Chapter 1

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Als ich über den Schulhof ging hatte ich das Gefühl von jedem beobachtet zu werden. Aber was habe ich auch erwartet? Ich sah aus wie der Nerd des Jahrhunderts mit einer riesigen, runden Brille und einem viel zu großen Pulli.

Aus dem Augenwinkel sah ich eine Gruppe Mädchen, die sich anscheinend über mich lustig machten. In ein paar Meter Entfernung standen fünf Jungs. Alle sahen auf ihre eigene Art angsteinflößend aus. Bei drei von ihnen sah man die teils tätowierten Arme aus den T-Shirts herausragen und alle waren dunkel angezogen. Zusätzlich fielen mir direkt die düsteren Mienen auf. Das mussten also die ,,Badboys" sein von denen mir Aria, eine gute Freundin, die ich noch von früher kannte und die hier auf die Schule ging, erzählt hat.

Außerdem sah ich noch andere Gruppen. Die Normalos, die, die komplett alleine irgendwo herumstanden und die Nerds. Zu denen werde ich ab jetzt wohl dazu gehören.

Während ich die Gruppen noch beobachtete, ging ich weiter auf das Schulgebäude zu und  merkte deshalb gar nicht, wie sich auch die Badboys auf den Weg dorthin machten und die Barbies ihnen, wie treue Hündchen, hinterherdackelten und währenddessen versuchten ihre Aufmerksamkeit zu ergattern. Dass die Jungs deswegen, genau in der Tür, stehen geblieben waren registrierte ich erst, als es schon zu spät war und ich gegen einen der fünf lief. Derjenige drehte sich wütend um.

„Hast du keine Augen im Kopf!?", funkelten mich zwei wunderschöne grün-graue Augen an.

Wunderschön!? Melody! Was ist falsch in deinem Kopf!?

Trotzdem musste ich mir eingestehen, dass ich noch nie solche Augen gesehen habe. Doch anscheinend musste ich ihn etwas zu sehr angestarrt haben, denn er schnipste mit seinen Fingern, meiner Meinung nach, ziemlich provokant vor meinem Gesicht. Instinktiv wollte ich zu einer ebenso patzigen Antwort ansetzten, aber mir fiel zum Glück noch rechtzeitig ein, dass ich ja ab jetzt schüchtern sein musste. Was ein Graus. 

,,Bist du jetzt nicht nur blind sondern auch noch taub? Hallo?! Ich rede mit dir!", fauchte er mir ins Gesicht. Gespielt eingeschüchtert senkte ich den Kopf und fing an zu stottern:  „T-t-tut mir l-l-leid." Schnell rannte ich an ihnen vorbei ins Schulgebäude und bemerkte dabei, dass fast alle Schüler auf den Vorfall aufmerksam geworden sind. Hinter mir hörte ich noch dummes Gekicher und ein herablassendes Schnauben. 

Toll.. Eigentlich war die Bedingung meiner Eltern, dass ich mich unauffällig verhielt.

Aria sei Dank wusste ich auf Anhieb, wo das Sekretariat war. Während durch die ging hatte ich nur einen Gedanken.

Arschloch.

Henry's P.O.V

„Zu wem von euch gehen wir heute zum Zocken?", fragte ich, während ich meiner Mom antwortete, die wissen wollte ob ich morgen mit meiner Schwester auf den Spielplatz gehen würde. „Zu mir? Ich hab das neue Spiel, über das wir letzte Woche  noch geredet haben.", meinte Benjamin, mein bester Freund. Meistens nannten wir ihn aber nur Ben oder Benji.

„Können wir etwas früher rein und drinnen noch ein bisschen chillen? Ich muss noch etwas mit Mrs. Eliot besprechen, wegen dem Auftritt auf dem Herbstball.", wollte Jasper wissen. Er war in unsere Gruppe das Genie. Deshalb war er auch verantwortlich dafür, dass alle Auftritte unserer Band geplant waren. Außerdem war Jasper der einzige von uns, der eine Freundin hatte. Wir anderen hatten eher das Motto einmal ficken, weiterschicken.... 

Aber  natürlich jeder wie er will.

Gerade als wir durch die Tür liefen stellten sich uns Chloe und zwei ihrer treuen Anhängerinnen in den Weg. Als ich abrupt stehen blieb, merkte ich, wie jemand gegen mich lief. Ich drehte mich wütend um...

... und schaute in ein wunderschönes Gesicht mit zwei Augen, die die Farbe von Brownies hatten und hinter einer dicken, runden Brille versteckt lagen.

Wunderschön!? Henry!? Hast du dir am Wochenende das Hirn weggevögelt?

„Hast du keine Augen im Kopf!?", funkelte ich sie an. Ich durfte ja nicht wie ein Weichei rüberkommen, nur weil die Neue, die man daran erkannte, dass sie nicht aufgepasst hat und einfach in mich reingelaufen ist, einigermaßen ansehnlich war. Zumindest wäre sie das, wenn sie nicht dieses hässliche Teil von Brille im Gesicht hätte. Auf einmal sah ich einen Funken von Trotz, der aber sofort wieder verschwand, als hätte sie sich an etwas erinnert. Wahrscheinlich hatte ich mir das nur eingebildet. Sofort war mein Träumen beendet und ich konzentrierte mich wieder auf meine Wut.

„Bist du jetzt nicht nur blind sondern auch noch taub? Hallo?! Ich rede mit dir!", fauchte ich sie an, als sie mir nicht antwortete. „T-t-tut mir l-l-leid.", stotterte sie nachdem sie den Kopf abgewandt hat. Anscheinend fühlte sie sich langsam ziemlich unwohl, denn plötzlich rannte sie an mir und den Anderen vorbei ins Schulgebäude.

Benji sah mich fragend an. Normalerweise rannten uns die Mädchen eher hinterher, aber die waren attraktiv im Vergleich zu dem Nerd. Ich tat es mit einem Schulterzucken ab und atmete laut und abwertend aus. Danach gingen wir zu unseren Spinden um dort noch ein bisschen Angst und Schrecken zu verbreiten. 

Es war zwar ein neues Schuljahr und unser letztes, aber das würden wir auch nutzen. Wir hatten nicht umsonst unseren Ruf.

∞∞∞

Danke fürs Lesen! Hoffe es hat euch gefallen. Lasst wenn ihr wollt gerne Feedback oder Verbesserungsvorschläge da.


The Singing NerdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt