Sie erwachte in einem ihr unbekanntem Raum, auf einem großen Doppelbett. Erschrocken riss sie die Augen auf und setzte sich kerzengerade hin. Pyrs Augen glitten hastig durch den Raum, sie nahm so viele Informationen auf wie sie konnte. Auf beiden Seiten des Bettes befanden sich kleine, runde Tische, welche elegant geschwungene Beine aus dunklem Holz besaßen. Beide waren mit Gold verziert. Pyr schlug die Decke zurück und gefror zu Eis als sie bemerkte, dass sie nicht mehr ihre alte, geflickte Hose trug. Ihr Herz pochte heftig gegen ihren Brustkorb – hatte dieser Fae sie etwa berührt? Eine Gänsehaut lief über ihren Rücken und sie ekelte sich vor sich selbst. Der Gedanke, dass er sie angefasst hatte reichte schon aus, damit ihr sich der Magen umdrehte und bereit war, ihr mageres Frühstück wieder hinaus zu befördern. Sie setzte sich an den Rand des Bettes und stand so leise wie möglich auf. Und erneut war sie nicht in der Lage sich zu bewegen – vor Schock. Sie konnte ihren Oberschenkel ohne Probleme belasten. Pyrs Kopf schoss zur Tür und sie stürmte zu dieser. Es war ihr egal, ob er sie hören würde oder nicht. Sie musste ihr weg.
Er hatte sie angefasst. Wer weiß, was er noch getan hatte? Wann sie zu den anderen kommen würde? Pyrs goldigen Haare schwangen hinter ihr her als sie auf die Tür zustürzte um diese zu öffnen. Doch bevor ihre Hand den Knauf berühren konnte, hielt sie inne und drehte sich um. Ihre Sachen. Sie sah sich um. Neben der Tür befand sich ein großer Schrank, gegenüber von diesem war ein Schreibtisch mit einem elegant aussehenden Stuhl davor. Erneut war alles mit Gold verziert. Über dem Schreibtisch befand sich ein großes Bild – nein, es war eine Karte. Sie legte ihren Kopf schief und lief langsam auf diese zu. Sie stand vor dem Schreibtisch und betrachtete sie genauer.
Es waren zwei große Kontinente abgebildet, wobei einer von beiden mit mehreren Namen versehen war. Vermutlich von Städten oder Dörfern. »Orell« Pyr konnte das zittern ihrer Hände nicht unterdrücken, als sie den Namen des Kontinents aussprach, welcher mit diesen Namen versehen war. Ihre Augen registrierten all diese fremdklingenden Wörter nicht, als sie über die Karte huschten. Pyrs Aufmerksamkeit blieb an etwas hängen, was die beiden Kontinente verband. Orell und Okko, Kontinenten der Fae und der Menschen. Es war die Brücke welche sie dort abgebildet sah. Sie war fasziniert von dieser Karte, noch nie hatte sie Orell in seiner gesamten Größe gesehen. Pyr folgte den Linien, welche vermutlich die verschiedenen Dörfer abgrenzte. Zwischen den einzelnen größeren Dörfern gab es immer einen Bereich, in welchem sich keine Buchstaben befanden. Ihr Kopf schoss zur Tür als sie Schritte vernahm. Panik bildete sich in ihr und sie sah sich hektisch nach ihren Sachen um, doch es nichts befand sich in dem Raum. Sie griff nach dem Stuhl und hob ihn hoch. Ihr Atem ging stoßweise und sie konnte ihren Körper nicht davon abhalten zu beben, als sich die Tür öffnete und der große Fae mit einem lächeln auf den Lippen den Raum betrat. Ohne darüber nach zu denken warf Pyr den Stuhl mit aller Kraft nach ihm. Doch sein Arm schoss sofort in seine Richtung und er fang ihn problemlos mit einer Hand. Mit ausgestrecktem Arm stand er in der Tür und blockierte ihren Fluchtweg. Erst nach einigen Sekunden drehte sich sein Kopf langsam zu ihr und sein Arm senkte sich, bis er den Stuhl auf den Boden gestellt hatte. »Geht man so mit Leuten um, die einem das Leben gerettet haben?« Man konnte ihm das Lächeln, welches immer noch auf seinen Lippen saß, in der Stimme anhören. Pyr erwiderte nichts, sondern nutzte die Gelegenheit aus, um ihn genauer zu betrachten. Seine dunkelblonden Haare waren immer noch ordentlich in einen Mittelscheitel geteilt. Die Größe des Faes ließ ihn angsteinflößend aussehen, doch als sie ihm in die Augen sah, war sie fasziniert. Sein linkes Auge war braun doch sein rechtes wirkte golden durch die Sonne.
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Flammendes Licht
FantasyDie junge Kämpferin Pyr verteidigt ihr Dorf mit allem was sie hat als die Fae erneut angreifen. Doch als ihrem besten Freund Gideon etwas zustößt und Elara sich für sie opfert, ist sie plötzlich ganz allein. So einfach lässt sie sich allerdings nic...