Eigene Wege

Kapitel 12

Eineinhalb Wochen waren seit dem Tag, wo wir sie abgeholt hatten, vergangen. Atlantika hatte sich gut eingelebt und verstand sich mit Josh und Fanta super. Auch den Hof hatte ich ihr schon gezeigt.

Mit bester Laune kam ich gerade vor ihrer der Koppel an. Atti, Joshi und Fanta standen am Zaun und schienen schon auf mich gewartet zu haben. „Hallo Ihr süßen. Und du bist natürlich die Süßeste Atti." Ich klickte die Stricke ein und machte mich mit den drei Pferden im Schlepptau auf den Weg in den Stall. Heute würde ich das erste mal auf ihr reiten. Mal sehen, was sie zu dem großen Dressurviereck sagt, denn heute schien die Sonne schon etwas wärmer und es ging kein Wind.

Nachdem ich alle in ihre Boxen verfrachtet hatte und Atti fertig geputzt hatte wollte ich mich gerade auf den Weg u meinem Spind machen, als eine Stimme hinter mir ertönte. „Danke das du Joshi schon mit reingebracht hast. Den hätte ich sonst auch noch holen müssen und ich bin so schon ganz schön spät dran. Ein Glück, dass er sauber ist." „Na da hast du seine andere Seite noch nicht gesehen." rutschte es mir belustigt raus. „Ach du Schei***" kam es nur aus Joshuar's Box. Ich schaute auf meine Uhr und erschrak. „Ups ich bin auch schon etwas spät dran. Ich will vor der Stunde im Schritt noch ein Stückchen über die Galoppstrecke." „Warte du hast jetzt auch Stunde? Bei Anja?" „Ja, wieso?" „Naja ich auch..." „Okayyy. Wann bist du dran?" „In 30 Minuten." „Oh. Vielleicht hat sie uns aus Versehen zusammengelegt." „Ja, wahrscheinlich. Wenn du kurz auf mich wartest komme ich mit auf die Galoppbahn. Ich muss nur noch schnell satteln." „Klar gern. Dann ist Atti nicht allein. Und keine Sorge ich muss auch noch satteln." erwiderte ich.

Ich schnappte mir die dunkelblaue Eski-Schabracke + Abschwitzdecke, die neue Transe, Sattel und eine Dressurgerte und machte mich wieder auf den Weg zurück zu Atlantika. Ich schaffte es sogar noch einigermaßen ordentlich zu bandagieren, natürlich auch in dunkelblau, bis Noah endlich fertig war. Wir schwangen uns in den Sattel und machten uns auf den Weg zur Galoppbahn.

Noah war so alt wie ich, 16, und blondes wuscheliges Haar. Mit seinen 1,75 überragte er mich um 5 Zentimeter, jedoch sah es so aus, als würde er noch weiterwachsen. Joshuar, der dunkelbraune Wallach, gehörte ihm schon seit einem Jahr, beide hatten schon etliche A-Platzierungen erritten und seine Letzte Saison war sogar von einem A-Sieg gekrönt wurden. Ich war mit meiner vorherigen Reitbeteiligung Holly auf E-Niveau herumgedümpelt und wir hatten uns auch schon ein paar Mal platzieren können. Wir konnten auch schon A-Lektionen, jedoch war Holly immer etwas fies zu mir gewesen, weswegen ich erst A starten wollte, wenn es richtig funktionierte.

Die Abschwitzdecke wärmte meine Oberschenkel und Noah und ich redeten über Gott und die Welt. Er fragte mich über Atti aus, was sie denn für einen Stammbaum hatte und wie ihre Gänge so waren, und erzählte von seinem letzten Training, was angeblich nicht mal für die Führzügelklasse gereicht hätte. Das glaubte ich ihm zwar nicht, denn er ritt fantastisch, aber er war vom Gegenteil überzeugt.

Attie war total entspannt während unserer Koppelrunde und als wir auf dem Dressurviereck ankamen stellten wir unser Geplänkel ein, weil eine etwas wütend aussehende Anja in der Mitte des Vierecks stand. „Ihr seid 10 Minuten zu spät. Und lasst mich raten, gelöst habt ihr eure Pferde auch noch nicht. Zumindest von dir Noah hätte ich es erwartet. Bei Mara ist das was anderes, weil sie heute das erste Mal wieder auf Atlantika sitzt, aber von dir bin ich ausgegangen. Na los jetzt. Antraben und lösen. Viele Hand- und Tempowechsel und viele gebogene Linien." „Oh oh." raunte ich Noah zu, sodass nur er es hören konnte. Er brummte kurz und zog Josh die Abschwitzdecke von der Kruppe. Ich tat es ihm gleich und schmiss sie vom Pferd aus auf die Bank zu seiner.

„Wieso reiten Noah und ich eigentlich heute zusammen. Ich dachte ich bin heute allein?" „Ihr seid beide auf demselben Niveau und ich denke, dass es Atti gut tut, wenn sie am Anfang nicht allein ist, bis das für sie Routine geworden ist." „Okay" „Und jetzt antraben, so wie ich es gesagt habe."

Es war so ein tolles Gefühl wieder auf Atlantika zu sitzen. Wie nach Hause kommen. Ich löste sie locker in allen Gangarten und fragte ein paar Lektionen ab. Anja korrigierte mich ab und zu und verlangte nichts, was wirklich eine Herausforderung war. Sie wollte, dass wir uns erstmal richtig kennen lernen und an einander gewöhnen, sodass Routine reinkam. Ich ritt noch locker im vorwärts abwärts am langen Zügel und testete aus, was sich so alles abfragen ließ. Nachdem sie ein paar schöne Galoppübergänge gegangen war parierte ich zum Schritt durch und ritt am hingegebenen Zügel mit der zurückgeangelten Abschwitzdecke trocken.

Dabei schaute ich Noah noch ein bisschen zu, der im Gegensatz zu mir ganz schön schwitzen musste. Er hatte sich inzwischen seiner Jacke entledigt und ritt nur noch in Sweatshirt. Meiner Meinung nach viel zu kalt, jedoch war das seine Sache. Mit leicht geröteten Wangen galoppierte er in der Ecke an um dann durch die ganze Bahn zu wechseln. Vor der Mittellinie versuchte er einen fliegenden Galoppwechsel, der ihm schließlich nach ein paar Versuchen und kurz vor der Begrenzung des Vierecks auch gelang. Anja ließ es daraufhin für heute mit ihm gut sein.

Nachdem er seine Jacke wieder angezogen und die Abschwitzdecke auf Josh's Rücken geworfen hatte machten wir uns im Schritt wieder auf den Weg zurück zum Stall.

„Das sah sehr harmonisch aus bei euch beiden. Da muss ich in der nächsten A-Dressur ja richtig aufpassen, dass du mir nicht den Sieg vor der Nase wegschnappst." „Haha. Das wird noch ein Weilchen dauern, bis ich meine erste A gehen kann. Ich würde sagen, wir fangen erstmal mit einer E an. Aber du hast Recht, Atti lief heute richtig gut." sagte ich geschmeichelt.

„Ach du schei***!" entfuhr es einem Mädchen auf einem der Paddocks, an denen wir gerade vorbeiritten. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich das Mädchen als Yessika, die gerade ihre ehemalige Schimmelstute vom Paddock holen wollte. „Schicken Braunen hast du da Yessi:" rief Noah ihr zu und ich musste schmunzeln. Sie warf ihm einen todbringenden Blick zu und fing dann an zu schimpfen.

„Ich kann dich ja nicht mal waschen, das wird ewig dauern, bis das raus ist." schallte es nur zu uns herüber. Belustigt grinste mich Noah an. „Du sprichst auch so mit Atti. Habe ich gehört als ich in den Stall gekommen bin. Du hast sie geputzt und dabei mit ihr gesprochen." Noch mehr Röte stieg mir ins Gesicht. „Aber du lobst immer so überschwänglich. Da kommt kein gut gemacht und ein kleines Tätscheln, sondern ein lautes 'super hast du das gemacht' 'braaaav' 'priiiiima'." „Naja er muss ja wissen, dass er etwas gut gemacht hat." kam nur von ihm.

Im Stall angekommen stellte ich sie in die Box, machte Sattel und Trense ab und schmiss ihr die Stalldecke drauf. Noah tat es mir mit Joshi gleich und wir verabschiedeten uns. „Bist du morgen wieder im Stall?" fragte mich Noah. „Ja klar. Ich werde jetzt jeden Tag in den Stall kommen." „Ach Tamara gut, dass ich dich noch treffe. Danke für's reinholen von Fanta. Ich wollte dich nämlich fragen ob wir eine Paddock-Gruppe auf WhatsApp machen können, damit immer jeder weiß, wer schon reingeholt hat. Dann können wir uns den weiten Weg hinter zu den Paddocks und Koppeln sparen. Ich bräuchte nur noch deine Nummer. Wir kannten uns ja bisher nur vom Sehen, aber jetzt, seit du dein eigenes Pferd hast, sehnen wir uns ja öfters."

„Äh. Kein Problem" Hinter uns stand Clair Marlin. Die Besitzerin von Fantasia. Ich kannte sie auch nur vom Sehen und hatte nur mitbekommen, dass sie tatsächlich L-Springen ging. Ich gab ihr also meine Nummer und es kam ein kurzes „Danke ich mache die dann heute Abend. Deine Nummer habe ich ja Noah." und sie verschwand in Fantas Box. „Ich wollte dich noch fragen, ob du Lust hast morgen mit ausreiten zu kommen. Zu zweit ist immer besser als allein." „Sorry, aber ich gehe morgen schon mit Alyha ausreiten. Sie war einfach schneller" warf ich ihm ein entschuldigendes Lächeln zu. „Aber ich kann sie ja fragen, ob du mit uns mitkommen kannst." „Das wäre auch cool. Dann schreib wir einfach, was Alyha zu der Idee gesagt hat. Meine Nummer hast du ja jetzt" grinste er m ich an.

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Hey, hier ist nach einem Monat mal wieder ein Kapitel.  Dafür ist es jedoch extra lang! Ich hoffe es gefällt es trotzdem. Eure HoneyFlower1212:)