Chapter 1

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*Diana*

Das nervtötende Piepen meines Weckers riss mich aus dem Träumen. Ich hatte ihn gesehen, sein Gesicht berührt, in seine unglaublich grünen Augen geblickt. Er hatte gerade seinen Mund geöffnet und wollte etwas sagen, als mich dieses schrille Geräusch, schmerzhaft wieder in die Wirklichkeit geholt hatte.
Müde und noch von der letzten Nacht erschöpft, raffte ich die Decke zusammen, schob sie zur Seite und hievte mich aus dem Bett. Es war einfach gehalten, genau wie mein Zimmer. Die Wände waren in einem angenehmen Farbton zwischen Orange, Rot und Gelb, wie die aufgehende Sonne. Die Möbel waren in einem mattem Weiß, von einem Blumenrankenmuster umschmeichelt, wie auch bei dem Tisch im Wald. Niemand wusste davon, aber ich wollte immer ein Stück davon in meiner Nähe haben. Das Rankenmuster zog sich wie ein Faden durch den gesamten Raum. Eine einzige Wand hatte ich Weiß gelassen, welches nur durch das dunkle, geheimnisvolle Grün der Ranke unterbrochen wurde.
Eines Nachts hatte ich sogar begonnen, meine Schultasche und sämtliche meiner Schulblöcke und Hefte mit dem Muster zu kennzeichnen. Es war zwar etwas gewöhnungsbedürftig für meine Lehrer gewesen, Hausarbeiten auf einem Karoblatt, das von einer Ranke durchzogen war, zu lesen, beeinträchtigte aber nicht die Bewertung, sodass ich nun gar nicht mehr aufgehört hatte, die Ranken aus dem Nichts meiner Blätter sprießen zu lassen.

Ich stand auf, ging an meinen Kleiderschrank und zog ein frische Unterwäsche hevor. Damit lief ich in das Bad, das an mein Zimmer grenzte, trat ein und schloss ab. Der Raum war Hellblau und Weiß gehalten, unterbrochen von einem Sandfarbenen Streifen, der sich im Zimmer immer wieder fand. Alles in allem, war alles sehr stimmig, was mich immer sehr entspannte. Ich schnappte mir Shampoo und Duschzeug, eine Haarkur und ein Handtuch, welches ich über die Duschwand hängte. Als alles soweit gerichtet war, streifte ich mir meine kurze Schlafhose und das Schlabbershirt ab und stieg unter die Dusche, dessen Wasser ich zuerst lauwarm, um mich daran zu gewöhnen, aber bald darauf ganz eisig kalt stellte, wie ich eigentlich am liebsten hatte. Als ich mein Haar mit der Kur einrieb, fing ich an zu singen:

"My head's unter water, but I'm breathing fine. You're cranzy, and I'm out of my mind. 'Cause all of me, loves all of you. Love your curves and all your edges, love your perfect inperfection. Give your all to me, I'll give my all to you. You're my end and my beginning, even when I lose I'm winning." 

John Legend fing das ein, was ich jedes Mal fühlte, wenn ich einen seiner Briefe las. Etwas, was bisher niemand geschafft hatte, was nur ein Grund war, warum ich dieses Lied so abgöttisch liebte. Ich hätte es den lieben, langen Tag singen können, ohne darauf zu achten, wer alles mitbekam, wie scheußlich ich sang. Meine Stimme war sehr tief, für die einer Frau und so konnte ich nur wenige Lieder singen. Das meine Spannweite an Tönen gering war, machte diese Sache auch nicht einfacher, aber ich gab nicht auf, sondern sang immer für mich allein, oder unter Freundinnen, denn wenn wir zusammen waren, war jeder falsche Ton egal.

Frisch geduscht, eingecremt und in ein Handtuch gewickelt, legte ich den kurzen Weg in mein Zimmer zurück. Dort angekommen, inspizierte ich den Kleiderschrank und entschied mich für eine etwas verwaschene, schwarze Skinny, die ich mit einer hellen Bluse und einer einfachen Lederjacke kombinierte. Schlicht und unaufällig. Meine braunen, langen Haare lies ich locker über die Schultern fallen, zog mir aber ein Haargummi um das Handgelenk, um mir später, falls nötig, die Haare zusammenbinden zu können. Ich hasste es, wenn mir die Haare in die Augen fielen, und auch stätiges Haare-hinters-Ohr-Streichen nichts brachte. 

Letzten Endes tuschte ich mir noch schnell die Wimpern und schnappte mir meine Schultasche, mit der ich die Treppen in die Küche hinabstieg und die ich mit einer Flasche Wasser und einem Bagel, der mit Ei, Frischkäse und Salat belegt war, füllte. Dann schrieb ich einen Zettel an meine Mom, dass ich schon in der Schule war und sie nur verschlafen hatte.

The unknownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt