Do; 6.2.2020

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Kapitel von TheThirdAngel

Kiara schlüpfte in ihre Rüstung, schnallte sich ihr Schwert um und setzte ihren Helm auf. Jeden Moment müsste Varus kommen und die16-Jährige würde ihn von der Nachtwache ablösen. Der Eingang ihres Zeltes wurde geöffnet und Kai kam herein. Ihr Bruder trug den gleichen Helm wie sie: silbern mit roten Bemalungen. Sie beide hatten einen von ihrem Vater bekommen, der letzten Sommer von einem der neun Fürsten ermordet worden war. Seitdem lebten sie mit ihrer Mutter bei den Rebellen. Nicht bei irgendwelchen Kleindorf-Rebellionen. Nein! Sie hatten sich der größten Rebellion angeschlossen, welche sich nach der Übernahme der Fürsten gebildet hatte: Die schwarze Rose. Seit den vier Jahren hatten sich die Fähigkeiten der Geschwister deutlich gesteigert. Kiara hatte sich insgeheim geschworen, dass sie den Fürst, welcher ihr ihren Vater genommen hatte, umbringen würde. Mit eigenen Fäusten, wenn nötig.

Guten Abend!", begrüßte Kai sie und rubbelte sich den Schlaf aus den Augen. Auf seinem Rücken war ein großer blauer Schild festgeschnallt und an seinem Gürtel hing ein roter Hammer. Seine grünen Augen sahen Kiara müde an. Sie band ihre braunen Haare zu einem unordentlichen Knoten auf ihren Kopf und setzte sich ihren Helm auf. Dann verließen die Geschwister das Zelt. Dabei stießen sie beinahe mit Varus zusammen. Der große, schwarzhaarige Sohn des Magiers der schwarzen Rose fing Kiara mit einem Arm auf und schubste sie leicht hoch, sodass sie nicht hinfiel. „Hallo Kiara! Der Himmel ist voller Sterne! Der Mond ist gut zu sehen! Das wird eine ruhige Nacht für euch beiden! Gute Nacht!", er sprach in Flüsterton und trotzdem übertönte er alle anderen Geräusche.

Er warf Kai einen höhnischen Blick zu, zwinkerte zu Kiara hinüber und schlenderte durch die Zeltreihen, während er angeberisch mit seinem Speer spielte.

Kai warf ihm einen Varus einen giftigen Blick hinterher und zog dann Kiara durch die Zeltreihen, bis zur Grenze. „Du magst ihn nicht!", grinste sie ihren Bruder an und zog ihr Schwert aus der schwarzen Scheide. Sie begutachtete sich im blank polierten Blatt. „Ach!", Kai sah gespielt überrascht zu seiner jüngeren Schwester, „Keiner mag ihn!" Kiara zog die Brauen hoch. „Was ist mit den ganzen Kriegerinnen in deinem Alter? Was ist mit Lucy? Sie alle verachten Varus, nicht wahr?", fragte sie ihn grinsend. Kai schob ihr den Helm über die Augen und sagte lachend: „Ach, sei still!" Doch dann starrte er mit offenem Mund auf etwas hinter Kiara.

Als diese ihren Helm wieder über die Augen gezogen hatte, drehte sie sich um, in der Erwartung einer der Goblins, die um das versteckte Zeltlager der Rebellen leben sich angeschlichen hatte. Doch was sie sah, ließ ihr ebenfalls den Mund offen stehen. Ein Komet, ein riesiger orange-rot glühender Komet raste auf sie zu. „Wir müssen die Anderen warnen!", rief Kiara ihrem Bruder zu, „Kai!" Doch Kai bewegte sich nicht. Der Komet kam immer näher. Kiara stutze. Sie überschlug den Einschlagswinkel und ihr ging auf, dass der Komet noch außerhalb der magischen Grenze einschlagen müsste. Kiara schnappte sich den blauen, mit einer schwarzen Rose gezierten, Schild von Kais Rücken und sprang die kleinen Felsklippen hinunter. Das brachte Kai anscheinend wieder zur Fassung. Er stürzte zum Abgrund und rief: „Kiara, nein!" Doch Kiara setzte sich auf das Schild und schlitterte die Klippen hinunter.

Kiara, doch!", murmelte das Mädchen. Ein eiskalter Schauer durchdrang sie, als sie die magische Grenze durchquerte. Nun sprang sie auf, den Schild in der rechten Hand und rannte weiter. Der Komet war jetzt so nah, dass Kiara erkennen konnte, dass es gar kein Komet war. Es war... Das konnte nicht sein... Es war ein Mensch.

Das Mädchen sprang, rollte sich mit dem Schild ab und blieb in der Hocke auf der Wiese unter den Klippen sitzen – den Schild vor sich. Dann schlug der Komet ein. Eine Druckwelle drückte den Schild, samt Kiara zwei Meter nach hinten. Das Mädchen kniff die Augen zu, doch es war still. Es war stiller als zuvor. Einzig das Knistern einiger versenkter Grashalme war zu hören.

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