*brrrr brrrr*
Ich tippe unkontrolliert auf meinem Handy die Taste „schlummern".
6:30
„Steh auf, sonst verpasst du noch den Bus, ich fahre dich nicht schon wieder zur Schule!"
„Fünf Minuten noch", flüstere ich schläfrig.
6:40
„Du faules Stück, der Bus kommt in einer halben Stunde. Mama meint du sollst aufstehen, sonst schaffst du es nicht mehr zu frühstücken!"
„Halt deine Klappe Jannik; ich steh ja schon auf!"
Ich schaue mit leerem Blick an die Decke.
Heute steht eine Mathearbeit an. Ich bin schlecht in Mathe. Ich war schon immer schlecht in Mathe. Ich hoffe es wird eine gute vier.
Mein Blick erstarrt.
An meiner Decke kleben Schmetterlinge, die im Dunkeln funkeln.
Ich fokussiere sie und schweife nach und nach wieder in meine Traumwelt ab.
Das Licht geht an.
Mama räuspert sich und schaut mich genervt an, was mich zurück in die Realität bringt. Mein Blick schwankt zu meiner Handyuhr: „6:46".
Mist.
Ich springe auf, ziehe mich rasend schnell um und putze mir hastig die Zähne. Ein schnellen Zopf; für die Wimperntusche und das Frühstück habe ich leider keine Zeit mehr.
Als mein kleiner Bruder Jannik und ich das Haus verlassen drückt Mama uns jeweils noch eine Brotdose in die Hand, zum Glück, ich habe nämlich echt Hunger. Mama wirkt obwohl ich noch gerade so pünktlich bin gestresst. Ich versteh sie nicht, wenn wir zu spät kommen sollten, ist es ja unser eigenes Problem!„Alice! Ich dachte schon du wärst krank und würdest mich heute bei der Mathearbeit alleine lassen!", ruft meine beste Freundin Mira lächelnd, als sie mich an der Bushaltestelle endlich kommen sieht. „Ach Quatsch! Ich habe nur ein paar Minuten zu lange geschlafen."
„Alice deine Leistungen im Fach Mathematik schwächeln enorm. Gibt es einen Grund dafür? Kommst du im Unterricht nicht mit?"
„Ich kann mir die fünf auch nicht wirklich erklären, Frau Rießen. Ich hab im Unterricht eigentlich soweit alles verstanden, aber während der Arbeit war alles aus meinem Kopf verschwunden...„Aha."
„Was Aha?!"
„Was soll ich sagen? Nochmal eine fünf und du wirst möglicherweise nicht versetzt."
Ich stopfe Pommes in meinen Mund.
„Ich strenge mich ja an Mama!"
„Das Gefühl habe ich aber nicht. Du liegst nach der Schule doch nur im Bett an deinem Handy! Lernen tust du frühestens ein Tag vorher, wenn überhaupt!"
Jannik lacht, immerhin ist er Klassenbester, ohne großartig zu lernen. Nebenbei gewinnt er im Football nahezu wöchentlich neue Pokale.
Ich Tanze zwar, aber eben nur durchschnittlich. Ehrlich gesagt, bin froh, wenn ich in der Aufstellung mal nicht ganz hinten stehen muss. Andererseits fühl ich mich hinten wohler, wenn ich einen Schritt verpatze, fällt das nunmal nicht so auf.
Mira tanzt mit mir in einer Gruppe, was total Spaß macht. Darüberhinaus hilft sie mir manchmal, da sie echt gut tanzt und auch schon bei den Landesmeisterschaften mitgetanzt hat.
„Alice, ich rede mit dir!"
„Eh, was hast du gesagt? Tut mir leid, ich war gerade in Gedanken."
„Schätzchen, bitte konzentrier dich ein bisschen mehr auf die Schule und sei zielstrebiger und disziplinierter, ok? Du willst doch nicht die Schule wechseln müssen. Dann wärst du ja getrennt von Mira und deinen anderen Freunden. Ich bin am Montag zum Elternsprechtag bei Frau Rießen, dann sehen wir weiter."Nach dem ich meine Pommes fertig gegessen habe, aufstehe und sie mir nur so wie ein Klumpen im Magen liegt, greife ich noch zu einem Schokoriegel. Nervennahrung für die Hausaufgaben, schließlich will ich direkt motiviert starten.
Die Motivation sank als ich plötzlich, statt am Schreibtisch mit meinem Handy und der Schokolade in meinem Bett sitze.
Naja eine Pause müssen sich ja selbst die diszipliniertesten Menschen mal gönnen.
„My anorexia story", wird mir von YouTube vorgeschlagen.
Wir haben erst letztes Halbjahr über Essstörungen im Biologieunterricht gesprochen. Ich versteh nicht wie man sich selbst so etwas antun kann. Essen ist doch so geil.
Trotzdem finde ich es interessant. Auf dem thumbnail erkennt man ein blondes, hübsches Mädchen, allerdings unglaublich ausgehungert und ein dünner Schlauch steckt in ihrer Nase.
Sie sieht halbtot aus.
„Losing weight is my only talent, where I'm better than anyone else in my social environment."
Dieses Mädchen in dem Video macht mir Angst. Ich kann sie und ihre Sorgen verstehen, aber warum sollte abnehmen ihre Probleme lösen?! Das ist einfach nur dumm!
Ich klicke das Video weg und beiße weiter in meinen Schokoriegel.
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Noch ein bisschen
Fiksi RemajaSie ist fünfzehn. Fünfzehn, als sich ihr Leben verändert. Fünfzehn, als sie nach Perfektion, Disziplin und Kontrolle sucht. Fünfzehn, als sie auf Ana trifft.