Kapitel 10

9 0 0
                                    

Alexander und ich verbrachten die meiste Zeit der Biodoppelstunde damit, die Seiten Infosmaterial durchzulesen und die wichtigsten Infos rauszuschreiben. Kurz nach dem Ende der Stunde verschwand ich wortlos und ohne mich von Alexander verabschieden in der Raucherecke im Pausenhof. Besorgt über Erics Reaktion zündete ich mir eine Zigarette an und versuchte drüber nachzudenken wie ich Eric möglichst nett sagte, das ich meinen Nachmittag mit dem Jungen verbrachte, den er seit Samstag hasste. „Hey Babe," wie aus dem nichts stand Eric vor mir und beugte sich runter um mich zu küssen. Hastig erwiderte ich den Kuss, brachte dann aber sofort wieder Abstand zwischen uns beide. „Was machst du heute? Da du jetzt ja keinen Job mehr hast, können wir mehr Zeit zusammen verbringen," mit einem eindeutigen Grinsen beugte er sich wieder zu mir runter. Ich wich ihm aus. „Sorry, heute nicht. Bioprojekt," entschuldigte ich mich und zuckte mit den Schultern, „muss dafür echt was machen, sonst kassier ich nur wieder Ärger." „Na dann," sofort wirkte Eric abweisend. Glücklicherweise hatte ich zu Ende geraucht und verzog mich mit einem kurzen „Tschüss" wieder. Nicht mal in der Raucherecke war ich sicher. Ich lief zum Raum, wo ich immer Mathe hatte und kam zum ersten Mal in meinem Leben pünktlich zu Mathe. Die letzte Stunde Mathe verbrachte ich mein Kreiskunstwerk aus Bio weiter zu malen und damit mit Jake zu schreiben. Samuel, sein Biopartner war anscheinend ein totaler Streber und hatte sich bereit erklärt, das Referat komplett alleine zu machen. Verzweifelt wünschte ich mir auch Samuel als Partner zu haben. Kurz vor Schluss überzeugte ich Jake noch davon, Eric nicht zu erzählen, das wir die Referate in Partnerarbeit machen mussten. Jake stellte keine weiteren Fragen, wusste aber, das ich Probleme bekam, wenn das rauskommen sollte. Nach der 6. Stunde ging ich so schnell wie möglich. Ich hasste Mathe und wollte noch eine rauchen, bevor ich mit Alexander wegfuhr. Doch als ich am Parkplatz ankam, stand Alexander schon da und lächelte mir zu. Das war es wohl mit meiner Raucherpause. „Hey, schön dich zu sehen," begrüßte er mich, doch ich lief an ihm vorbei. „Los, komm schon! Bevor uns noch jemand sieht," blaffte ich ihn an und lief zu den Parkplätzen. „Jaja, bin ich so schlimm??" fragte er und folgte mir. Ich antwortete darauf nicht, sondern schaute mich um. In unserer Nähe standen mehrere Schüler rum, aber keiner von denen kam mir bekannt vor. „Rose!" Alexander rief meinen Name. Verwirrt drehte ich mich um. Er stand neben einem schwarzen Mercedes und deutete auf das Auto. „Willst du nicht einsteigen?" Schnell lief ich die Schritte zurück und stieg in das Auto ein. Alexander stieg auf der Fahrerseite ein und startete den Motor. Staunend schaute ich mich im Auto um. Das Auto musste sehr neu sein, denn alles war hochmodern und glänzend. Wahrscheinlich war ich noch nie in einem so schönen Auto gewesen. Aber das würde ich natürlich nie zugeben. Als wir zum Ausgang der Parkplätze fuhren erkannte ich meine Freunde, welche bei den Motorrädern standen. Schnell duckte ich mich während wir an ihnen vorbei fuhren. Erst als ich merkte, das Alexander beschleunigte, setzte ich mich wieder aufrecht hin. „Bin ich so schlimm?" Alexander wirkte ernsthaft enttäuscht von mir, „bisher hatte noch niemand ein Problem damit, sich mit mir in der Öffentlichkeit sehen zu lassen." „Mein Freund ist ziemlich eifersüchtig. Ich will einfach nicht, das er auf falsche Gedanken kommt," versuchte ich mein Verhalten zu rechtfertigen. „Ach und wenn du dich versteckst, kommt er auf keine falschen Gedanken oder wie?" fragte er spöttisch. „Nicht solange er mich nicht sieht," erklärte ich ihm. Darauf erwiderte er nichts mehr und auf der restlichen Fahrt herrschte Schweigen. Wir fuhren in den schöneren Teil von Berlin, dorthin, wo die wohlhabenden Menschen wohnten und die Villen standen. Diese Häuser waren nicht zu vergleichen mit der Bruchbude, in der ich aufgewachsen war. Zumindest hatte ich noch Glück, das ich in einem Haus lebte. Eric und Jake lebten beide mit ihren Familien in einem Hochhaus. Wieder dankte ich in Gedanken meiner Uroma, die damals das Haus gekauft und weitervererbt hatte. Schweigend fuhren wir weiter während ich mir verbittert die Frage stellte, wie häufig wohl die 3-Zimmer Wohnung von Erics Familie in eine dieser Villen passen würde. Von diesem Gedanke wurde mir schlecht. Wir hielten vor einer großen, modernen Villa und Alexander öffnete mit einer kleinen Fernbedienung das eiserne Tor. Die Eingangstore glitten zur Seite und wir fuhren in den Hof vor der Villa. Mit einem anderen Knopf auf der Fernbedienung öffnete er einen Teil der Garage und fuhr in diese. Selbst die Garage war größer als mein Haus und Erics Wohnung. Alexander parkte neben einem silberne Porsche und hinter diesem konnte ich noch ein 3. Auto erkennen. Wir stiegen beide aus und liefen an 2 Motorrädern vorbei zu einer Tür, die ins Haus führte. Wir betraten eine große Eingangshalle, die komplett weiß gestrichen war. An den Wänden hingen stilvolle Gemälde. In einem Flur, der wahrscheinlich zum Eingang führte und links von der Halle wegging, war eine kleine Garderobe, an denen mehrere Mäntel hingen. Etwas weiter hinten konnte ich einen Kleiderständer erkennen. Zu meiner Rechten führten 2 riesige Treppen, eine auf der linken, eine auf der rechten Seite, in das obere Stockwerk. Zwischen den Treppen waren 2 große Türen, die kunstvoll mit schwarzen Ranken verziert waren. Die restliche Halle war mit schwarzen und weißen Möbeln eingerichtet. Es wirkte alles sehr schick, modern aber gleichzeitig auch leblos und kalt. „Kommst du?" fragte Alexander, welcher an einer der Treppen stand. Ich nickte und eilte ihm hinterher. Gemeinsam liefen wir die Treppe hoch und in den linken Gang. Von dem Gang führten mehrere Türen weg, aber Alexander schwieg weiter und wollte mir nicht erzählen, was hinter als den Türen vorborgen war. Die letzte Tür im Gang öffnete er für mich und ließ mir den Vortritt. Das Zimmer, in das ich kam, war größer als das Wohnzimmer bei mir zuhause. Das Zimmer hatte graue Wände und mehrere große Fenster, aus denen man die umliegende Landschaft bestaunen konnte. Direkt links vor mir stand eine kleine Kommode auf dem ein großer Fernseher stand uns über dem ein Regal mit mehreren Büchern hing. Dahinter kam der Kleiderschrank und eine kleinen Trennwand, um das restliche Zimmer vom Schlafbereich zu trennen. Rechts von mir stand ein Schreibtisch, auf dem Blätter, Ordner und Stifte verteilt waren. Dahinter ein dunkelgraues Sofa mit mehreren hellgrauen Kissen und einem kleinen Couchtisch davor. Das Bett, welches schräg hinter der Trennwand stand, konnte ich nur schlecht erkennen, allerdings bestand es um größten Teil aus dem selben Holz wie die anderen Möbel. An den Wänden hingen mehrere Bilder von ihm im Urlaub oder mit der Fußballmannschaft. „Entschuldige die Unordnung, ich hatte eigentlich nicht mit Besuch gerechnet," gestand mir Alexander. Verwirrt schaute ich mich um. Dieses Zimmer war so aufgeräumt, davon könnten die Kakerlaken in meinem Zimmer nur träumen, das es bei mir so ordentlich ist. „Können wir einfach anfangen, damit ich schnell wieder gehen kann?" erwiderte ich lustlos und ließ mich auf das Sofa gleiten. „Ja...klar," meinte er und wirkte dabei irgendwie enttäuscht. Ich holte meine Biosachen hervor und begann mit Alexander unsere Notizen zu vergleichen.

Fuck my Bad BoyWhere stories live. Discover now