Zoé

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Hmmm… Was soll ich denn mitnehmen? Es ist zwar nur eine Übernachtungsfeier mit meinen besten Freundinnen, aber es ist eine Poolparty bei Ally. Ich fühle mich zwischen Ally, Jana und Vivi immer ein bisschen Fehl am Platz. Die Villa von Alice ist riesig, verfügt über drei Stockwerke, einen Pool, Wellnessbereich, einem riesigen Garten und einer Kiesallee im Vorgarten. Da bin ich Bauernhofmädchen mit den billigen Stricksachen von meiner Oma und den nach Pferd riechenden Schuhen immer ein bisschen untergeordnet. Ally ist meine allerbeste Freundin und mit ihr alleine, kann man über alles reden. Ihr interessiert es keine Bohne, was ich anhabe, aber wenn Jana und Vivi noch dabei sind, ist es anders. Alle sind so reich, gepflegt und wohnen in großen Häusern. Ich habe ein kleines Dachzimmer und muss zehn Minuten Auto fahren, um in die Stadt zu kommen. Ich würde gerne mit einer von ihnen tauschen. „Mama?“ „Ja?“ Ich steige die ächzende Holztreppe runter, auf der Jacken, Spiele und Zeitschriften rumliegen. Meine Mama rührt einen Kuchenteig. „Darf ich die Luftmatratze von Moritz mitnehmen?“ „Ich denke ja. Er schläft heute sowieso bei Lennard.“ „Okay!“ „Ich weiche Mamas Blick aus. Sie soll nicht merken, dass ich bei Lennards Name rot werde. Lennard ist ein Jahr älter als ich und richtig süß. Immer wenn er bei meinem Bruder zu Besuch ist, sehe ich ihn am Essenstisch verstohlen an. Und wenn er zu mir guckt, tue ich so als hätte ich die Uhr angesehen, die hinter ihm hängt.

Ich renne die Treppe hoch und suche mir was zum Anziehen raus. Vielleicht die blauen Hotpants und das weiße Spitzentop? Das Top ist erst zwei Tage alt, aber es ist das Beste was ich besitze. Also ziehe ich mich um und widme mich meinem Gesicht und Haaren. Meine Haare sind das einzige, was ich an mir mag. Sie sind braun, dick und gehen mir bis zum Bauch. Im Frisurenmachen bin ich Weltmeister! Heute entscheide ich mich aber für offene Haare. Mein Gesicht kriegt ein bisschen Puder und Wimperntusche ab und fertig. Ich hole meinen Rucksack aus dem Schrank und schmeiße Kosmetik, Bikini,  Handtuch, Handy, Klamotten und Geld rein. Dann gehe ich nach unten. „Mama! Ich fahr dann mal los.“ „Zoé! Warte! Ich bringe dich zu Alice. Ich habe noch etwas mit ihren Eltern zu bereden.“ „Muss das sein?“ Ich mag es nicht wenn  meine Mama mit ihren Alltagsklamotten vom Bauernhof mit den Eltern von Alice redet. Dann komme ich mir so arm vor. Wir sind nicht arm. Auf keinen Fall, aber mein Vater spart das Erbe von meinem Opa an, um uns einen Luxusurlaub, oder eine Renovierung finanzieren zu können. „Ja das muss sein! Ich habe mich sogar chic gemacht. Siehst du? Ich weiß doch, dass du es nicht so gerne magst, wenn ich so unter die Leute gehe.“ Sie lächelt mich an und ich werde rot. Aber es stimmt. Das gelbe Sommerkleid, das bis zu den Knien geht, betont ihre schlanke Figur, und  das leichte Make-up passt zu der verspielten Flechtfrisur. „Tschüss Momo!“ Momo, meine Katze, schnuppert an mir und geht wieder. Wahrscheinlich gefällt ihr der Geruch meines Parfüms nicht so gut.

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