⟢ 𝐈𝐗 ⟣

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Meine Schuhe klacken bei jedem Schritt laut über die Straßen New York's.

„Dejekt! Das ist doch alles -"

„Du denkst wirklich, man würde nicht merken, dass du fluchst, wenn du Dejekt statt Scheiße nimmst? Bei deiner Schwester mag das funktionierten, aber bei mir nicht Ma'am! Jetzt bleib verdammt nochmals stehen! Warum zur Hölle rennst du fluchend mit hohen Schuhen durch New York?"
„Ich-"
„Oh, ich weiß es!"
„Nein, tust-"
„Es hat was mit dem hotten Surferboy zu tun, oder Alyah?"

„Nei-"
„Doch! Ich höre es an deine Stimme! Sag's mit Al! Bitte!"
„Aber ich geh-" „ganz sicher zu ihm!"

„Ja, schon. Aber-"

„Ha! Ich habs doch gewusst! Also jetzt erzähl mal mehr als die Nachricht verrät! Die Prioritäten haben sich geändert, ernsthaft? Ich will alles wissen! Wie habt ihr ich euch kennen gelernt? Wie sieht er aus? Wie heißt er eigentlich? Hey? Bist du überhaupt noch da? Hallo?"

„Ich renne. Wie soll ich dir da antworten, ohne wie ein abstürzendes Flugzeug zu klingen? Hm?", stoße ich schweratmend aus.

„Ja, ich weiß! Aber Wohin? Red' mit mir!", nötigt sie mich nun ungeduldig.

„Wie viel Uhr haben wir, Madita?"
„Ach, das kannst du noch, aber mir antworten nicht, Langstrumpf?"
„Bitte, Lio. Es ist wichtig! Wirklich wichtig!", dränge ich sie nun, bevor sie auf die Idee kommt, es könnt eine lustige Idee sein, einfach aufzuregen und auf beleidigt zu tun.
„Ja, ja schon gut! Scheiß dich bloß nicht ein. Ich leg schon nicht auf, wir haben exakt drei vor -neun minus fünf-"
„Fuck! Das ist doch alles scheiße! Wo ist dieses Restaurant jetzt?"
„Welches Restaurant, Alyah! Welches Restaurant?"

„Mist! So ein Dejekt aber auch! Okay, hör zu!"

Mitten zwischen den ganzen Menschen bleibe ich stehen und drehe mich, das Handy ans Ohr gedrückt, unschlüssig und verloren um mich selbst. Egal wohin ich sehe, überall sind Menschen, die eilend durch den Irrgarten von Hochhäusern laufen. Bis eben war ich auch eine von ihnen, doch im Gegensatz zu mir, wissen sie genau, wohin sie wollen, denke ich verbittert.

„Pippilotta, ich tu seit Minuten nicht anderes als darauf zu warten. Also schieß los!"

„Ich habe eine Job. Kellnerin. Zwei Minuten, dann muss ich da auf der Matte stehen." Geräuschvoll zieht sie die Luft ein.
„Und jetzt stehst du in New York, irgendwo im nirgendwo, und hast keine Ahnung wohin du musst, und wo du bist, richtig?"

Nickend mache ich mich wieder auf die suche nach einem Anhaltspunkt.
„Hallo? Bist du noch da? Al?"
„Ja, ja. 'Tschuldigung!", murmel ich ganz in den Weg vertieft.
Irgendwie kam mir die Ecke bekannt vor, und je länger ich die Seitenstraße entlang laufe, kommt die Erinnerung zurück.
„Lio, ich glaube, ich bin richtig. Hier jetzt links- glaub' ich, hoff' ich." Die nächsten Worte meiner besten Freundin gehen in einem lauten Jubelschrei meinerseits unter.

„Ich hab's, Lio! Ich steh davor. 'La Comida excepcional'. Es ist so-"
Sprachlos sauge ich das Aussehen meiner Arbeitsstelle in mich auf.
„Unbeschreiblich. Weißt du noch den Film, den wir vor Jahren geguckt haben, der die meiste Zeit in diesem Nobelrestaurant gespielt hat, jetzt pack noch ein bisschen Gold und Prunk dazu, und dann mach noch 'n Filter drauf, und dann kommst du ganz gut dran. Es ist irgendwie so... so surreal das Ganze. Alleine das Gebäude von Außen."

„Ich will es sehen, denn ich erinnere mich nicht so ganz an den Film, um ehrlich zu sein. Schickst du mir 'n Foto? Bitte! Und dann-"
Wie der Satz weiter geht, weiß ich nicht. Schnell nehme ich das Handy vom Ohr und schieße ein Foto und schicke es Lioba.
„Ist geschickt", unterbreche ich sie mitten im Wort.
„Wow... das ist ordentlich... wie hast du den Job gefunden? Oh Gott, Alyah! Das sieht schon ganz krass aus. Diese Fenster, die Verzierungen außen drauf und die Schrift erst... Wow! Wer isst denn da? Ich hätte ja an deiner Stelle etwas Angst vor den."
„Jaron hat mich auch schon vorgewarnt", informiere ich sie schmunzelnd.
„Stimmt. Du hast die neue Priorität vergessen. Erzähl! Jaron also?"
„Lio, da ist nichts. Er ist nur-"

FreedomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt