Nach und nach füllte sich der Wagen immer mehr, die Menschen mussten immer näher zu den Stäben, Kinder weinten, einige der Erwachsenden versuchten sie zu trösten, andere starrten in den Himmel. Sie hatten aufgegeben. Pyr sah zu Gideon, welcher immer noch seine Hand auf die blutende Schulter drückte. Sein Gesicht war bleich, er wirkte so, als ob er gleich in Ohnmacht fallen würde. Pyr wollte gerade den Fae, welcher immer noch auf dem Wagen saß und anscheinend der Anführer dieser Gruppe war, dazu bringen, Gideon versorgen zu lassen, doch er kam ihr zuvor. »Filo«, einer der Beiden Männer die neben Gideon standen, sah zu ihm hoch, seine braunen Haare wehten leicht im Wind. »Sorg dafür, dass er uns auf dem Weg nicht wegstirbt.« Grinsend nickte Filo und legte seine Hand an Gideons Handgelenk. Dieser riss seinen Kopf zu ihm herum und begann langsam zu zittern. Sie hatte ihn noch nie so gesehen, so kraftlos. Filo nahm ungerührt seine Hand von der Wunde, woraufhin Gideon durch die kalte Luft, welche seine offene Wunde berührte, fluchte. Der Fae legte seine Hand fest auf seine verletzte Schulter, Gideons Knie gaben nach und er knickte nach unten. Allerdings hielt ihn der andere Fae fest, so dass er nicht auf den Boden fällt. Filos Grinsen lag immer noch auf seinen Lippen, als seine Hand langsam zu glühen begann. Gideons Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei. Pyr konnte nicht anders, als einfach nur zuzusehen. Das Blut, welches vor wenigen Sekunden über Gideons Schulter gelaufen war, wurde immer weniger, bis es schließlich komplett stoppte. »Das reicht.« Filo entfernte seine Hand sofort von Gideons Schulter und man konnte einige, kleinere Wunden erkennen, vermutlich dort, wo die Klauen des Bärs ihn getroffen hatten. Sie bluteten nicht. Gideons Augen waren geschlossen und er atmete schwer. »Jetzt rein mit ihm.« Pyr wehrte sich gegen den Griff des Faes, aber sie konnte nichts tun. Sein Schwert drückte sich an ihre Kehle und sie konnte sein Gesicht aus dem Augenwinkel sehen. Er beobachtete sie amüsiert. Filo und der andere Fae hievten Gideon hoch und übergaben ihn dem Mann, welcher neben dem Anführer auf dem Wagen stand. Er nahm ihn entgegen und warf Gideon achtlos in den Eisenwagen. Es interessierte ihn kein bisschen, dass er anscheinend nicht bei Bewusstsein war. Die Menschen, welche direkt unter der Klappe standen, fingen ihn so gut es ging auf. Es brach Pyr das Herz ihren besten Freund so sehen zu müssen.
Nur noch wenige waren übrig, die in den Wagen passen würden, doch trotzdem waren es zu viele die noch auf dem Platz vor der Brücke standen. Elara wurde von einem Fae nach vorn geschubst. Ihre Haare, welche sonst ordentlich in einem Zopf gebunden waren, sahen wirr aus. Einige Strähnen wurden aus diesem gerissen, als sie mit den Angreifern kämpfte. Die Luft spannte sich immer mehr an und als der Fae sie erneut nach vorne schubste, platze Elaras Selbstbeherrschung. Sie trat ihm mit voller Kraft auf den Fuß und rammte ihm den Ellbogen in den Bauch. Der Mann ließ seine Waffe fallen und hielt sich den Bauch fest. Elara schnappte sich sein Schwert und rammte es ebenfalls in seinen Bauch, zog es jedoch sofort wieder hinaus und drehte sich um. Der Fae fiel auf die Knie und hielt sich die blutende Wunde, er sah mit großen Augen zum Himmel und fiel gerade auf den Boden. Er stand nicht wieder auf. Brüllend stürzte sich Elara auf den nächsten Mann, der auf sie zukam. Der Fae, der Pyr festhielt war durch Elaras plötzlichen Ausbruch so perplex, dass Pyr seinen Arm griff, der das Schwert hielt, und es von sich drückte. Sie trat ihm ebenfalls auf den Fuß, drehte sich danach um, aber hielt seinen Arm weiterhin fest, wodurch dieser sich verdrehte und der Fae sich mit ihr bewegen musste. Pyr drückte seine Hand auf seinen Rücken und stieß kraftvoll mit dem Ellbogen auf sein Handgelenk, wodurch er das Schwert fallen ließ. Sie fing es in der Luft und stieß es in seinen Rücken. Ebenso wie Elara zog sie das Schwert wieder hinaus, allerdings nur, um weiter unten erneut zuzustechen. Nun zog sie die Klinge wieder hinaus, wirbelte herum und lief zu Elara. Rücken an Rücken standen sie auf dem Dorfplatz, alle Augen auf sie gerichtet. Es erinnerte Pyr an die Zeiten, in denen Elara und sie täglich trainiert hatten. Sie waren gute Freunde geworden.
Die beiden Frauen erledigten ihre Angreifer zusammen, allerdings kamen sie ohne Verletzungen nicht davon. Pyr wurde am Oberschenkel verletzt, da ein Fae ihr sein Schwert in diesen gerammt hatte. Die Wunde war nicht allzu tief, da Elara den Angreifer schnell erledigt hatte, jedoch beeinflusste es ihre Beweglichkeit trotzdem. Elara wurde an den Armen verletzt, als sie von zwei Fae zurückgedrängt wurde, allerdings waren es hauptsächlich nur Schnittwunden. Sie hatten erstaunlich viel Glück, die Götter mussten Erbarmen mit ihnen haben. Wenn dich ein Fae sieht, konnte man sofort mit dem Leben abschließen. Es gab kaum eine Chance zu gewinnen. Elara und sie verteidigten sich nun schon einige Minuten gegen die Fae. Die Luft schien vor Anspannung zu knistern. »Es reicht!« Die raue Stimme des schwarzhaarigen Faes ließ die anderen innehalten. Elara und Pyr nutzen den Moment, um durchzuatmen. Der Fae sah sie an und fletschte die Zähne. Oh ihm gefiel dies ganz und gar nicht. »Was denkt ihr was ihr hier tut?!« Bevor Pyr etwas erwidern konnte, redete er weiter. »Denkt ihr etwa, ihr könnt euch retten? Denkt ihr das tatsächlich?!« Pyr hielt ihre Waffe fest in der Hand und stützte sich an Elaras Schulter ab, da ihr Bein begann zu zittern. Der Fae sprang vom Wagen, ein Beben ging durch die Erde. Er hob seine Hand an den Rücken und löste etwas von diesem. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt er eine gerollte Peitsche in dieser. Die andere ging zu seinem Gürtel, und er nahm eine vergoldete Axt von ihm. »Stopp.« Elaras Stimme war stark, doch Pyr merkte, wie sie vor Angst unter ihrer Hand bebte. Der Fae lachte und ließ seine Peitsche auf den Boden rollen. »Stopp?« »Komm gefälligst nicht näher!« Er lachte erneut und zeigte mit der Axt auf Elara. »Ich erinnere mich an dich. Dein Haus, richtig? Ich habe gehört, deine Eltern seien Umgekommen. Bedauerlich. Deine Mutter hätte ich mitgenommen.« Er lachte tief. »Aber keine Sorge, dein Bruder wird sie bald wiedersehen. Und du auch.« Pyrs Blick schoss zum Wagen. Und tatsächlich drückte sich Elaras Bruder dort gegen die Eisengitter. Seine kleinen Hände umklammerten das kühle Metall, seine Augen weit aufgerissen. Elara hatte ihn vermutlich auch gesehen, denn sie hob ihr Schwert und zeigte ebenfalls auf den Fae. »Du Monster!« Er verbeugte sich leicht. »Ach nicht doch. Ich werde noch ganz rot.« Elara stieß Pyr zur Seite und rannte auf den Fae zu. Er grinste und ging leicht in die Knie, während Pyr ihr Gleichgewicht halten musste und lief Elara schließlich nach. Kurz bevor Elara jedoch in die Reichweite von der Peitsche kam, drehte sie ab und schleuderte ihr Schwert vor Pyrs Füße. Sie stolperte zurück und sah zu Elara, welche sie ebenfalls ansah. Ihre braunen Augen strahlten hell. »Lauf.« Sagte sie tonlos und rannte weiter geradeaus, ihr Blick ging ebenfalls nach vorn. Brüllend lief sie in die Gruppe der Fae, welche sich versammelt hatten, als ihr Anführer vom Wagen gesprungen war. Sichtlich nervös liefen sie auseinander, als ihnen etwas bewusstwurde, was den Menschen verborgen blieb. Das Brüllen von Elara war nicht von dieser Welt – es klang alt. Sobald sie in die Reichweite der Fae kam, welche völlig panisch versuchten weg zu laufen, explodierte sie.
Pyr drehte den Kopf weg, als ein hellstrahlendes Licht auftauchte. Sobald es etwas dunkler war, wirbelte sie zu Elara herum. Zu dem, was noch von ihr übrig war. Das Schwert mit dem sie gekämpft hatte lag glühend und verbogen auf dem freigebrannten Boden, das einzige was von Elara übrig war und selbst das gehörte ihr nicht wirklich. Die Fae, welche direkt bei Elara gestanden hatten, waren ebenfalls verschwunden, verbrannt. Einige anderen hielten sich schreiend Gliedmaßen fest, andere lagen reglos und verbrannt auf dem Boden. Pyr sah zu dem Wagen hinüber. »Renn.« Mahnte sie eine Stimme. Pyr stolperte rückwärts und lief schließlich humpelnd tiefer ins Dorf. Sie spürte stechende Blicke auf ihrem Rücken. Sie hatte sich noch nie so feige gefühlt. Aber sie wusste, dass wenn sie ihre Leute retten wollte, hatte sie in einem Kampf gegen den schwarzhaarigen Fae und diejenigen, die Elaras Explosion überlebt hatten, keine Chance. Sie würde sie retten, sie alle. Elara hatte ihr eine Chance zur Flucht verschaffen, sie hatte ihr das Leben gerettet, in dem sie ihr eigenes gegeben hatte. In einer Explosion.
Heilige Götter, sie war explodiert.

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Flammendes Licht
FantasíaDie junge Kämpferin Pyr verteidigt ihr Dorf mit allem was sie hat als die Fae erneut angreifen. Doch als ihrem besten Freund Gideon etwas zustößt und Elara sich für sie opfert, ist sie plötzlich ganz allein. So einfach lässt sie sich allerdings nic...