Kapitel 8

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Schlecht gelaunt tigerte Gwyneth in ihrem Zimmer auf und ab. Ihr Gespräch mit May war alles andere, als gut verlaufen. Sie hatte ihr die Sache mit dem Wassereimer zugeschrieben und es war wirklich nicht leicht gewesen, den Verdacht abzustreiten, da die Agentin sich sehr sicher gewesen war, was ihre Schuld betraf. Doch Gwyneth war standhaft geblieben und hatte ein heftiges Wortgefecht mit ihr ausgetragen. Am Ende war es ihr gelungen, Melinda's Wut wieder auf Mack zu lenken, indem sie dessen Worte über sie wiederholt hatte. Danach hatte May sie wieder in ihr Zimmer gebracht, um anschließend ein ernstes Wörtchen mit ihm zu reden. Mack tat ihr schon fast leid, aber nur fast. Seitdem lief sie in dem Raum, anscheinend planlos, umher, obwohl sie in Wirklichkeit die töten Winkel der Kameras suchte.

                                                                        
Er stand auf dem Friedhof. Zu seinen Füßen ein Grab mit einem Stein, auf dem , in geschwungen Buchstaben, sein Name stand. Er war ein Geist und er hatte nur einen Auftrag: Ein Geist zu bleiben! Er zog sich seine Kapuze tief in das Gesicht und lief davon. Das Risiko von jemandem gesehen zu werden war zu hoch. Er musste warten, in den Schatten leben und schweigen. Die Tage vergingen immer langsamer, er wollte etwas unternehmen, doch er konnte nicht. Er musste warten...warten, bis der Richtige Zeitpunkt für seine Rückkehr gekommen war. Warten, in den Schatten leben und schweigen, das war nun sein Leben. Und er hasste es.
                                                                        
Es wurde spät, die Lichter in Gwyneth's Zimmer wurden gelöscht. Das Mädchen schon ein Kissen unter die Bettdecke, damit es so aussah, als würde sie schlafen. Dann huschte sie in eine Ecke, atmete tief durch und rief sich die töten Winkel der Kameras in das Gedächtnis. Mit eleganten und akrobatischen Bewegungen bahnte sie sich einen Weg zu der Türe. Diese war nicht richtig verschlossen, da sie ein kleines Metallteil so in der Schwelle platziert hatte, dass der Schließmechanismus gestört würde, dies aber nicht von den Sensoren erfasst wurde. Leise betrat sie den Korridor, lief diesen entlang und ging durch die Glastüre, deren Videoüberwachung sie zuvor ausgeschaltet hatte. Von hier an befand sie sich auf unbekanntem Terrain und musste auf der Hut sein.

Bald kam sie zu einer Türe, auf der Stand:"Archive, betreten Verboten!"
Sie ignorierte die Aufschrift und machte sich daran, dass Schloss zu knacken, was schwerer war, als erwartet. Etwas frustriert ließ sie von dem Schloss ab und entfernte sich von der Türe, um wenige Augenblicke später die Hausmeisterkammer zu betreten. Sie schaltete das Licht an, doch es wurde nicht viel heller. Im Halbdunkel durchstöberte sie den Raum und würde fündig. Sie schnappte sich einen Schraubenzieher, einige andere Werkzeuge und eine Taschenlampe, dann löschte sie die Glühbirne und eilte zurück zu den Archiven. Dort angekommen, schraubte sie an dem kleinen, elektrischen Kasten und öffnete ihn. Mit einer Zange durchtrennte sie ein paar der Kabel und Verband zwei von ihnen, ein rotes und ein schwarzes, neu miteinander. Einige Funken sprühten und sie bekam einen leichten Stromschlag, was sie jedoch nicht weiter störte. Ein Alarm heulte los. Sie hatte einen Kurzschluss verursacht und den Strom lahmgelegt, wodurch die Türe nun zwar offen war, doch sämtliche Agenten in Alarmbereitschaft, weshalb ihre Zeit nun begrenzt war. Ein rötlichesicht beleuchtete nun den Korridor. Die Notstromversorgung war an. Schnell verschwand sie in den Archiven. Einige Computer standen auf Tischen, doch das Meiste des Raums wurde von Aktenschränken eingenommen, die allesamt mit Akten vollgestopft waren. Sie schaltete die Taschenlampe ein und ging die Regale durch, bis ihr Blick an zwei Mappen hängen blieb. Auf der einen stand in gut lesbaren Buchstaben "Hydra" ,auf der anderen konnte man gerade noch so die verblichene Schrift lesen "Maximoff" . Ein eigenartiges Kribbeln breitete sich in ihr aus.
Sie schlug die Akten auf und überflog sie: "Hydra, ursprünglich auch als Worshipper von Hive bekannt, ist eine autoritäre terroristisch-kriminell-paramilitärische Organisation, die sich der Weltherrschaft verschrieben hat. Hydra wurde in der Antike gegründet. Früher war es ein Kult für die fanatische Verehrung von Hive, einem mächtigen Inhuman, der von alten Inhumans auf den Planeten Maveth verbannt wurde. Seit seiner Verbannung war der Kult entschlossen, ihn auf die Erde zurückzubringen, um eine planetarische Übernahme zu beginnen.[...] Nach Johann Schmidts Niederlage durch Captain America im Jahr 1945 und dem anschließenden verschwinden Schmidts, würde Hydra unter dem Spitzenwissenschaftler  Arnim Zola heimlich in S.H.I.E.L.D. wieder aufgebaut. Diese Infiltration ist der Grund für den beinahe vollständigen Zerfall S.H.I.E.L.D.'s . Eine weitere Folge dieser Unanehmlichkeit ist die nun inoffizielle Existenz von S.H.I.E.L.D. , gut verborgen in den Schatten. [...] Bekannte Köpfe von Hydra sind: Johann Schmidt, Arnim Zola, Alexander Pierce, Wolfgang von Strucker, Daniel Whitehall, Octavian Bloom, Grand Ward, Gideon Malick, Hive, Hale[...]"
Ihr Atem setzte einen Moment aus. Viel von dem Inhalt hatte sie gewusst, doch einige Dinge waren neu für sie gewesen. Sie sammelte sich und widmete sich nun der Maximoff Akte: "Pietro (Quicksilver) und Wanda Maximoff(Scarlet Witch) sind Zwillingsgeschwister. Sie wurden mit zehn Jahren Vollwaisen, als ihr Haus von einer Granate zerstört wurde, die von Stark Industries hergestellt worden war. Später stellten sie sich für Experimente, Hydra zur Verfügung. Durch diese Experimente erhielten sie besondere Kräfte, bzw. Talente.
Pietro Maximoff: Übermenschliche Geschwindigkeit, Extreme Kraftgeneration, Erhöhter Metabolismus, übermenschliche Reflexe
Wanda Maximoff: Psionische Energiemanipulation, Telepathie, Telekinese, Levitation, Chaos-Magie
Es ist nicht viel über ihre Vergangenheit, oder ihre Familie bekannt. Ihr Vater war Magneto, von ihrer Mutter ist nichts bekannt und sie hatten keine weiteren Geschwister. Pietro Maximoff starb bedauerlicherweise an den Folgen von Einschusswunden, die von dem Waffensystem eines Quin-Jets verursacht worden waren [...]"
Ein bitterer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. "Das ist eine Lüge. Sie hatten noch eine Schwester!" Dachte sie. Das wusste sie, weil ihre Vergangenheit unvermeidbar mit der ihren verbunden war.

Mit einem flauen Gefühl im Magen legte sie die Akten zurück und ging aus den Archiven. Sie verstaute das Werkzeug und die Taschenlampe wieder in der Hausmeisterkammer und machte sich auf den Rückweg in ihr Zimmer. So schnell sollte sie aber nicht wieder in der Sicherheit ihrer konfortabelen Zelle sein. Eine Agentin kreuzte bald ihren Weg und sie konnte gerade noch Rechtzeitig in einen Seitenflur springen, um nicht entdeckt zu werden. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihren Weg anderweitig fortzusetzen. Geduckt löschte sie an der Wand entlang, gab aber ihre Deckung auf, als sie eine Reihe von Spinten sah. Neugierig inspizierte sie sie und knackte den Spint, an dem der Name "Mack" zu lesen war. Als sie den Inhalt genauer untersuchte, fiel ihr sein Personalausweis in die Hände. Sie sah ihn sich genauer an und musste sich das Lachen verkneifen, als sie seinen vollständigen Namen laß: Alphonso MacKenzie. Die Eltern mussten ihn echt gehasst haben, wenn sie ihn so nannten.
Nun wieder bester Laune, ging sie in ihr Zimmer zurück, sie erreichte es ohne weitere Unanehmlichkeiten.
Gwyneth entfernte das kleine Metallteil aus der Schwelle, damit sich die Türe wieder richtig schloss, dann lief sie zu dem Bett und legte sich wieder hinein. Nachdenklich starrte sie zur Decke, um die neu gewonnenen Informationen zu verarbeiten. Sie bekam kein Auge zu, der Name Maximoff spukte die ganze Nacht in ihrem Kopf herum, ebenso wie Hydra und die offene Rechnung, die sie noch zu begleichen hatte.

Secret sister (Avengers FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt