Drugs on the playground

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Die Sonne schien und es waren draußen fast Sommertemperaturen, obwohl es erst Frühling war. Man hörte die Vögel zwitschern und es war, als ob die Welt so langweilig wie immer war. Ich saß nur in meinem Zimmer rum. Anfangs fand ich es ganz gemütlich nur zuhause rumzusitzen und Musik zu hören oder den ganzen Tag Chips zu essen und mir dabei eine Elite-Folge nach der nächsten auf Netflix reinzuziehen. Doch irgendwann wurde mir das zu langweilig. Ich versuchte es mit kurzen Workouts, aber ich hatte bald schon keine Motivation mehr dafür und nach jedem Workout machte ich mich wieder auf den Weg zum Kühlschrank, um mir was zu essen zu holen. Also fing ich an was für die Schule zu tun. Ein bisschen Vokabeln lernen, für die nächsten Biologiestunden schonmal vorarbeiten oder das Kunstprojekt fertigstellen, aber irgendwann war nichts mehr zutun. Ich schlug mir mit anderen Dingen die Zeit tot. Ich lernte Tanz Choreografien auswendig, ich versuchte einen Spagat hinzubekommen, ich traf mich heimlich mit meiner besten Freundin mitten in der Nacht, nur um mit ihr eine Flasche Hugo zu killen und ich schickte irgend so einem Typen, der mich auf Snapchat geaddet hatte, Nacktfotos, natürlich nicht von mir, er dachte aber, dass ich das auf den Fotos war. Ja, ich konnte manchmal echt eine ziemliche Bitch sein. Was meine Osterferien aber tatsächlich interessanter machte, war der Besuch bei meiner Oma, die ich in Köln besuchen dufte. Meine Eltern hatten es mir verboten während der gesamten Ferien rauszugehen. Umso glücklicher war ich, als mich meine Mom gefragt hatte, ob ich nicht mal wieder Oma besuchen wolle. Natürlich willigte ich sofort ein und packte meinen Koffer. Und jetzt sitze ich im Zug nach Hannover, um dort umzusteigen in den Zug der zum Kölner Hauptbahnhof fährt. Die Umstiegs Zeit betrug nur zwei Minuten und ich rannte so schnell wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich bekam den Zug gerade so noch. Jetzt hieß es erstmal zwei Stunden lang vollkommene Ruhe und Musik hören, ohne dass dich dabei jemand stört, naja vielleicht außer der Fahrkartenkontrolleur, aber der tauchte während der gesamten Fahrt nicht auf.

Am Bahnsteig empfing mich meine Oma herzlich und nahm mich fest in den Arm. Ich war so müde von der Fahrt, dass ich ihr schon nicht mehr zuhörte, als sie von den ganzen schrecklichen Nachrichten im Fernsehen erzählte. Im Grunde genommen ging es sowieso immer nur darum, wie leichtsinnig die meisten Menschen auf dieser Welt waren, aber ich liebte meine Oma. Sie machte immer die beste Suppe und abends saßen wir zusammen auf dem Sofa und sahen uns "Die Chroniken von Narnia"an, bis sie einschlief und ich sie wieder aufwecken musste, bevor sie schnarchte, denn das bedeutete, dass sie tief und fest schlief und nicht mehr aufzuwecken war.

*****

Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffnete, blickte ich direkt auf die großen, roten Gardinen bei meiner Oma im Schlafzimmer. Ich lächelte, weil ich froh war hier zu sein. Meine Oma schlief noch und so schlich ich mich ins Bad. um mich im Spiegel zu betrachten. Ich putzte mir die Zähne, wusch mir das Gesicht und kämmte mir die Haare. Danach zog ich mir meine blaue Jogginghose und mein blaugrau-kariertes Hemd an und beschloss ein bisschen rauszugehen und Brötchen fürs Frühstück zu besorgen. Schnell schrieb ich noch einen Zettel für meine Oma und legte ihn ihr auf das Nachtischchen neben dem Bett. Sie schlief noch immer ganz ruhig. Als ich zur Tür raus war, genoss ich die warme Sonne auf meiner Haut. Ich kannte mich nicht wirklich gut in Köln aus. Also gut, ich kannte mich gar nicht in Köln aus, aber ich wusste, wo der beste Bäcker der Stadt war. 15 Minuten später spazierte ich mit der Brötchentüte in der Hand noch etwas in der Wohngegend meiner Oma herum. Ich kam an vielen kleinen Häusern und Geschäften vorbei und auch an einem Spielplatz, wo ein paar Jugendliche irgendetwas rauchten und Bier tranken. Außerdem hörte es sich so an, als würden sie rappen und das noch nicht mal schlecht, wie ich zugeben musste. War ja klar, dachte ich mir nur. Ich sah einen kleinen Moment zu lange zu den Jungs und der eine sah mich ebenfalls an oder besser gesagt er verfolgte jeden meiner Schritte mit seinen Augen. Dieser Junge sagte noch etwas zu seinen Jungs, bevor er zu mir kam. Seine Jungs hatten mich jetzt auch bemerkt und ich blieb stehen und wartete. Was wollte der denn jetzt von mir?, fragte ich mich in Gedanken. Als er bei mir angekommen war, lehnte er sich lässig an den Zaun vom Spielplatz und sagte: "Hey, Süße." "Hi", antwortete ich nur etwas verwirrt. "Du bist hübsch", kam es von ihm. Ich antwortete nur mit einem einfachen: "Danke." "Wir freestylen gerade, willste mal nen bisschen was hör'n?", fragte er mich. Ich wusste zwar nicht, was genau er mit freestylen meinte, aber ich antwortete etwas schüchtern: "Ähm, ja klar." "Ey, yo, ich hol mir einen Cabrio, lass das Flouz unterbring', schon richtig du bist scharf, Süße", fing er an zu rappen, doch ich ging nur lachend weiter. Er ging mir hinterher und rappte weiter: "Für teure Nutten hat der Bra jetzt das Money satt, also spritzt er in der süßen Nachbarin ab." Als ich realisierte, dass er mit "der süßen Nachbarin" anscheinend mich meinte und sich damit über mich lustig machen wollte, drehte ich mich zu ihm um und gab ihm eine Backpfeife. "Arschloch", sagte ich nur noch mit fester Stimme und ging weiter. Ich ließ ihn auf der Straße stehen und ich hörte wie seine Jungs mir hinterherkamen. Der Junge, der gerade mit mir gesprochen hatte, kam mir ebenfalls hinterher, also blieb ich stehen und drehte mich noch einmal kurz um. Seine Jungs waren zuerst bei mir und der eine packte mich einfach am Hintern, als er direkt hinter mir stand. Der andere grinste nur und der Junge mit dem ich gesprochen hatte, hatte seine Hände lässig in seine Hosentasche gesteckt und drehte gerade einen Joint. Er wollte jetzt wohl einen auf cool machen, weil ich ihm einen Korb gegeben hatte, aber es sah auch so aus, als wollte er noch nicht locker lassen. Anscheinend wollte er sich sogar bei mir entschuldigen, als einer der Jungs sagte: "Tut uns leid, Mädchen. Unser Bro is manchmal nen bisschen verpeilt und hatts nich so mit Mädchen klarmachen und so." Ich antwortete ihnen nur: "Ihr tut mir leid", und dann ging ich lachend wieder zu meiner Oma und die Jungs starrten mir hinterher. Ich konnte über diese Situation gerade eben nur schmunzeln, aber ich musste auch zugeben, dass der Junge, mit dem ich geredet hatte, ziemlich gut aussah und rappen konnte er auch echt gut, auch wenn seine Reime nicht unbedingt frauengerecht waren.

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