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Nach ihrer nervenaufreibenden Nacht wurde Elea durch das Klirren von lautem Geschirr geweckt. Erschrocken öffnete sie die Augen und sah sich schnell in ihrer Umgebung um. Die Kellnerin war diesmal eine junge Frau, die aufmunternd lächelte. Wahrscheinlich war dies nicht ihr erstes Rodeo mit Menschen, die keinen Zufluchtsort hatten. Kein Zuhause. Die ersten Sonnenstrahlen des Tages erwärmten das Gesicht von Elea, als sie sich ausgiebig streckte. Das war ein harter erster Tag, der sich anfühlte wie eine Woche Gefängnis.

Obwohl sie sich geschworen hatte, nicht einzuschlafen, hatte ihr Körper nachgegeben - nachdem ihre Seele sich an eins, was mal war, erinnerte. Jahrelang konnte sie in ihrer Zelle den Erinnerungen aus dem Weg gehen, doch schon war sie draußen, wurde sie von ihrer Vergangenheit überwältigt. Sie verstand es nicht, sie wollte all das loslassen, doch ihr Herz und ihr Körper hielt an den Erinnerungen fest. Ein versenkter Anker im Ozean ihrer Gefühle, welches sie nicht zurückholen kann. Was wenn sie den Anker nicht holte, sondern die Kette losschnitt?

„Auf Haus." Die junge Frau stellte die Tasse vor Elea ab und lächelte dabei unsicher. Elea hob die Augenbrauen und musterte sie kurz. „Danke, aber das kann ich nicht annehmen," sagte sie leise und schob die Tasse zurück.

„Doch, doch! Es ist... nichts Großes." Die Kellnerin stotterte leicht und wippte nervös mit ihrem Bein, während sie Elea mit großen Augen ansah. „Jetzt ist es sowieso zu spät. Entweder du trinkst ihn oder er landet im Müll."

Elea zögerte. Die Kellnerin wirkte harmlos, aber Elea traute niemandem mehr. „In Ordnung. Danke." Mit einem Schulterzucken zog sie die Tasse zu sich heran und nahm einen Schluck. Geduldig wartete sie, dass die junge Frau weiterging, aber sie blieb stehen und zu ihrem Unglück setzte sie sich zu ihr. Eleas Magen verkrampfte sich.

„Ich habe dich hier noch nie gesehen," begann die Frau, ihre Stimme überschlug sich fast vor Eifer. „Bist du neu in der Stadt? Ich kenne eigentlich alle hier." Ein nervöses Lachen folgte, während sie sich hin- und herbewegte.

Elea hielt inne, sah die Kellnerin aufmerksam an. „Ja, neu." Ihre Antwort war knapp, und sie hoffte, dass das Gespräch damit zu Ende war.

„Oh, verstehe," sagte die Kellnerin und nickte energisch, als müsste sie Eleas Antwort förmlich in sich aufnehmen. „Ich bin übrigens Isla." Sie streckte die Hand aus.

Elea zögerte, dann schüttelte sie kurz die Hand, ihre Miene blieb kühl. „Elea."

Isla sah sie mit einem breiten, aber unsicheren Lächeln an. „Es tut mir leid, ich rede zu viel, oder? Ich... will nur nett sein."

Elea zuckte innerlich zusammen. Sie wollte keine Vertrautheit, keine Nähe. „Alles gut." Sie musste das Bedürfnis, ihr Gesicht zu verziehen, unterdrücken, sonst würde man ihr alles ansehen.

„Ich weiß immer, was du denkst." Schelmisch grinste er mich an. „Woher denn?" Verdutzt zog ich die Augenbrauen hoch. „Du verziehst immer dein wunderschönes Gesicht." Seine Hand berührte mein Gesicht zart, behutsam, als wäre sie aus gebrechlichem Glas, während seine dunklen Augen tief in meine blickten, um diesen Moment für immer zu halten.

Von der plötzlichen Erinnerung schüttelte Elea ihr Gesicht. Wie ein kalter Schauer lief es ihren Rücken und ließ eine unangenehme Gänsehaut zurück, während sich ein Druck auf ihrem Burstkorb bildete. „Hey, alles gut bei dir?" Die sanfte Berührung von der unbekannten Frau schreckte sie auf und sie zog schnell ihre Hand weg.

Isla lächelte Elea unentwegt an - gleichzeitig verzog sie kurz die Augen, als Elea ihre Hand wegzog. Doch der Ausdruck in ihren Augen verschwand so schnell, wie er gekommen war. „Bist du sicher?"

„Ich muss jetzt gehen." Mit einer flinken Handbewegung schnappte Elea sich ihren Mantel, bevor sie aufstand und durch die geöffnete Tür filzte. Im Windzug hörte sie nur noch ein „Schön dich kennenzu-", bevor sie im Morgengrauen verschwand.

Dark ChainsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt