Quiekende Zuckermäuse

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„Es war gewiss nicht einfach für dich, herzukommen. Und dennoch bist du dem Brief meiner Eule gefolgt. Ich schätze deine aufrichtige und treue Seele, Kim."

Kimberley trat zögerlich ein in das Büro von Dumbledore.

Es waren inzwischen zwei Jahre seit dem Vorfall in jener Nacht vergangen.

Zwei Jahre, in denen sich Kimberley und der Schulleiter von Hogwarts nicht mehr gesehen hatten.

Die Hexe hatte sich in der Muggelwelt zur Ruhe gesetzt, um ihre Tochter großzuziehen. June war zu einem niedlichen und lebhaftem Kleinkind herangewachsen.

Mit der dunklen Haut und den wilden, schwarzen Locken sah sie aus, wie ihr Vater.

Doch der Charakter, den hatte sie von Kimberley. Mit dem Misstrauen Fremden gegenüber, insbesondere Männer, spiegelte die kleine Moreno das Wesen der jungen Hexe wieder. In solchen Situationen suchte sie oft die schützende Nähe ihrer Mutter.

Sowie jetzt. Ängstlich griff sie Kimberleys Hand und versteckte sich hinter ihren Beinen.

Dumbledore lächelte warm und herzlich:

„Schüchtern die Kleine. Ich kann gar nicht sagen, von wem sie das hat. Du und Ariano wart beide immer sehr ruhig und reserviert. Eine Art, die ich an euch geschätzt habe. Aber wenn ich so darüber nachdenke, war er der offenere von euch beiden."

Kimberley lächelte schwach. Sie hatte Arianos Tod bis heute immer noch nicht ganz verkraftet. Aber die Art, wie Dumbledore über ihn redete, ließ die Erinnerungen so stark aufflammen, dass sie eine angenehme Hitze in ihren Adern spürte.
Sie setzte sich zu ihrem ehemaligen Schulleiter. Dumbledore öffnete eine Tür seiner Schränke:

„Wirklich bedauerlich. Das einzige, was ich habe, sind Lakritzschnapper und Sirupbonbons. Nicht gerade das richtige für ein dreijähriges Mädchen."

Mit enttäuschter Miene schloss Dumbledore die Tür wieder.
Dann aber kam ihn scheinbar ein Lichtblitz. Er ging zielstrebig zu seiner Schublade und wühlte in ihr herum.

„Ah da sind sie ja. Quiekende Zuckermäuse.", entgegnete er freudig.

Vorsichtig öffnete er eine gelbe Schachtel und nahm eine der Leckereien in die Hand.

Dann hockte er sich auf den Boden zu June. Er hielt es dem Mädchen hin.

June schaute begierig auf die Zuckermaus. Ihr Blick wich hin und her. Zu Dumbledore und wieder zurück zu seiner Hand. Sie schien sich nicht sicher zu sein, ob sie ihm vertrauen konnte.

„Nur zu, die beißen nicht.", witzelte er auf seiner charmanten Art.

June tappte zögerlich zu Dumbledore und streckte ihre kleine Hand aus. Als sie die Maus gegriffen hatte, zog sie es blitzschnell Albus aus der Hand und verschwand genauso schnell hinter Kimberley, wo sie die Maus gierig verspeiste.

Albus lachte erneut.

Kimberley streichelte June über die Locken:

„Was sagt man da?", fragte sie behutsam.

„Gracias!", quiekte sie fröhlich.

„In Englisch, June!", tadelte sie ihre Tochter scharf.

Bedröppelt sah sie ihre Mutter an, tat dann aber wie sie ihr befohlen hatte.

„Du erziehst sie zweisprachig?", fragte Albus neugierig.

„Ja", entgegnete Kimberley ein klein wenig stolz. „Auf dem Arbeitsmarkt der Muggel ist es von Vorteil, mehrere Sprachen zu sprechen. Ich möchte meinem Kind die bestmöglichen Chancen bieten."

SERENDIPIA - die Geschichte von June MorenoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt