•~{ Kapitel 12 }~•

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28.04
Der Zeiger der Uhr bewegte sich so unglaublich langsam, es fühlt sich an als hätten die Lehrer die Zeit absichtlich drei mal verlangsamt nur um mich hier im Zimmer zu behalten. Mit meiner Englischprüfung war ich schon fertig, auch wenn ich wusste, dass ich sie grösstenteils nicht wirklich gut ausgefüllt hatte.

Als ich heute morgen in die Schule kam, erwarteten mich schon mein ganzes Team. Ein paar begrüssten mich freundlich, andere fragten nach Oikawa und wo wir die letzte Woche gewesen sind, andere hielten sich eher aus der Unterhaltung heraus. Schliesslich erzählte ich ihnen kurz und knapp das ich bei Oikawa blieb damit er vor der Operation nicht alleine sein musste.
„Eine Woche?", fragte Kindaichi verwirrt.
„Ein Problem damit? Und es war keine gesamte Woche", fuhr ich ihn an. Matsukawa legte mir beruhigend die Hand auf die Schulter.
„Beruhige dich Iwaizumi. Wir machen uns alle Sorgen um Oikawa."
Ich seufzte und für mich selber nickend Lief ich in Richtung des Klassenzimmers.

„Na los, noch drei Minuten...", murmelte ich so leise, das die anderen, die den Test noch schrieben, nicht abgelenkt wurden. Als der Schulgong endlich klingelte, sprang ich auf und stopfte alles in meine Tasche. Hektisch drückte ich meiner Lehrerin noch den Test in die Hand und verabschiedete mich, dann rannte ich aus dem Gebäude nach draussen.
„Yuki!", rief ich. Oikawa's Schwester wartete vor dem Schultor auf mich. Als sie mich auf ihren Wagen zurennen sah, schaltete sie den Motor an. Noch während ich mich ins Auto setzte, die Tür schloss und den Gurt anlegte, fuhr sie schon los in Richtung des Krankenhauses. Ein Blick auf mein Handy genügte. Oikawa's Operation hätte, wenn alles gut verlaufen ist, vor sieben Minuten und zweiundvierzig Sekunden fertig sein sollen.
In Rekordzeit kamen wir beim Krankenhaus an und ich hoffe nur das Yuki dafür keine Verwarnung kriegte. Sobald wir durch die Türen traten schoss mir der Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase und ich erinnerte mich an das letzte mal, als ich hier war.
„Na komm schon Iwaizumi-san!", stresste mich Yuki und gemeinsam stolperten wir zum Schalter. Die Frau, die dahinter sass, sah uns hinter ihrer viereckigen Brille genervt an.
„Tooru Oikawa."
Sie tippte ein paar Mal auf der Maus neben dem Computer herum.
„Zimmer 208. Er schläft aber wahrscheinlich noch. Inwiefern kennen sie sich? In den ersten 24 Stunden dürfen nur Familienmitglieder in sein Zimmer."
„Ich bin Yuki Oikawa, seine ältere Schwester und das ist Iwaizumi Hajime, sein fester Freund."
Yuki lächelte mich an und ich spürte wie mein Gesicht rot anlief. Die Frau musterte mich zwar immer noch etwas misstrauisch, erlaubte mir aber dann mit Yuki zu Oikawa zu gehen.
„Ach Gott Yuki das stimmt doch gar nicht", flüsterte ich ihr zu, während wir uns vom Tresen wegbewegten. Die angesprochene zuckte nur mit den Schultern.
„Das glaubst du dir doch selber nicht mehr."
„Eigentlich tue ich das sehr wohl! Oikawa und ich sind befreundet, Yuki! Wir sind beste Freunde seit unserer Kindheit."
„Aberrrr ihr habt euch geküsst."
Ich antwortete ihr nicht, denn wir kamen vor Oikawa's Zimmer an. Nachdem wir uns zugenickt haben, öffnete Yuki die Tür und wir betraten das Zimmer. Es war ein Zweierzimmer, doch Oikawa lag alleine darin.
Wie ein Engel lag er auf dem Bett, zwar nicht so bleich wie beim letzten Mal, und doch verschaffte seine helle Haut einen guten Kontrast mit den weissen Laken. Er hatte seine Augen geschlossen und atmete ruhig. Sein Bein wurde von einer Schlinge angehoben und war das einzige, das man, abgesehen von seinem Kopf, sah.
Ich lief zu ihm ans Bett und strich ihm über die Stirn.
„Das wird noch lustig werden wenn er aufwacht!", kicherte Yuki und fläzte sich in einen der roten Sessel, die am Fenster standen.

Und wie sie recht hatte. Oikawa wachte etwa zwanzig Minuten nachdem wir ankamen auf. Zuerst verstand er nicht, wo er sich befand und wir mussten ihm gefühlte dreissig Mal die Operation und seinen Aufenthaltsort erklären, dann redete er wirres Zeug das überhaupt keinen Zusammenhang hatte und dann schlief er wieder ein.
„Pfft, wieso kann mein Bruder denn nicht immer so sein", lachte Yuki und wischte sich eine Imaginäre Träne aus dem Gesicht.
„Stimmt. Jetzt ist er lustig, ansonsten ist er einfach nur nervig...", murmelte ich. Ich sass neben ihm auf der Bettkante und fuhr ihm immer wieder durch die Haare.
„Hey, Iwaizumi, du hast mir vorher gar nicht widersprochen als ich gesagt habe, ihr hättet euch geküsst."
„Ja und? Offenbar weisst du es ja."
Sie lachte böse, was Oikawa im Schlaf zusammenzucken liess.
„Das war nur geraten! Aber schön das du es mir bestätigt hast. Und dann kommst du mit sowas wie ihr seid kein Paar. Tisch mit keine Lügen auf!"
Ich seufzte und liess von Oikawa ab. Yuki's Blick lag auf mir während ich mir ein Glas Wasser einschenkte.
„Wir sind, wie gesagt, kein Paar. Oikawa will noch keine Beziehung mit mir führen, zumindest solange bis wir beide 18 sind und er nicht mehr auf eure Eltern angewiesen ist."
„Ah, ja... Mom und Dad sind ein Problem... aber ihr denkt doch nicht wirklich das wenn ihr einmal 18 seid, das ihr sie dann nie sehen werdet? Weihnachten, Neujahr, Das Frühlingsfest... ihr werdet sie genug sehen. Und irgendwann werden sie es auch akzeptieren müssen. Ich meine, meine Güte, wir leben hier im 21. Jahrhundert. Und falls sie es nicht tun, dann könnt ihr sie vergessen. Aber ihr werdet es ihnen irgendwann erzählen müssen."
Ich nickte nur und blieb still, während ich den schlafenden Oikawa beobachtete.
„Yuki, wie war Oikawa früher so? Also, natürlich weiss ich wie er früher war, aber bei euch Zuhause?"
„Nun ja, es war immer ziemlich... wie soll ich es nennen... stressig und es gab hohe Ansprüche. Oikawa fing mit Volleyball an, obwohl unsere Eltern es ihm verboten haben. Sie wollten lieber, das er ein Instrument spielt. Er musste immer gute Noten nach Hause bringen und wurde ständig von ihnen ins unmögliche gepusht. Aber trotzdem war er immer ziemlich aufgeweckt und motiviert. Zumindest solange bis er in die Mittelstufe kam. Als dieser Kageyama Tobio auftauchte trieb er es wirklich in den Wahnsinn. Dann fingen die ganzen Operationen und Depressionen an. Meine Eltern wollten ihn nicht mehr, also liessen sie ihn alleine in unserem Haus und zahlten nur die Miete und für seinen Lebensunterhalt. Aber... zum Glück hat er dich und euer Team. Ich war oft an euren Turnieren. Nur dann sah er wirklich von Herzen glücklich aus. Und ich hoffe natürlich er kann auch weiter so glücklich bleiben, mit dir, aber auch mit dem Volleyball spielen... hach, jetzt bin ich abgeschweift, tut mir leid."
Yuki lachte und holte ihr Handy aus der Tasche. Ich liess ihre Worte in meinem Kopf.
„Yuki? Iwa-chan? Ich bin wieder wa-hach!", kicherte Oikawa.
„Bist du endlich wieder normal drauf?"
„Wann bin ich das schon, Iwa-chan~"
Ich setzte mich wieder zu ihm.
„Und, wie fühlst du dich?"
„Den Umständen entsprechend gut, auch wenn ich mein Bein nicht fühle und mir von diesen Narkosemitteln immer noch etwas schwummrig ist. Aber solange du bei mir bist geht es mir sowieso gut!"
Ich wurde rot und drückte sein Gesicht in die andere Richtung.
„Red keinen Unsinn..."
„Das würde ich doch nie machen, Iwa-Chan!"
Ich lächelte. Ich liebte Oikawa einfach so wie er war.

Wieso konnte nicht alles so bleiben?

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a/n again: ich werde diese Geschichte bald beenden uwu

Depressed | IwaOiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt