•~{ Kapitel 4 }~•

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⚠️ TRIGGER WARNING - SUICIDAL THOUGHTS AND ATTEMPT ⚠️
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18.04.

„ACH FUCK!", schrie ich frustriert und schlug mit geballter Faust gegen die mir nächstgelegene Wand. Sofort zuckte ein Schmerz durch diese und ich verzog mein Gesicht, während ich immer noch auf das Blatt vor mir starrte.
„Hey, Iwaizumi, beruhige dich, es ist doch nur eine schlechte Note, sonst kümmert es dich doch auch nicht wenn du einen Test nicht bestehst...", sagte Matsukawa und kicherte nervös.
„Ja, es ist nur eine schlechte Note! Ich weiss! Aber..."
Ich kann nicht mehr.
Erschöpft und müde legte ich meinen Kopf gegen die Wand und biss mir auf die Lippe.
Oikawa ist wieder hier. Er tut als wäre nichts. Hängt bei seinen Fangirls rum. Lächelt. Dieses verdammte Scheiss Ich-bin-so-perfekt Lächeln das ich so vermisse. Er lacht, nimmt die Geschenke an, schreibt Bestnoten, spielt fabelhaft. Es sieht ganz so aus als wäre er über mich hinweg. Nach so kurzer Zeit? War ich ihm denn wirklich nichts wert?
„Iwaizumi, du-"
„Ganz ehrlich Matsukawa, verschwinde endlich", zischte ich. Nach einem kurzen Schweigen, hörte ich Schritte die sich entfernten.
Ich war wieder alleine.
So wie die letzte Woche schon.
War ich ihm so wenig wert, das er mich nach einer Woche schon vergisst? Das er mich nicht einmal eines Blickes würdigt? Das er mir Pässe zuspielen kann, ohne sich Gedanken zu machen? Sonst war er immer der anhängliche. Warum macht es ihm denn plötzlich nichts aus mich so alleine und verletzt zu sehen? Sieht er mich überhaupt noch? Bin ich für ihn schon unsichtbar? Vergessen, hinter seinen ganzen Fangirls? Einen Namen, an den er sich, wenn er ihn hört vielleicht nicht mal mehr erinnert? Es scheint ihm gut zu gehen. Ohne mich. Wenn ich so darüber nachdenke... war er denn wirklich der Anhängliche von uns? Ging ich nicht immer wieder zu ihm zurück und entschuldigte mich? Wenn ich nicht versucht hätte unsere Freundschaft am Leben zu erhalten, wäre sie dann schon früher auseinander gebrochen? Hätte es ihn damals schon nicht interessiert? Was wäre wenn wir uns nie getroffen hätten? Hätten wir uns an der Kitagawa Daiichi überhaupt bemerkt? Oder wäre ich nur einer seiner Mitspieler gewesen? Hätte er sich im Kampf gegen Tobio selbst verloren? Hätte er Tobio überhaupt als Feind angesehen? Hätte er sich angefreundet? Wäre er nach Seijoh gekommen? Hätte er mich dort bemerkt? Oder wäre ich nicht einmal Stammspieler geworden, weil wir nicht aufeinander abgestimmt wären? Hätte ich an der Aussenlinie stehen müssen? Hätte er mich wahrgenommen? Würde er merken, wenn ich jetzt gehen würde? Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich würde er weiter Geschenke annehmen und nicht einmal einen Gedanken an mich verschwenden. Er würde den Sender, auf dem über meinen Tod berichtet würde, wechseln, um seine Serie zu schauen. Er würde nicht an die Beerdigung kommen. Er würde weitermachen. Und ich wäre endlich frei...

Ich hatte nicht bemerkt wie ich das Schulgelände verlassen hatte. Ich hatte nicht gemerkt wie ich etliche Strassen und Kreuzungen überquert hatte. In meinen Gedanken versunken stand ich nun an der Brücke. Unter ihr rasten Autos über die Autobahn. Niemand ausser mir war hier. Ich atmete ein und aus. Meine Hände umklammerten das Geländer, als ich ein Bein darüber schwang. Das zweite folgte gleich darauf und ich sass nun auf dem Brückengeländer.
Ich holte mein Handy aus der Tasche. Schaltete es ein. Suchte meine Kontakte und schrieb allen eine kurze Nachricht. Dann klickte ich auf den Hörer.
Es klingelte.
„Oikawa?"
„Iwaizumi? Was ist?"
Ich sah nach unten. Meine Füsse hingen über dem Abgrund. Es wäre so schnell vorbei.
„Es tut mir leid, Oikawa", murmelte ich. Ein Lastwagen fuhr unter der Brücke durch.
„Wo bist du? Du hast Schule."
„Wen interessiert es eigentlich. Was bedeutet Schule. Was bedeuten Clubs. Was bedeutet Familie und Freunde. Was bedeutet eigentlich das Leben", summte ich und löste den ersten Finger vom Geländer.
„Iwaizumi? Wo. Bist. Du?! Bist du bei der Autobahn?"
„Es tut mir leid. Ich meinte die Dinge, die ich dir an den Kopf geworfen habe nicht Ernst. Du bist wundervoll. Ich könnte dich nie verlassen. Aber zu sehen, wie glücklich und unbeschwert du ohne mich warst, tat weh und gleichzeitig gut. Wenigstens vermisst du mich dann nicht."
Meine Hand hing an meinem Körper herab. Ich balancierte nur noch auf dem Geländer.
„Iwaizu- Iwa-Chan was auch immer du gerade vorhast bitte tu's nicht okay? Ich bin auf dem Weg zu dir!"
Oikawa's Stimme klang gehetzt.
„Du machst dir Sorgen um mich?", fragte ich leise.
„Natürlich! Jetzt bleib wo du bist, ich bin in zehn Minuten da, und leg verdammt nochmal nicht auf!", befahl er und ich hörte wie er anfing zu rennen.
„Du brauchst dich nicht Stressen. Es ist okay. Dir ging es gut ohne mich. Geh einfach zurück zur Schule", murmelte ich. Ich lehnte mich nach vorne.
„Iwaizumi bitte hör auf, ich weiss nicht wieso du solche Scheisse laberst!", jammerte er.
Ich bewegte das Handy weg von meinem Ohr und drückte auf ablegen. Dann schaltete ich es aus und warf es neben der Brücke auf den Boden.
„Iwa-Chan!", hörte ich einen Schrei. Ich drehte meinen Kopf nach rechts. Oikawa rannte mit Voll-Speed auf mich zu. Ich schloss meine Augen und liess mich nach vorne fallen.
Doch bevor ich das Geländer unter mir verschwinden spürte, wurde ich mit einem Ruck zurück auf den Asphalt gezogen. Ich landete auf etwas weichem. Zumindest so weich wie es geht.
Arme umklammerten mich, sodass ich nicht mehr aufstehe und gehe, während die Person unter mir laut Schluchzte und sagte:
„Gott sei Dank. Bitte jag mir nie wieder so einen Schrecken ein, Iwa-Chan..."
Ich stand auf und wirbelte zu Oikawa herum.
„Ach, jetzt bin ich also plötzlich wieder Iwa-Chan? Aber den Rest der Woche hast du mich ignoriert und vergessen? Muss ich mich etwa jeden Tag beinahe von der Brücke stürzen oder irgendwas anderes versuchen nur damit du mich ansiehst? Damit du mich bemerkst? Fick dich Oikawa, hättest du mich doch einfach springen lassen!", schrie ich, schnappte mir mein Handy und rannte los in Richtung meines Zuhauses.

In meinem Zimmer angekommen knallte ich die Tür zu und sank daran hinunter, während weiter Tränen meine Augen verliessen.
„Verdammt Oikawa... es tut mir so leid... ich weiss nicht was los mit mir ist... ich bin so ein Arsch. Du wolltest mir helfen, du hast mir geholfen, du hast mir das Leben gerettet! Es tut mir leid...", weinte ich vor mich hin.

Depressed | IwaOiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt