Chapter 6

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Wieso musste ich jetzt schon wieder aufstehen? Ich war doch gerade erst eingeschlafen! Zumindest hatte ich das Gefühl. Es könnte aber auch einfach daran liegen, dass der gestrige Tag zu anstrengend war. Doch in derselben Sekunde fiel mir alles wieder ein und ich saß senkrecht im Bett.

Oh nein.

Die Schule. Ich, als der Nerd. Musikunterricht. Die Badboys. Die Verfolgungsjagd. Henry.

Verdammt! Ich war am Arsch. Wie konnte ich schon am ersten Tag auffliegen? Das konnte auch nur mir passieren.

Ob sie mich jetzt damit erpressen würden, dass sie mein Geheimnis auffliegen lassen? Es waren ja angebliche Badboys. Und den Gerüchten nach zu urteilen, von denen mir Aria gestern erzählt hat, sollen sie ziemlich skrupellos sein. Aber was könnten sie wollen? Autogramme wären unwahrscheinlich. Höchstens sie würden sie verkaufen. Karten für die angekündigte Tour? Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass diese Jungs meine Musik mochten. Allerdings würden die Karten viel Geld bringen, wenn man sie verkauft. Oder sie wollten schlicht und einfach Geld. Das kam mir schon am wahrscheinlichsten vor.

Zufrieden mit meiner Erkenntnis und den möglichen Ausgängen der Situation schaute ich auf meinen Wecker.

Mist! Wie lange konnte man sich eigentlich mit seinen eigenen Gedanken ablenken!? Ich hatte von meiner geplanten Stunde, zum Herrichten, nur noch eine halbe Stunde! Und ich musste mich noch komplett umziehen Kontaktlinsen reinmachen -etwas, was ich mit meinen jungen siebzehn Jahren noch nie gemacht habe-, ich unauffällig schminken, damit ich nicht mehr so aussehe wie normalerweise und noch rechtzeitig meinen Bus erwischen. Streber waren ja angeblich immer pünktlich.

Jetzt konnte ich nur noch beten, nicht direkt auf Henry und die anderen treffen. Doch eigentlich war es sowieso klar, dass das bei meinem Glück nicht funktionieren wird.


Gerade noch rechtzeitig rannte ich ins Klassenzimmer und setzte mich, außer Atem, auf einen noch freien Platz. Eigentlich war ich rechtzeitig zu meinem Bus gekommen, nur hatte ich geplant mich bis zum Unterrichtsbeginn auf dem Mädchenklo zu verstecken. Ich hatte sogar, im Bus, Aria geschrieben, damit sie nicht auf mich wartete. So, was war natürlich passiert? Ich Hohlbirne habe vergessen, dass es erst mein zweiter Schultag war und ich nicht wusste, wo die Klassenzimmer waren. Somit musste ich durch das Schulhaus rennen um nicht zu spät zu kommen.

Kaum war ich wieder zu Atem gekommen, kam der Lehrer rein und der Unterricht begann. Nach kurzem Umsehen stellte ich, zu meiner Freude, fest, dass keiner meiner Stalker anwesend war.

Was nicht ist, kann ja noch werden..., murmelte Gertrude hinterlistig. Ob man sie vielleicht mit Tabletten ruhigstellen könnte?

Bei dir helfen auch keine Tabletten mehr. Seh' es ein. Du wirst mich nicht mehr los.

Genervt schüttelte ich den Kopf. Ich wollte meinen Abschluss machen, also sollte ich auch im Unterricht aufpassen. Nebenbei wäre es auffällig, wenn der angebliche Streber eine Stunde in die Leere starrt und ab und an die Augen verdreht.

Abgelenkt von den Aufgaben, die der Lehrer uns gegeben hat, schreckte ich auf, als sich jemand neben mir räusperte.

Nicht schon wieder! Neben mir saß -wer hätte es anders gedacht- einer meiner unerwünschten Beobachter. Auch bekannt als Ash.

„Wir sollen eine Aufgabe machen", sagte er und zog eine Augenbraue hoch, nachdem ich ihn nur stumm anschaute. Da ich keine Reaktion zeigte fügte er hinzu: „Zusammen." Das konnte ja was werden.

Und ich wollte gar nicht erst wissen, warum ausgerechnet ich seine Partnerin war.


Da ich, während wir die Aufgaben gemacht haben, feststellen musste, dass Ash, obwohl ich es nicht vermutet hätte, absolut schlecht war in Chemie und sein Blatt abwechselnd wütend und frustriert anschaute, blieb das Lösen der Aufgaben nun wohl oder übel an mir hängen. Und zwischendurch versuchte ich es meinem Partner zu erklären. Auch wenn ich meinen ehemaligen Lehrer manchmal dafür verflucht habe, war ich ihm gerade unendlich dankbar, dass er immer so streng war und mir alles eintrichterte. Zumindest war es meistens sein Ziel gewesen.

Leider befürchtete ich von Ash oder einem der anderen abgefangen zu werden. Wer würde denn nichts dahinter vermuten, wenn sich einer der beliebtesten Jungen sich zu dem neuen Nerd setzen würde.

Mal wieder unter Zeitdruck, versuchte ich mir etwas einfallen zulassen, damit ich schnell verschwinden konnte. Ob es wohl zu auffällig wäre, einfach noch einmal einzupacken? So wie gestern? Höchstwahrscheinlich. Unteranderem, weil ich von Ash beobachtet wurde. Aber was sollte ich sonst machen!?

„Du kannst ruhig gelassen zusammenpacken. Dieses Mal kommst du uns nicht davon.", hörte ich meinen Sitznachbarn flüstern. Schwer schluckte ich. Ich fing dann schon mal an, mich von meinem Dasein als Nerd zu verabschieden. Jedoch fasste er mein Schlucken falsch auf „Keine Sorge. Du brauchst keine Angst zu haben. Wir werden dich schon nicht umbringen. Dafür könntest du uns noch zu viel bringen. Außerdem wäre es für uns beide am angenehmsten, wenn du mir, wenn es klingelt, einfach folgst. Ohne großes Tamtam."

Ach wie toll. Jetzt malte ich mir gar nicht aus, wie ich verschleppt und gefoltert werde. Gut, vielleicht etwas übertrieben, doch wer kann es schon wissen. Aber letztendlich blieb mir nichts anderes übrig, wie einfach sitzen zu bleiben und abzuwarten was kam.

Durch alle Überlegungen und dem kurzen Gespräch mit Ash, war die übrig gebliebene Zeit schnell vorbei. Kaum klingelte es, standen wir auf und verließen das Klassenzimmer. Währenddessen folgten uns verwirrte Blicke.

Ash lief voraus auf den Pausenhof. In einer abgelegeneren entdeckte ich schon drei der anderen Jungs. Nur Henry fehlte. Wie waren die überhaupt so schnell hierhergekommen?

Durch eine tiefe Stimme wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. „Na? Hat sich der kleine Nerd endlich getraut, zu uns zu kommen?", spottete Henry.

Wie gerne würde ich im irgendeinen Konterspruch drücken. Stattdessen musste ich so tun, als wäre ich schüchtern! Nur weil ich aussah, wie ein Brett, durch den weiten Pullover, und eine fette Brille im Gesicht hatte, konnte er nicht so mit einem reden! Beim nächsten dummen Kommentar würde mir noch der Kragen platzen.

„Hallo? Noch da, Nerd?" Ganz knapp. „Kannst du auch reden, oder lediglich in die Luft starren.", meinte sich auch noch Jasper zu Wort melden zu müssen. Gut. Jetzt war es zu spät. „Bin ich es, die dauerhaft fremde Leute anstarrt oder ihr!? Ich hab' echt andere Probleme, wie euch. Also: Was wollt ihr von mir?", fuhr ich sie lautstark an.

Hinter mir hörte ich mehrere Personen scharf Luft einziehen. Anscheinend hatten wir etwas Aufmerksamkeit auf uns gezogen. Vor allem durch meine Anmerkung. Es kam vermutlich nicht oft vor, dass die „Gangster" der Schule von einem kleinen Zwerg angebellt wurden.

Auch die verblüfften Blicke blieben von mir nicht unentdeckt.

Oje. Mein letztes Stündlein hatte geschlagen.

∞∞∞

Heyy!

Tut mir leid, dass die letzte Zeit kein Kapitel kam. Irgendwie bin ich nicht dazu gekommen und wenn ich dann mal Zeit hatte ist mir nichts eingefallen.

Falls ihr irgendwelche Verbesserungsvorschläge habt, schreibt gerne ein Kommentar und vergesst nicht zu voten, wenn es euch gefallen hat.

Außerdem ein großes Danke für 250 Reads und fast 30 Votes!!!

Bis bald

Juju

Ps: Milena, mir gehen langsam, aber sicher, die Namen aus!


The Singing NerdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt