Sonntag, 22:06 Uhr (1)

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Michael

Mit langsamen, kleinen, kurzen Schritten macht sich Michael auf den Weg zu Tim und Freddie. Etwas schien in ihm zu brodeln. Angst? Aufregung? Vielleicht eine Mischung aus beidem. Vielleicht war es auch der Drang Maurice zeigen zu müssen, dass er es tatsächlich alleine hinbekommt. Diesen hatte er oft. Vor allem als Kind war er dafür bekannt gewesen, wurde von seinen Mitschülern oft zum Angeber gekürt. Er hatte es gehasst, wollte es abstellen, in einer Truhe samt anderer schlechter Angewohnheiten verbrennen, sodass nichts mehr übrig war als Asche und Rauch. „Wir müssen lernen mit unseren schlechten Gewohnheiten umzugehen, dass andere uns helfen können sie zu guten Fähigkeiten zu verwandeln", hatte seine Mutter ihm immer wieder erzählt.

Sie hatte an seiner Bettkante gesessen und ihm immer Ratschläge gegeben. Und er hatte sie geliebt, mehr als die Märchenstunden seiner Oma, wenn diese einmal auf ihn aufpassen musste. „Nicht wieder sowas!" hatte er dann geschrien, dennoch innerlich gelächelt und sich in seine Bettwäsche eingekuschelt. Die, mit dem glücklichen Elefanten und den drei blauen Mäusen, welche er auch heutzutage beim Aufräumen in seinem Schrank entdeckte. Jetzt war er derjenige, der ihr Mut und Kraft zusprach, sich an die Bettkante seiner Mutter setzte und ihre Hände hielt und nie loslassen wollte, selbst wenn sie schon eingeschlafen war. „Sie braucht den Schlaf, denkst du nicht auch?" meinte sein Verlobter dann immer, ohne ihn zu hetzen oder ihn unter Druck zu setzen. Und immer lächelte und nickte er und doch verabschiedete er sich nach jedem ihrer Treffen, aus Angst es könnte ihr letztes sein.

Mittlerweile hatte es Michael, trotz leicht zittriger Beine, zu den beiden Chaoten geschafft.

Tim leerte sich etwas Orangensaft in seinen Becher, sodass sein darin befindliches Mischgetränk nicht mehr so sehr nach Alkohol schmeckte sowie im Rachen brannte und Freddie genehmigte sich eine Hand aus der Schüssel mit dem Popcorn, welches jemand mitgebracht hatte. „Das sind nicht die Droiden, die ihr sucht", meinte der größere mit einer einfachen Handbewegung. Eine Star Wars Anspielung. Schnell entschloss sich Michael dem Spiel hinzugeben, antwortete mit einem „Das sind nicht die Droiden, die wir suchen" was sein Gegenüber vor Freude auf und ab springen lässt. „Ja man! Wie cool!" Grinsend blickte Zombey auf den Boden. Er hatte es geschafft das Eis zwischen ihnen zu brechen. „Wie heißt du?" „Michael, ich bin-" „Darios Cousin!" unterbrach Freddie ihn, als sei er vom Blitz der Weisheit und Erkenntnis getroffen worden. „Wir haben schon einiges von dir gehört. Naja, eigentlich nur, dass du auch kommst und Maurice mitbringst aber hey, immerhin haben wir jetzt ein Gesicht zu dem Namen, stimmts Bergi?" „Was mein guter Freund hier gerade versucht zu sagen ist, dass er sich freut, dass du gekommen bist" meinte Tim belustigt, nachdem er seinem Kumpel mit dem Ellenbogen leicht gegen die Rippen stupste. „Freut mich, dass ich kommen durfte." Schnell schnappte er sich zwei Getränke aus der Kühlbox. Wirklich kühl waren sie nicht mehr, eher lauwarm und von dem Kondensat an ihrer Außenseite ganz feucht. Würde es sich hierbei um das besorgte Billigbier handeln, würde es nun bestimmt nach Pisse schmecken – was es auch im gekühlten Zustand tat - und alle würden es hassen und es stehen lassen, bis sie betrunken sind und nichts anders mehr finden.

„Schaut mal wer sich zu uns gesellt. Der Prinz mit dem güldenen Haar", lachte Bergi, gewannt an seinen alten und seinen neu gefundenen Freund. Michael hatte sich, nachdem er Maudado dessen Getränk gebracht hatte, noch ein bisschen mit ihnen unterhalten. Maurice war mit einer anderen Person am reden und er wollte die beiden ungern stören. Das neu geformte Trio hatte über Tims Laufbahn als Regisseur gesprochen, welche anscheinend sehr gut lief und über Freddies Arbeitsplatz, welchen er zu verhimmeln schien. Er hatte die Worte „Paradies" und „mein Traum" so oft genutzt, dass Zombey schon gar nicht mehr mitgezählt hatte. Auch seine Verlobung mit Manuel wurde kurz angeschnitten, was ihm jedoch nicht wirklich gefiel. Er liebte es - liebte ihn - doch wollte er, wenn auch nur für einen kurzen Zeitraum, abstand. Wollte nicht das alles wovor er geflüchtet war, unmittelbar um sich herum. Er wollte nicht immer der Typ sein, dessen Charaktereigenschaft „verlobt" war – zumal dies überhaupt keine war.

„Maurice, alles in Ordnung?" Mit einem Mal war der Spaß verflogen, war in Michaels Brust zu bitterem Ernst geworden. Er spürte es durch seine Adern pulsieren. „Hey, was ist denn los?"

Verfluchtes Universum - ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt