𝒟𝓇𝑒𝒾𝓏𝑒𝒽𝓃

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Hoseok und ich sitzen stumm im Bus nebeneinander. Wir sind die einzigen, da es schon fast 1 Uhr nachts ist. Ich weiß nicht was ich fühlen oder denken soll. Bis jetzt konnte ich immer verhindern, dass jemand meine Panikattacken mitbekommt. Ich schulde Hoseok antworten, dass weiß ich. Ich vertraue ihm, er ist die erste Person bei der ich das Gefühl habe, ihm alles sagen zu können in dem Wissen, dass er es für immer für sich behalten wird. 

Als wir vor seiner Haustür zum stehen kommen, schließt der diese auf und schaltet das Licht an. "Meine Eltern sind nicht da, meine Tante feiert ihren Geburtstag", erzählt er und ich nicke nur. Hoseok zieht mich mit in sein Zimmer. "Ich gebe dir was von mir zum schlafen, du hast ja nichts dabei", sagt er und geht schnell zu seinem Schrank, wo er kurz darauf mit einer Jogginghose und einem T-Shirt zurück kommt.
"Du bist viel zu lieb, Hobi", murmele ich und nehme die Sachen entgegen. Er lächelt mich nur an.
"Geh dich umziehen, ich mache hier alles fertig."

Als ich wieder aus dem Bad komme, lege ich meine Sachen auf dem Stuhl ab. "Du siehst witzig aus", lacht Hoseok leicht und grinst mich an. Ich sehe an mir herunter. Seine Sachen sind mir zu groß, was keine große Überraschung ist.
"Nächstes mal kannst du was von mir tragen", sage ich und muss schmunzeln.
"Also ich hab uns die Schlafcouch fertig gemacht, das mach ich immer wenn Freunde übernachten. Es sei denn, du willst das nicht, dann kannst du auch in meinem Bett schlafen und ich-"
"Hobi", unterbreche ich ihn lachend, "es ist alles gut, mach dir keine Sorgen." Damit lasse ich mich auf die ausgebreitete Coach fallen und klopfe neben mich und Hoseok tut es mir gleich, nachdem er das Licht ausgeschaltet hat. Nun beleuchtet nur noch die Straßenlaterne von draußen das Zimmer und taucht es in ein mysteriöses Licht. Wir schlüpfen beide unter die Decke und dann umgibt uns eine Stille. 

"Danke, für heute", sage ich schließlich leise in die Nacht hinein.
"Du brauchst dich nicht zu bedanken..."
"Doch. Du hast mir geholfen, ohne dich wäre ich da drinnen wahrscheinlich umgekippt."  Ich höre, wie Hoseok kurz durchatmet.
"Ich weiß, dass du darüber wahrscheinlich nicht reden willst und ich weiß das es mich auch nichts angeht weil es dir zu privat ist... Aber wieso hast du da drinnen eine bekommen? Hat Mingi irgend etwas zu dir gesagt oder...?"
"Ich will es dir erzählen, Hobi. Du sollst wissen, dass ich dir vertraue, außerdem muss ich mit jemanden darüber reden, sonst werde ich noch verrückt", am Ende lache ich leicht und beginne dann, nervös mit der Bettdecke in meinen Händen zu spielen. 

"Weißt du, dass Si-Yeon und Jongdae nicht meine leiblichen Eltern sind?"
"Nein, davon wusste ich nichts", sagt er leise. "Ich bin in einem Kinderheim aufgewachsen, ich kenne meine leiblichen Eltern nicht und es gibt auch keinerlei Informationen über sie. Ich wurde seit jungen Jahren von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht. Wie du dir denken kannst, hat mir das natürlich zu schaffen gemacht, dass Gefühl das dich keiner will und liebt, war immer präsent. Dazu kam das Mobbing, sowohl von den anderen Kindern im Heim, als auch in der Schule, was sich über viele Jahre gezogen hat. Dementsprechend war keiner groß überrascht, dass ich Depressionen und Panikattacken entwickelt habe. Aber niemand hat sich für mich interessiert, also war ich wie immer auf mich alleine gestellt und ich habe alles in mich rein gefressen. Dann wollten Si-Yeon und Jongdae mich eines Tages adoptieren und sie waren die ersten die gemerkt haben, dass etwas nicht mit mir stimmt. Also haben sie mit mir gesprochen und wir haben uns gemeinsam mit einem Psychologen zusammen gesetzt. Er hat uns dann einen Umzug in eine andere Umgebung empfohlen und so bin ich hierher gekommen. Si-Yeon und Jongdae sind die ersten, denen ich vertraue und bei denen ich das Gefühl habe, dass sie mich lieben. Und wegen vorhin... Mingi hat einen Witz über das Umziehen gemacht und das hat wohl irgendetwas in mir getriggert." 

Eine kurze Stille herrscht zwischen uns beiden, die ich dann wieder unterbreche. "Ich will nicht, dass du mich jetzt anders siehst, Hoseok. Bitte bemitleide mich nicht, ich hasse das." Ich spüre, wie er sich zu mir dreht und ich blicke zu ihm.
"Seo, ich werde dich nie aus anderen Augen sehen können. Ich will das du weißt, dass du mir viel bedeutest, egal was passiert. Und ich möchte das du weißt, dass egal was ist, du immer zu mir kommen kannst und mir alles sagen kannst. Denn dafür bin ich da. Danke, dass du mir das anvertraust hast, dass bedeutet mir wirklich viel, Seo." Ich kann nicht verhindern, dass mir ein leises schluchzen entfährt und ein paar Tränen den Weg über meine Wangen finden. 

"Weinst du?", fragt Hobi und rutscht wieder näher zu mir. Wortlos nimmt er mich in den Arm und streicht mir beruhigend über den Kopf. "Eigentlich wollte ich dich nicht zum weinen bringen", sagt er und ich lache leicht.
"Das hat mich nur sehr berührt. Solche Worte höre ich nicht oft", sage ich und blicke hoch in seine Augen. Ich spüre, wie seine Hand meinen Arm entlang streicht, welcher nicht vom Shirt bedeckt ist. Seine Fingerspitzen streichen über die Narben an meinem Handgelenk und leicht zucke ich zusammen. 

"Machst dus noch?", höre ich ihn leise flüstern, als ich mich wieder auf seine Brust lege. "Immer seltener, und bald hoffentlich nicht mehr", gebe ich ihm als Antwort.
"Falls du jemals das Bedürfnis danach hast, dann ruf mich an, ja? Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, ich komme sofort rüber." Ich nicke nur und schlinge den Arm nun um seine Taille.
"Können wir so bleiben?", frage ich leise und spüre das Lächeln von Hobi, als er mir einen Kuss auf die Stirn drückt. 

Ich kann nicht aufhören zu lächeln. Aus irgendeinem Grund schlägt mein Herz etwas schneller, und Hobis tut es auch. Seine Arme halten mich, beschützen und wärmen mich. Seine Umarmungen lassen sich mit einem Wort beschreiben: Zuhause. Er lässt mich wie zuhause fühlen. 

❀•ஓ๑♡๑ஓ•❀

Wie Mond und Sonne |Jung HoseokWo Geschichten leben. Entdecke jetzt