Wie dürfen wir feiern? - Streitigkeiten über Feste

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Nachdem ich circa im Jahre 2012 Mitglied einer charismatischen Gemeinde wurde, veränderte sich einiges im Leben meiner Familie.

Zum einen bekamen wir eine solch erfüllende Lehre, wie wir sie nie zuvor erlebt hatten. Ich vernahm, wie meine Familie inklusive mir anfing, sich menschlich ins Positive zu verändern und was für eine Kraft das Wort Gottes hatte. Eine zentrale Rolle spielte dabei, dass jeder einzelne eine tiefgreifende persönliche Beziehung zu Jesus haben kann und wir nicht einen Pastor oder Lehrer brauchen, der unser Glaubensleben lebenswert macht. Der Jesus, der für Dich ans Kreuz gegangen ist, will mit Dir persönlich eine Beziehung haben, so wie er sie mit seinen Jüngern und mit den Aposteln gehabt hat. Das Wirken Gottes, von welchem man immer im Neuen Testament laß, wurde plötzlich zur Realität im eigenen Leben.

Für manche widersprüchlich, wurden wir durch diese Beziehung zu Gott aber auf eine interessante Frage aufmerksam gemacht: spielen die Feste Gottes und der Shabbat, wie wir von ihnen im Alten Testament lesen, heute noch eine Rolle für uns?

Wir, Eltern und Kinder, begannen uns damit auseinanderzusetzen und stellten nach Forschung und mit dem Verständnis, welches wir von der Bibel hatten, für uns fest, dass wir gemeinsam von nun an die Feste Gottes und den Shabbat halten wollen.

Heute, nach acht Jahren, feiern wir immer noch die Feste Gottes und versammeln uns mit unserer Gemeinde am Samstag.

Das macht mich für viele Christen zu einem Exoten.

Lernt man einen Christen kennen, gerät man oft direkt ins Gespräch, tauscht sich über den Glauben aus und sobald es dazu kommt, in was für eine Gemeinde man denn geht, kommt das Gespräch ins Stolpern. „Wie, ihr versammelt euch nicht am Sonntag?", wird man stirnrunzelnd gefragt. „Denkst du jetzt, dass ich falsch bin?", wirft man mir dann besorgt an den Kopf.

Und dann muss ich den Leuten erklären, dass ich mich in keiner Weise für besser oder heiliger erachte.

Die Reaktionen, die meistens darauf folgen, sind Blicke, die mir eindeutig verraten, dass man sich angegriffen fühlt.

Wir als Christen sollten gemeinsam einen Leib ergeben. Wir als Christen haben ein Haupt: Jesus Christus (für all jene, die damit eine griechische Gottheit identifizieren: Jeshua Hamaschiach). Wir als Christen haben einen Geist: der Heilige Geist Gottes. Wenn wir also alle der Meinung sind, dass jeder eine individuelle Beziehung zu Gott, eine individuelle Aufgabe im Leib Christi und individuelle Veränderungen im Leben erfährt, warum um Himmels Willen fühlen wir uns dann angegriffen, wenn jemand für sich im Leben festlegt, dass er etwas anderes tut als man selbst?

Ich glaube, wir müssen aufhören, die Bestätigung unserer Glaubensschritte in Menschen zu suchen und anfangen zu sagen: „Wir sind alle auf dem Weg und der Heilige Geist hat mir offenbart dies zu tun, drum werd' ich darin sicher wandeln" (Darunter fällt nicht, sündigen zu dürfen, denn das würde Gott einem Christen nicht offenbaren).

Ich habe kein Problem damit, wenn meine Geschwister im Glauben Weihnachten und Ostern feiern. Sie tun dies schließlich aus reinem Herzen und der Herr hat ihnen eben nicht aufgetragen, den Shabbat oder die Feste Gottes zu feiern. Und das ist gut so!

„Aber der Leib muss doch einheitlich sein!", schreit der eine. Nein, muss er eben nicht! So, wie Gott kein Wunder auf dieselbe Art und Weise zweimal vollbringt, so werden Christen nicht vollkommen synchronisiert ein Leben mit Gott führen. Nicht ohne Grund hat der Herr uns alle mit unseren verschiedenen Facetten geschaffen.

Schaut euch die Personen in der Bibel an, sie alle haben individuelle Geschichten mit Gott!

Aber wir versuchen unsere Mitmenschen in den Rahmen einer durch uns selbst erschaffenen Religion zu stopfen. Und ich habe diesen Fehler auch schon gemacht und werde ihn wahrscheinlich noch öfter tun. Mein Nächster feiert die Auferstehung Christi nicht so wie ich? Lass ihn. Mein Nächster benutzt für den Lobpreis Lieder mit Schlagzeugern? Lass ihn.

Wir sind nicht gleich. Es gibt kein Vorbild eines Christen, außer Christus selbst. Und deshalb würde ich mir wirklich wünschen, eine Konversation mit einer neuen christlichen Bekanntschaft führen zu können, ohne direkt als jemand abgestempelt zu werden, der abgefallen ist.

Was ich über die Christenheit und das Christentum denke-DiaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt