Kapitel 3

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Yaras Augen wurden groß und sie sah hoffnungsvoll zu dem Mann hinüber, den sie Tobias nannten. Wenn er sie nicht haben wollte, könnte sie wieder nach Hause!

„Ach komm, als würdest du dir so ein Schnäppchen entgehen lassen. Denk an das Eintrittsgeld, das du einnehmen würdest. Eine echte Meerjungfrau in deinem Meereszoo. Damit könntest du berühmt werden!", redete einer der Fischer auf Tobias ein.

Tobias wirkte nachdenklich.

„Nun gut, wie viel wollt ihr haben?"

„Tausend pro Nase."

Der Chef des Meereszoos sah sich unter den vielen Menschen um.

„Das ist zu viel. Dann werft den Fisch lieber gleich wieder ins Meer."

„Nein! Machen wir 700 pro Fischer."

„4200 €.", murmelte Tobias und sah die Meerjungfrau an, die da reglos vor seinen Füßen lag.

„Einverstanden. Ich lasse einen Transporter kommen." Mit diesem Worten drehte er sich um und ging davon.

Enttäuscht sah Yara ihm nach. Ihr wurde nun langsam klar, dass sie ihre Familie und Heimat vielleicht nie wieder sehen würde.

Nur wenige Minuten waren vergangen, als das Gebrumm eines großen, stinkenden Metallkastens auf Rädern zu hören war. Ein Mann kletterte aus dem Kasten.

„Helft mir das Ding in dem Lastwagen zu verfrachten.", rief er laut den herumstehenden Leuten zu. Einige setzten sich sofort in Bewegung, doch sie hielten inne, als einer der Fischer fragte: „Halt! Moment! Was ist mit unserem Geld?"

„Das hab ich hier.", antwortete der Mann und zählte das Geld vor den Fischern noch einmal ab, bevor er es ihnen gab. „Und jetzt packt mit an!"

Die Männer hoben die Trage, auf der sie Yara schon von Bord des Schiffs getragen hatten, auf den Transporter. Yara gelang es mit viel Anstrengung nicht auf den Boden zu fallen, so sehr wackelte die Trage.

„Vorsicht! Vorsicht!"

„Und was machen wir, wenn sie austrocknet?", fragte Evan, der jüngste Fischer.

„Das ist mir doch egal. Ich werde nur bezahlt, dieses Ding zum Aquarium zu bringen. Aber wenn dir so viel an dem Ding liegt, kannst du ja mitfahren und es nass halten."

Evan nickte und rief die anderen Kinder im Dorf zusammen. Sie sollten ihm helfen Wasser aus dem Meer zu holen, welches er mitnehmen würde.

***

Es war dunkel in dem Transporter. Yara konnte ihre eigene Hand vor den Augen nicht erkennen. Auf einmal ging die Tür noch einmal auf. Yara blinzelte gehen das Licht an. Als sie wieder sehen konnte, bemerkte sie, dass sich ein Junge neben sie gesetzt hatte. Mehrere Kübel Wasser standen neben ihm. Yara versuchte, sich so gut wie möglich vor dem kalten Wasser, das bestimmt in den Kübeln auf sie lauerte, in Sicherheit zu bringen.

„Ganz ruhig, das Wasser ist aus dem Meer. Es ist nicht kalt.", sprach der Junge auf sie ein. Evan kannte sich gut mit Meerestieren aus. Er hatte seinem Onkel schon sehr oft im Meereszoo geholfen.

Evan nahm einen weichen Schwamm in die Hand und tunkte ihn in einen der Kübel. Vorsichtig berührte er damit Yaras Schwanz. Yara zuckte zurück, doch als ihr auffiel, dass es warmes Meereswasser war, dass ihre Flossen wieder nass machte, entspannte sie sich ein wenig. Sie erinnerte sich an das Gesicht des Jungen. Er war mit auf dem Schiff gewesen.

Mit einem Mal ertönte ein lautes Knurren und der Boden unter Yara begann zu rütteln.

Nicht so wie das sanfte Schaukeln eines Schiffs, sondern als würde man in einer Auster sitzen, während ein Oktopus diese zu öffnen versuchte.

Die Panik in Yara steigerte sich wieder. Evan redete einfach weiter beruhigend auf sie ein, als er bemerkte, wie sie zappelte. Sanft strich er weiter mit dem Schwamm über ihre Flossen.

Yara war innerlich sehr angespannt. Das Rütteln war sehr unangenehm, doch der Junge bot ihr eine Konstante, an die sie sich klammerte.

Nach scheinbar endlosen Minuten hörte das Ruckeln endlich auf und die Tür wurde wieder geöffnet.

The Great EscapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt