Chapter 4

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Ashton p.oV

Die Schreie meines Bruders werden Lauter. Das Geschreie meines Vaters undeutlicher. Er ist also wirklich sehr wütend. Blitzschnell renn ich die Treppen herunter um, mal wieder, für ihn einzustehen. Vor meinen Augen spielt sich eine mir mittlerweile bekannte Szene ab. Auf der einen Seite ist da mein Bruder, der schützend seine Arme vor dem Kopf hält. Auf der andere Seite meine Elter, die sich mal wieder für den Gürtel entschieden haben. Lange Zeit zum Überlege habe ich nicht. Was letzte Woche noch mein Vater war, ist diese Woche meine Mutter.Genau in dem Moment, in welchem meine Mutter für einen weiteren Schlag ausholt, stelle ich mich vor meinen Bruder und bekomme den Schlag direkt gegen meine Wange ab.

Schwitzend wache ich auf. Mein Wecker klingelt. Meine Vergangenheit lässt mich einfach nicht los. Aber schnell ist der immer wiederkehrende Traum in mein Unterbewusstes verschoben, sodass ich meinem gewohnten Alltag nachgehen kann. Das bedeutet duschen, Zähne putzen, anziehen und schnell irgendwas essen. Was diesmal nicht mehr als eine Banane ist. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich nur noch knapp zehn Minuten bis zum Unterrichtsbeginn habe. Also schmeiß ich mir meine Tasche auf den Rücken, setze meinen Helm auf und starte mein Motorrad. Das Ding ist mein absolutes Baby, hat mich auch viele Arbeitsstunden und Nerven gekostet. Aber das war es mir wert. Das Gefühl von Freiheit sobald ich losfahre ist unbeschreiblich. Das besondere an diesem Motorrad ist, dass meine letzte materielle Erinnerung an Madison darin verbaut wurde. Ein Freundschaftsarmband, welches ich damals zum achten Geburtstag bekommen hatte, war um das Lenkrad gebunden. Sobald ich also meine Hände drauflege, spüre ich es auf meiner Haut. Bei der Erinnerung an sie schmerzt mein Herz. Und gleichzeitig weiß ich nicht, ob sie sich überhaupt noch an mich erinnert. Ob sie mich erkennt und ob ich sie erkennen würde? Ach was denk ich da. Es ist Mad. Ihre Augen könnte ich mit keinen anderen verwechseln.

Auf dem Schulgelände parke ich mein Motorrad und begebe mich in die ersten langweiligen Stunden des Tages. Mein üblicher Platz in der letzten Reihe wartet nur darauf von mir besetzt zu werden. Ständig schweifen meine Gedanken ab und meine Konzentration lässt nach. Die Luft in diesem Raum fühlt sich stickig an und gibt mir das Gefühl nicht richtig durchatmen zu können. Wahrscheinlich fehlt auch genügend Sauerstoffzufuhr zu meinem Gehirn, dass ich kurzerhand einfach entscheide zu gehen. packe ich einfach meine Sachen und fahre mit meinem Motorrad durch die Stadt. Während ich an der Kreuzung stehe und warte bis die Ampel auf Grün schaltet, meldet sich mein Verstand aus dem Inneren. Für einen kurze Momentstreift der Gedanke durch meinen Kopf, ob ich das Richtige hier tue. Ich sollte im Unterricht sitzen, etwas aus meiner Zukunft machen. Auf gar keinen Fall will ich so werden wie der Mann, der sich das Recht nimmt sich mein Vater zu nennen. Nur kann dagegen die Schule nichts machen. Die Gedichts Analysen und mathematischen Gleichungen werden meinen Charakter ja wohl nicht beeinflussen. Mein Gewissen ist somit beruhigt und ich kann mich weiter auf den Weg machen. Ich halte vor dem Haus meines besten und fast einzigen Kumpels. Über die Jahre habe ich für mich festgestellt, dass nicht jeder wirklich dein Freund ist, nur weil man oft zusammen hängt. Mit Matt bin ich jedoch schon befreundet seitdem ich hergezogen bin. Er war der einzige, der an meinem ersten Schultag auf mich zukam, mir die Schule gezeigt hat und mir somit den größten Teil meiner Angst vor neuen Dingen genommen hat.

„Hey man!" begrüßt er mich mit einem Handschlag. Auch er hatte heute wohl keine Lust auf Schule. „Hast du was zu rauchen da?" ist meine erste Frage an ihn.

„Hasch oder Dope?" „Hasch.  Heute brauch ich was Stärkeres.". In kürzester Zeit ist ein Joint gedreht und angezündet. Während ich den Rauch einatme, spüre ich wie sich meine Nerven endlich lockern.

Einige Stunden später, die wir mit unnötigem hin- und her philosophieren verbracht haben, spüre ich die Minimierung der Wirkung und traue mich wieder auf mein Motorrad. Ausgerechnet jetzt fällt mir wieder einer der typisch änglistchen Sprüche von Mad ein. Etwa sowas wie „Ash das ist zu gefährlich" oder „Ash denk doch zuerst nach". Aber auch dieses Mal lächle ich nur in mich hinein und ignoriere es mal wieder. Genau diese Einstellung wird mich wahrscheinlich mal ins Grab bringen, doch es könnte mir nicht mehr egal sein. Also steige ich auf mein Rad und fahre Richtung Sonnenuntergang.

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[07.04.20]
heute das erste Kapitel aus Ashtons Sicht. Hope you like it

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