10) Back im Sozialleben

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PoV Patrick

Lieber Manuel, Essen, XX.XX.2020
Ich freue mich, dass dir endlich erlaubt wurde uns zu schreiben. Was ich von dir über die Psychologen gehört habe, klingt nicht sehr schön, aber ich bin mir sicher, sie wissen was sie tun. Außerdem gibt es ja deinen Patrick, er scheint mir recht sympathisch, und du magst ihn wohl auch sehr gerne. Bei uns hier ist eine Menge passiert seit du weg bist. Wir sind umgezogen, in ein schönes Haus, dass dir gefallen wird, wenn du wieder nach Hause darfst. Sebastian lebt nicht hier, er macht momentan ein Auslandsjahr in Kanada. Und Peter ist im Krankenhaus. Er hatte letzte Woche einen Herzanfall, wie du weißt ist er mit einem kleinen Herzfehler zur Welt gekommen. Wenn du die Anstalt verlassen darst, besuch' ihn ruhig. Er wird sich sicherlich freuen dich zu sehen, ihr Hattet doch immer ein gutes Verhältnis.
Ich hoffe du kannst bald nach Hause, wir müssen so viel nachholen.
In Liebe, Monika
PS: Die Schokolade die ich in einem Päckchen bei gelegt habe ist für Patrick Mayer, deinen Psychologen. Sag ihm, es ist ein Dankeschön.

"Deine Mutter klingt wie eine nette Frau. Und sie hat einen guten Geschmack.", sagte ich, während ich das Päckchen öffnete. "Weiße Schokolade mit Nuss! Das ist meine Lieblingssorte! Willst du auch was?" Manuel nickte, und es herrschte einige Minuten gefräßige Stille, bis er mich fragte, ob wir seinen Bruder im Krankenhaus besuchen konnten. Manu schaute mich dabei so bittend an, dass es schwer war: "Ich muss kurz nachfragen" zu sagen und nicht: "Komm wir gehen einfach direkt!". Doch ich schaffte es.

Eine halbe Stunde später standen wir im Hinterhof und gingen zu meinem Auto, welches ich dort geparkt hatte. Manu blickte sehnsüchtig über die hohen grauen Mauern. "Tut mir wirklich leid." sagte ich bedauernd, "Krankenbesuche sind zwar erlaubt, aber ich darf trotzdem nicht mit dir in die 'Außenwelt'." Manu nickte verstehend, aber immer noch betrübt.

"Weißt du, es ist echt komisch wie sich mein Leben in der kurzen Zeit, in der du hier bist verändert hat. Jahrelang bin ich hier, und meine einzige Beschäftigung waren Gedichte schreiben und nachdenken. Dann tauchst du auf, und ich fange sofort an zu reden. Und jetzt hab ich auf einmal Freunde und darf raus und alles..."

Ich nickte, sah aber Manu nicht an da ich gerade fuhr. "In fünfhundert Metern rechts abbiegen." sagte das Navi. "Ich weiß es ist verwirrend wenn alles auf einmal passiert, so war es bei mir ja auch. Ich komme frisch aus der Ausbildung, bekomme dich als meinen 'Job', dann Fänge ich Stress mit meinem Chef an, Freunde mich mit einigen Insassen an und jetzt-" "Jetzt rechts abbiegen."

Der junge neben mir sah mein Handy Display missbilligend an. "Kannst du die nicht stummstellen und Musik an machen?" Lächelnd tat ich es und schon hallte 'Jumpshot' von Dawin durch das Auto. Zuerst wollte Manu protestieren, doch ziemlich schnell fing er an sich zum Rhythmus zu bewegen, auch wenn der Anschnallgurt dabei ein bisschen im Weg war.

"Boom Schakalaka! Boom Schakalaka Ah!" Als ich zu lachen anfing, sah mich Manu mit einem Killerblick an, grinste dann jedoch. "Was? Kann ich nicht singen oder was?" "Auf jeden Fall besser als ich." Und das stimmte auch. Ich war so unmusikalisch wie ein taubstummer. Aber das sagte ich nicht, beschränkte mich darauf ein, zwei Zeilen zu singen und es Manu zu beweisen.

"Okay, stopp stopp stopp! Du hast mich überzeugt, du kannst nicht singen. Aber laut diesem nervigen Navi-Teil" er deutete auf mein Handy "müssen wir jetzt nach links abbiegen und dann sind wir da." Es stimmte, ich konnte das Krankenhaus schon von hier sehen. Es war so groß wie die Anstalt, jedoch strahlend weiß und gepflegt. Wie das Klischee-Krankenhaus eben.

"Bereit deinen Bruder wieder zu sehen?" fragte ich Manuel als wir ausstiegen. Ehrfürchtig sah er zu dem großen Gebäude hoch und schluckte, sagte dann aber bestimmt: "Jap, los gehts." Und trat durch die breiten, gläsernen Schiebetüren.

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~658 Wörter
Ich Sag doch ich lade heute noch ein Kapitel hoch. Man bin ich stolz auf mich das ich mich dran gehalten hab.
Adios, meine kleinen Psycho-Hoppelhäschen😅💑

Mein größtes Geheimnis [Kürbistumor]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt