's Mutter in die Werkstadt gefahren. Er hatte es ganz behutsam abgestellt, als sei es ein altes Spielzeugauto, mit welchem er als Kind gespielt hatte. Es war zwar aus Holz gewesen, doch hätte es einen weiteren Sturz niemals überlebt. Die Räder waren schon ganz verbogen, die Klappe für den Kofferraum nicht mehr existent.

„Ehm Michael?"

Sofort blickte der angesprochene auf. Ein Schaudern floss ihm über den Rücken. Er fühlte sich, als würde er den Zaun einer Pferdekoppel umgreifen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, als würde er es nicht einmal in Erwägung ziehen loszulassen. Ein Stromstoß zog durch seinen Körper. Wollte Maurice ihm klar machen, dass es falsch von ihm gewesen ist, sich nicht mehr zu melden? Schließlich hatte er und nur er weder auf einen Anruf, noch auf eine Nachricht per What's App geantwortet. „Es tut mir leid." „Was?" Verwirrt blickte Michael auf, legte den Schraubenschlüssel weg, welchen er soeben aufgenommen hatte. „Ich habe dich viel zu oft Kontaktiert. Ich war viel zu anhänglich und wenn ich dich damit genervt habe, dann tut mir das echt wahnsinnig leid."

Scham und Mitleid rumorten in Michaels Magen. Hatte er tatsächlich einen solchen Eindruck auf den Blonden gemacht? Schnell ging er auf Maudado zu. Er würde eine Hand auf seine Schulter legen, doch wollte er sein Oberteil nicht ruinieren – es zeigte eine kleine blaue Schnecke, welche aus seiner Brusttasche rausschielte. Es wirkte, als hätte er es selbst entworfen und auf das Shirt gemalt. Zombey gefiel es.

„Denk' doch nicht so. Ich hab' dir nicht mehr geantwortet, dass war echt meine Schuld. Manuel bombardiert mich nur so mit Hochzeitszeug, da war ich einfach allgemein überfordert und gestresst und habe mich aus diesem Grund von meinem Handy ferngehalten." Mit einem lachen versuchte er die Situation aufzulockern. Auch Maurice kicherte nun, seine Wangen röteten sich kurz. „Also war es nicht-" „Nein, Gott nein", versicherte er seiner Bekanntschaft erneut. Schnell nickte dieser, atmete erleichtert aus. Erneute Stille. „Ich kümmere mich dann mal um den Wagen."

„Also, womit nervt dich dein Verlobter?"

Maurice hatte sich auf die Werkbank gesetzt, direkt neben den Werkzeugkasten und den alten CD-Player, welchen Dario und Michael an ein - ebenfalls altes paar - Boxen angeschlossen hatten. Er begutachtete die CD, welche sich im Laufwerk befand. Es war eine Mix-CD mit Liedern aus den 80ern und 90ern. „Ort, Blumen, Hochzeitstorte, Anzüge - Such dir was aus. Und nebenher beschwert er sich über 1000 andere Sachen." Maudado fing an zu lachen. Ein ehrliches, aufrichtiges Lachen, dass so tief aus seinem Herzen kam, dass es einem selbst allen Schmerz nahm. „Das ist wichtig, er will doch nur eine perfekte Hochzeit." Zombey öffnete die Motorhaube. „Du, hättest du vielleicht Lust mit mir auf eine Party zu kommen?"

„Party?", stotterte der blonde Mann vor sich her. Er kratzte sich nervös erst an der Armbeuge, anschließend am Nacken. „Ich trinke nicht." „Ich auch nicht. Es ist nur so, dass Dario mich eingeladen hat und ich hier absolut niemanden kenne. Man sollte meinen in einem so kleinen Dorf ist das unmöglich aber-" „Michael, ich komme gerne mit. Solange du mich nicht dazu zwingst was zu trinken oder mich dazu aufforderst, mich mit fremden zu unterhalten."

Schnell streckte Michael seiner Begleitung die Hand hin. Er wollte es besiegeln, den Deckel auf den Topf setzen. „Deal?" Maurice schlug sanft ein. „Deal."

Verfluchtes Universum - ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt