Es war ein warmer Tag in der Karibik und Yara wollte unbedingt etwas unternehmen. Sie verließ das Unterwasserschloss, in dem ihre Familie ihr Zuhause hatte und hielt nach einer Beschäftigung Ausschau. Im Vorbeischwimmen begrüßte sie die Delfine und die Schildkröten und die Fische, die ihren Weg kreuzten und bewunderte die bunte, fantastische Korallenwelt unter ihr. Sie liebte dieses Gefühl einfach ziellos durch das Wasser zu schwimmen, sie fühlte sich als würde sie auf Wolken schweben. Sie streckte ihren Arm aus und strich mit ihren Fingern an der Wasseroberfläche entlang.
Da wurde sie mit einem Mal von einem Hagel kleiner Steine getroffen, die durch die Wasseroberfläche auf ihre schuppigen Flossen fielen. Überrascht tauchte Yara auf und – eigentlich hätte sie es sich gleich denken können – Wasserfeen flogen übermütig in der Luft herum. Eine kleine Gruppe Feen hielt sich lachend den Bauch, als sie Yaras überraschtes und wütendes Gesicht sahen. Yara holte Schwung und ließ ihre Flossen auf die Wasseroberfläche klatschen, sodass sie lachenden Feen einen Schwall Wasser ins Gesicht bekamen. Sofort hörten sie auf zu lachen und eine von ihnen verschluckte sich sogar an dem Salzwasser. Nun wurden auch die anderen Wasserfeen auf die Meerjungfrau aufmerksam und kamen näher.
„Zeit zu verschwinden!", murmelte Yara in sich hinein, tauchte unter und schwamm so schnell ihre Flosse sie trug davon. Die Wasserfeen verfolgten sie noch eine Weile, gaben dann aber auf. Erleichtert atmete Yara auf.
Wasserfeen machten einfach immer Ärger. Wo sie auch auftauchten gab es Streit. Es war nicht etwa so, dass die beiden Arten sich bekriegten, aber Freundschaft schließen kam auch nicht in Frage!
Yara schwamm weiter durch die Lagune, in der sie mit den anderen Meerjungfrauen lebte. Weiter vorne sah sie eine Gruppe Delfine, die über die Wasseroberfläche sprangen und übermütige Kunststücke und Drehungen vollführten. Sie gesellte sich zu ihnen und lachte mit ihnen, als sie gemeinsam über die Oberfläche sprangen. Das Wasser spritzte hoch und Yara fühlte sich als könnte sie fliegen. Dabei bemerkte sie nicht, dass sie das Ufer und die bekannten Gewässer immer weiter hinter sich zurückließ. Schließlich trennte sich die Gruppe Delfine und sie schwammen in getrennten Wegen davon.
Da lenkte etwas Neues ihre Aufmerksamkeit auf sich. Am Meeresgrund entdeckte Yara etwas Dunkles, bei dem ein kleiner Fleck glitzerte. Yara wollte wissen was dort war und schwamm neugierig zu dem Fleck hinab. Es war ein altes Schiffswrack, dass schon von Moos und Korallen bewachsen war.
Viele bunte Fische schwammen hier herum, obwohl es in dieser Tiefe war. Die Sonne war nicht stark genug, um so tief hinunter zu leuchten.
Yara fand eine kleine Lucke, die in das Schiff hineinführte. Sie zwängte sich hinein und sah sich im Schiffsbauch um. Da sah sie wieder das seltsame Leuchten. Neugierig schwamm sie hin und fand eine kleine Box, deren Schloss metallisch funkelte. Die Box war einmal aus gutem Holz gewesen, doch die vielen Jahre unter Wasser hatten es verrotten lassen.
Yara konnte das Holz leicht aufbrechen. In der Box fand sie eine Kette, an der ein großer Diamant befestigt war. Glücklich mit ihrem Fund tauchte sie wieder auf. Sie legte die Kette um ihren Hals, damit sie nicht wieder verloren gehen könnte und ließ sich dann einfach am Rücken über die Wasseroberfläche treiben.
Die Sonne schien hell auf sie hinunter und einige Möwen flogen auf der Suche nach Fressbarem über den Himmel.
Da schwappte eine Ladung Wasser mitten in ihr Gesicht. Yara schnappte nach Luft und richtete sich auf. Da erst fiel ihr auf, wie weit sie sich schon von Zuhause entfernt hatte.
Die Insel war nur noch ein dunkler Fleck am Horizont. Die Wellen hier waren viel höher als sie es gewohnt war und könnten ein Unwetter ankündigen!
Sie kehrte um und machte sich wieder auf den Weg nach Hause. Da bemerkte sie einige Meter zu ihrer Rechten ein Schiff.
Sie wusste, dass sie sich auf den Heimweg machen sollte, aber sie wollte unbedingt die Menschen sehen, die auf dem Schiff waren. Sie schwamm näher und tauchte kurz vor dem Schiff unter, sodass sie für die Menschen unsichtbar blieb. Ihre Mutter hatte sie bereits oft vor den Menschen gewarnt, aber Yaras Neugier siegte immer wieder über ihre Vernunft.
An der Seite des Schiffs tauchte sie wieder auf, um an Deck schauen zu können. Da spürte sie, wie etwas ihre Flossen streifte und sie festhielt. Yara versuchte zu tauchen, um zu sehen was das war. Da erst bemerkte sie das Netz, dass sich um ihre Flosse gewickelt hatte und sie aus dem Wasser zu ziehen begann.
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The Great Escape
FantasyVor vielen, vielen Jahren, als es noch Fabelwesen in der Welt gab, lebte eine Meerjungfrau namens Yara. Sie lebte in den wärmeren Gewässern der Karibik. Sie liebte ihre Heimat und das Wasser, aber sie verbrachte auch sehr viel Zeit an der Wasserober...