lovely destiny

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Müde schmiss ich mich auf das große Bett, in dem Samuel sonst ganz alleine schlief. Kurz schloss ich die Augen und dachte für einen Moment an Nichts, dann öffnete ich sie wieder und setzte mich im Bett auf. Samuel stand im Türrahmen und beobachtete mich. Seine Augen verfolgten jede meiner Bewegungen. "Deine Chance es noch mal zu versuchen, oder?", stichelte ich ihn an. "Was meinst du?", fragte er mich. Er wusste nicht woraufhin ich hinauswollte. Wusste er echt nicht, aber ich konnte meinen Mund nicht halten. Dazu war ich noch zu betrunken. "Mich ins Bett zu kriegen", antwortete ich ihm kalt. Langsam begriff er. "Hätte ich nur das gewollt, wäre das schon in der Partynacht damals, als wir alleine waren, passiert. Das weißt du", sagte er ernst und ehrlich? Ja, ich glaube er war ehrlich zu mir. Zumindest mit dem einen Satz, der er gerade aussprach. Da ich nichts darauf antwortete, sagte er noch etwas: "Du kannst im Bett schlafen, ich werde dann auf dem Boden schlafen. Bin ich cool mit." Er wartete geduldig auf meine Antwort. "Wir können beide im Bett schlafen", sagte ich. Da war meine Stimme mal wieder schneller als mein Kopf. Er grinste. Damit hatte er nicht gerechnet, aber er kam auf das Bett zu und setzte sich auf die Bettkante neben mich. Er lehnte sich nach hinten und schloss die Augen. Ohne zu Überlegen legte ich meinen Kopf behutsam auf seine Brust. Ich saß nun zwischen seinen Beinen und wir blickten beide aus dem Fenster. Er sagte und tat für einen Moment gar nichts. Doch dann fing er an meine Haare zu streicheln. Ich genoss es, ließ es zu und schloss die Augen. Seine andere Hand lag auf meinem Bein und ich streichelte seinen Arm mit meinen Fingern. Als ich die Augen kurz öffnete, sah ich, dass sich eine Gänsehaut auf seinem Arm gebildet hatte. Neugierig sah ich hoch zu ihm, bis meine Augen in seine blickten. Er lächelte leicht. "Erzähl mir etwas, was niemand über dich weiß", flüsterte ich leise zu ihm. Er überlegte kurz und sagte dann: "Ich bin farbenblind und ich hab ne scheiß Angst vor Hunden." "Du hast echt Angst vor Hunden? Son krasser Rapper und starker Typ wie du?", fragte ich sarkastisch. "Jep, und jetzt du. Deine größte Angst?", fragte er mich auf die charmanteste Art, die ich mir vorstellen konnte. "Ich hab auch Angst vor großen Hunden und ich hab Angst davor von jedem nur für irgendjemand gehalten zu werden", entgegnete ich ihm. Er schien zu grübeln, dann fragte er mich interessiert: "Wie meinst du das, wenn du sagst, dass du Angst davor hast von jedem nur für irgendjemanden gehalten zu werden? Irgendwie verstehe ich das nicht so ganz." Ich begann zu erklären: "Also, ich meine damit einfach, dass ich niemanden kenne, dessen Lieblingsperson ich bin. Manchen Menschen bin ich wichtig und anderen egal. Aber was wenn es nie jemanden geben wird, der mich so sehr mag oder so sehr liebt, dass ich seine oder ihre Lieblingsperson bin und was wenn es nie jemanden geben wird, der ohne mich nicht leben könnte?" "Ich denke, dass es nie wirklich Personen gibt, ohne die du nicht leben könntest. Ich meine damit einfach, egal wie viele Menschen, die dir wichtig sind, dich verlassen oder sterben, du kannst trotzdem weiterleben. Es ist eben nur schwerer und es macht dich vielleicht auch weniger oft glücklich, aber du stirbst nicht, wenn du Menschen verlierst. Also zumindest dein Körper lebt weiter, egal wie deine Seele davon verletzt ist", teilte er mir seine Gedanken mit und sah dabei verträumt aus dem Fenster. Ich hörte ihm aufmerksam zu und lächelt über seine ausgesprochenen Worte, weil ich feststellte, dass sie wahr und ehrlich von ihm waren. "Hast du eigentlich mal darüber nachgedacht Poet zu werden oder wenigstens Schriftsteller?", fragte ich ihn und sah ihm dabei lächelnd in die Augen. Darauf antwortete er nur: "Ich bin Rapper, das läuft alles so ähnlich. Du hast Zeilen, die sich reimen, einen guten Beat und geile Weiber für den Videodreh und die vielen Klicks", antwortete er mir grinsend. Bei seinem letzten Punkt schmunzelte ich nur und verdrehte theatralisch die Augen. Geile Weiber, war ja klar. Ich schaute wieder zu ihm hoch und unsere Augen trafen sich erneut. Wir blickten uns lange und tief in die Augen und plötzlich spürte ich, auch wenn das total dumm klang, so eine Verbindung zwischen uns, die irgendwie magisch war. Schnell sah ich wieder weg. Ob er diese Verbindung wohl auch gespürt hatte? Nein, Luna, du Dummkopf, du guckst viel zu viele Liebesfilme. So etwas wie "eine magische Verbindung zwischen zwei Menschen, die füreinander bestimmt sind" gibt es nicht oder zumindest gibt es so etwas nur in Märchen, Filmen oder Büchern, redete ich mir schnell ein. Er beobachtete mich und jeden einzelne Bewegung, die ich machte. Ich wurde ziemlich nervös, als ich das bemerkte und hielt schnell und lachend meine Hände über mein Gesicht. Er lachte mit und sagte leise: "Du bist süß." Sofort hörte ich auf zu lachen und sah ihn ernst an. Im nächsten Moment packte mich noch ein letztes Mal der Mut des Alkohols und ich lehnte mich vor und küsste diesen völlig verrückten, aber auch sehr charmanten, jungen Mann stürmisch. Diesmal war er nicht überrascht, davon, dass ich ihn küsste, sondern erwiderte den Kuss sofort. Wir beide lächelten in den Kuss hinein und wir beide fielen nach hinten auf das Bett, sodass ich auf ihm lag. Meine Lippen lösten sich sanft von den seinen und ich fiel ihm stürmisch um den Hals und umarmte ihn fest. Er umarmte mich auch und streichelte zärtlich meinen Rücken, bis ich in seinen Armen eingeschlafen war. Was ich allerdings nicht mehr mitbekam, weil ich schon eingeschlafen war, war, dass er mir noch einen Kuss auf die Stirn gab und mir leise zuflüsterte: "Schlaf gut, meine kleine Verrückte."

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