Der Sturm

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Heute ist Karfreitag. Der Tag, an dem man an die Kreuzigung Jesu Christi gedenkt.

Aus irgendeinem Grund suche ich schon den ganzen Tag lang nach irgendetwas, was der Herr mir sagen möchte und dachte wieder an meine Hochzeit vor knapp neun Monaten.

An unserem Hochzeitstag war es unglaublich warm. Es war so warm, dass ich bei Erinnerungen an die Hochzeit beinahe nur Augenblicke, in denen ich ins Licht schaute, vor meinem geistigen Auge sehe.

Unter all den verschiedenen Erinnerungen gibt es eine, an die ich heute aber ganz besonders denken musste.

Bei Erstellung der Gästeliste hatten mein Mann und ich einige Schwierigkeiten. Wir haben im kleinen Kreise geheiratet, demnach fiel die Auswahl relativ schwer. Hinzu kam, dass ich eine ziemlich große Familie habe.

Aber bei einer Familie war ich mir sicher, dass ich sie einladen würde.

Der Vater der Familie war mein ehemaliger Teeny-Leiter. Er hat mich viel gelehrt, mich abgesehen von meiner Familie motiviert wie kein anderer und wenn ich wie irgendjemand Durst nach dem Herrn in meinem Leben haben wollte, dann wie er. Neben meinen Eltern, war er mein Vorbild. Das realisiere ich irgendwie erst jetzt.

Auf jeden Fall erinnere ich mich an seine Worte, als er meinem Mann und mir nach der Trauung gratulierte: „Eure Ehe wird wie der Tag heute sein. Ihr hattet Sonnenschein, Regen und sogar einen Regenbogen. Das ist eine Bestätigung von Gott."

Vorhin sagte ich, dass der Tag wirklich sehr heiß war. Erst, nachdem ich mich explizit an den Sturm erinnern wollte, sah ich wieder, wie der Wind an den Gardinen riss und wir schleunigst alle Fenster schließen mussten. Wie es plötzlich wie aus Eimern schüttete. Aufhörte. Und ein wunderschöner Regenbogen hervorkam.

Manchmal hängt unsere komplette Einstellung zu Menschen davon ab, an welche Eigenschaften von Menschen wir uns erinnern wollen. Ganze Beziehungen können durch falschen Fokus zerstört werden.

Manchmal stürmt es auch zwischen zwei Individuen. Und im Gegensatz zu vielen Menschen in einer oberflächlichen christlichen Gesellschaft, muss ich sagen, dass Stürme gut sind. Denn wenn es nicht mal stürmt und die Dinge durcheinander geworfen werden, besteht die Gefahr, dass man vertrocknet. Irgendwann wird die Hitze einem zu viel und der Atem bleibt einem Weg.

Stürme verursachen kein Chaos. Sie dienen der Erschaffung einer besseren Ordnung für Flora und Fauna.

Wenn wir Angst vor Stürmen haben, wütet er im Endeffekt schlimmer, als er bei einer gelassenen Herangehensweise würde.

Und danach lässt die Sonne alles in einem herrlich bunten Licht erstrahlen. Die Dinge sind plötzlich so viel klarer und verstrahlen eine Schönheit, die man vorher nicht gesehen hat. Der Sturm, der einem gerade noch so unangenehm und unnatürlich vorkam, ist plötzlich ganz vergessen.

Sollten Ehen nicht so sein?

Mein Mann und ich streiten nicht. Das heißt nicht, dass wir manchmal keine Uneinigkeiten hätten oder diskutieren. Die Frage ist, wie man Uneinigkeiten und Diskussionen betrachtet. Ist es nun ein Stein im Weg für eine glückliche Beziehung? Sollten wir nicht gleiche Ansichten haben?

Manche Eheleute müssen verstehen, dass man niemals immer ein und derselben Meinung sein wird. Und wenn doch, sollte man sich fragen, welcher von beiden Partnern sich vielleicht gar nicht traut den Mund auf zu machen.

Reden befreit.

Wenn man diesen Schritt wagt, sich mit gutem Herzen in die Situation begibt und ehrlich ist, wird der Herr einen weise führen und leiten. Davon bin ich überzeugt.

Ich bin dem Herrn dankbar dafür, dass ich eine solch schöne Ehe haben darf, in der es nicht langweilig wird. Der Weg dahin eins zu werden ist noch lang, aber ich freue mich auf jeden weiteren Tag, der kennenlernen und lieben lernen bedeutet.

Was ich über die Christenheit und das Christentum denke-DiaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt