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Als Pyr den Raum betrat, sahen sowohl Tara, als auch Nael auf und schwiegen. Der männliche Fae musterte sie aufmerksam, doch Pyr würdigte ihn keines Blickes. Statt den Fae anzusehen, betrachtete sie Tara. Die Fae saß, mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen, auf einem der gepolsterten dunklen Holzstühle. Pyr legte den Kopf leicht schief und Tara schien zu verstehen, denn sie nickte knapp. Sie ging auf die beiden Fae zu und hörte, wie sich Nael räusperte. »Du hast Anouk deine Haare machen lassen?« Pyr blieb vor einem Stuhl stehen, welcher gegenüber von Tara war, direkt neben dem Fae. Sie hielt die Lehne mit einer Hand krampfhaft fest, bemühte sich, Nael nicht ins Gesicht zu schlagen. Es überraschte sie, wie schnell sie wütend wurde, wenn er mit ihr sprach oder sie einfach nur ansah. Die Stille wurde unangenehm und Pyr nickte leicht. Ja, sie hatte Anouk an ihre Haare gelassen. Der Fae nickte langsam und sah zu der Tür, in welcher Anouk noch stand. Er bedankte sich bei ihr und die Fae verließ den Raum.

Pyr sah auf den Teller, welcher vor ihrem Platz stand. Sie zwang sich dazu, auf dem Stuhl platzt zu nehmen und ruhig zu atmen. Eines ihrer Beine zitterte und sie konnte die Blicke der beiden Fae auf sich spüren. Pyr war so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie nicht mitbekam, wie ein Topf auf den Holztisch gestellt wurde. Sie sah auf und betrachtete die ihr unbekannte Fae, welche leise mit Nael sprach. Doch die Beiden unterhielten sich so leise, dass sie selbst kein Wort verstand. Pyr sah hinüber zu Tara, doch diese blickte sie bereits an. Die Fae, welche mit Nael gesprochen hatte, entschuldigte sich und verlies schließlich leise den Raum. Pyr schaute von Tara zu dem männlichen Fae, er begann leicht zu lächeln. »Es freut mich, dass du dich dazu entschieden hast, mit uns zu essen,« er sah sie ebenfalls an. »Wir hatten nicht damit gerechnet, einen Gast zu haben, also musst du dich wohl oder übel mit einer Suppe zufriedengeben.« Nael kratzte sich am Hals, eine leichte röte schlich sich auf seine Wangen. Es war ihm sichtlich unangenehm, ihr nur eine Suppe bieten zu können. Doch wenn er wüsste, wie viel Glück man auf Okko, oder zumindest in ihrem Dorf, haben musste, um eine Suppe essen zu können, wäre es ihm nicht unangenehm. Pyr räusperte sich leise und atmete tief durch, ehe sie begann zu sprechen. »Eine Suppe ist mehr als genug.« Sie musste sich beherrschen, um ihm nicht anzugreifen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er seine Geduld mit ihr verlieren und sie wirklich verletzen würde. Denn wenn der Fae dachte, sie würde ihn auf diese Art und Weise unterschätzen, dann hatte er Pyr falsch eingeschätzt. Sie wusste, was für Spielchen diese Monster spielten und sie war dazu bereit, sich ihre Taktiken zunutze zu machen.

Beide Fae aßen still, das Klirren ihrer Löffel war das einzige Geräusch ihm Raum, neben dem leisen Knistern eins Feuers in einem Kamin, den Pyr noch nicht ausfindig machen konnte. »Nael,« der Fae sah sie an und schluckte seine Suppe hinunter, »Ich wollte mit dir über die Sache mit dem Verlassen des Hauses sprechen.« Er versteifte sich und sah sie mit ernstem Blick an. Seine Finger schlossen sich enger um den Löffel in seiner Hand, wobei die Andere eine Faust bildete. Nael war dem ganzen Thema nicht positiv gegenüber gestimmt, aber er hatte nicht das Recht über sie zu entscheiden. Er kannte sie nicht. »Ich dachte, du hättest verstanden, dass du nicht gehen kannst.« Pyr sah ihn zögernd an. Sie durfte es nicht zu weit treiben, aber sie musste hier heraus. »Ich weiß, Nael. Aber ich kann auch nicht ewig hier herumsitzen und ins Leere starren.« Der Fae holte tief Luft und wich ihrem Blick aus. »Wie soll ich dir vertrauen können? Du wirst weglaufen, sobald du die Möglichkeit dazu hast.« Pyr biss sich auf die Unterlippe und tippte mit ihrem Finger ungeduldig auf dem Tisch herum. Sie musste die Sache anders angehen. »Nael sie es so,« Tara meldete sich zu Wort und Pyr konnte nur hoffen, dass die Fae sich nicht plötzlich auf die Seite des Anderen stellte. »Wenn du sie rauslässt, kann sie lernen, sich zu verteidigen. Sowohl gegen den Traumschleicher, als auch gegen andere Wesen und Fae.« Nael sah zu Tara hinüber, sein Blick war hart und undurchdringlich. Er öffnete seinen Mund, vermutlich um ihr zu widersprechen, doch Tara unterbrach ihn. »Natürlich würde einer von uns bei ihr bleiben und sie trainieren, oder einfach nur aufpassen, während jemand anderes mit ihr trainiert.« Der Fae nahm die Informationen und Möglichkeiten in sich auf, wobei sich sein Blick nie von Tara löste. Doch trotzdem hatte Pyr das Gefühl, er würde sie anstarren. »Außerdem könnte sie mithilfe der neuen Fähigkeiten, die sie durch die Übungen gewinnen würde, wieder nach Hause gehen können.« Nael drehte seinen Kopf langsam zu Pyr herum, betrachtete sie mit einem aufmerksamen Blick. Eine Stille brach über sie ein, während sowohl Tara als auch Pyr auf eine Antwort warteten. »Und du bist dir sicher, du wirst nicht weglaufen, sobald du einen Fuß nach draußen setzt?« Sie setzte sich aufrecht in den Stuhl und bedachte ihn mit einem langen Blick. »Ich schwöre dir, ich werde nicht weglaufen, sobald ich die Chance dazu habe. Solange du mich wieder gehen lässt, wenn ich bereit bin.« Nael schwieg einige Zeit, schien die Worte in sich aufzunehmen, sie nach Lügen zu untersuchen. Pyrs Blick blieb undurchdringlich. Der Fae stand auf, der Stuhl wurde durch die Bewegung rückwärts nach hinten gedrückt, das Geräusch hallte in ihren Ohren wider. Er streckte eine Hand in ihre Richtung aus, Pyr sah ihn unsicher an. Doch Nael äußerte sich nicht dazu, stand immer noch still dort, die Hand weiterhin ausgestreckt. Sie begriff allmählich, erhob sich und sah auf seine Hand. Während sie versuchte, ihre Mimik ausdruckslos zu halten, legte sie ihre eigene Hand in seine und sah ihm in die Augen, wobei sie den Kopf etwas zurücklegen musste. Seine Hand fühlte sich rau und kalt an, vermutlich war er lange draußen gewesen und sie hatten sich noch nicht erwärmt. Der Fae begann schräg zu grinsen als er ihre Hand leicht, aber doch kraftvoll, schüttelte. Ein kleines Zeichen seiner Stärke. Pyr wog ab, ob es eine gute Idee war, einen Bund mit dem Fae einzugehen. Sie wollte es um alles in der Welt vermeiden, doch sie hatte keine andere Wahl gehabt. Sein Grinsen ließ eine Gänsehaut auf ihrem Rücken entstehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 10, 2020 ⏰

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