Kapitel 8

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Ich lag noch lange wach. Ich hatte mich noch nie so alleine gefühlt, wie in diesem Augenblick. Klar ich könnte mich auch einfach bei Timo oder Nick entschuldigen, aber dafür war ich einfach zu stolz und stand mir so mal wieder selbst im Weg. Lieber lief ich wie ein Rammbock durchs Internat und klopfte weiter dumme Sprüche. Jedoch kam ich so natürlich nicht weiter.
Der nächste Tiefpunkt, kam am nächsten Tag in der Schule. In Chemie meinte die neue Chemielehrerin wir sollen Zweierteams bilden für die Aufgabe in der nächsten Stunde. Natürlich fanden sich alle mit irgendwem zusammen nur ich stand wieder allein da. "Tim hast du keinen Partner?", sprach sie mich an. "Mein Name ist Till und ich komme bestens alleine klar." Was natürlich gelogen war. Niemand kommt auf Dauer ganz alleine klar. Aber das musste ich niemanden und schon gar nicht einer Lehrerin, unter die Nase reiben. "Ich bin Frau Levin und freue mich mit dir zusammen zuarbeiten. Dann kann ich mir deinen Namen auch besser merken.", lachte sie und ich schenkte ihr nur ein müdes Lächeln. So witzig war es halt echt nicht.
"Hey Leute, Rosa hat ne Mail geschickt wir sollen alle ins Internat kommen, um Pit zusuchen.", rief Nele. Ach ja Pit. Der war seit Gestern verschwunden nachdem ihn sein Vater von der Schule nehmen will. Der Glückliche. Ich würde direkt mit ihm tauschen. "Till kommst du mit und hilfst?", fragte Kasimir mich. Ich schaute ihn verwirrt an. "Ey ist das dein Ernst?!" Gestern war er noch richtig hochnäsig und jetzt sowas? Was fand Martha nur an dem? Er war so ein Heuchler.
Im Internat suchten alle wie blöd Pit, jedoch war er wie vom Erdboden verschluckt. Ich saß einfach nur auf dem Internatshof und beobachtete alles. Deshalb sah ich auch wie Martha und Kasimir dann am späten Nachmittag die Terrasse fegten und wie Pit plötzlich mit seinem Vater aus dem Internat kam und ins Auto einstieg. Also hatten sie ihn doch gefunden? "Martha Nein!", hörte ihr Kasimir sagen und da sah ich schon Martha wie eine Irre auf das losrollende Auto zustürmen. Ich stand auf, weil ich das schlimmste befürchtete, jedoch bremste der Wagen rechtzeitig. Erleichtert atmete ich aus. Das war knapp. Dann versammelten sich alle Schüler um das Auto. Und um besser zu verstehen was sie sagten, trat ich auch näher heran. "Es war auch meine Schuld, weil ich nicht gesehen habe wie schlecht es dir ging.", hörte ich Rosa sagen. Ich wusste nicht wieso, aber ich stellte mich vor das Auto und sagte, "Pit soll bleiben." Natürlich schauten mich alle verwundert an, aber Pit lächelte mich dankbar an und das war ein gutes Gefühl. "Du willst echt hier bleiben mh?" "Ja Papa will ich. Darf ich?" Sein Vater nickte kaum merkbar und alle klatschten und jubelten. Bei der Gruppenumarmung musste ich trotzdem nicht dabei sein, also ging ich in mein Zimmer. Dort saßen Timo, Viktor und Nick auf dem Bett und spielten mal wieder Karten. Früher haben wir das immer zu dritt gemacht, aber jetzt ging das nicht mehr.
Ich stand gerade an meinen Schrank als Martha und Kasimir rein kamen. Martha stellte sich direkt neben mich. Sofort kroch mir ihr Duft in die Nase. "Es ist leichter als man denkt. Das weiß ich jetzt aus eigener Erfahrung.", sagte sie und lächelte mich leicht an. Erst verstand ich nicht was sie meinte, aber als sie auf die Jungs zeigte, wusste ich es.
"Ähm Leute ich wollte nur sagen, dass Orkan und Schiller ne Runde Pfannkuchen zur Feier das Tages schmeißen. ", sagte sie dann an alle. "Da sag ich ja nicht nein.", sagte Nick und sprang als erster auf. "Wartet mal kurz. Ich... Ich wollte mich bei euch entschuldigen. Mein Verhalten war echt daneben. Hab gerade nicht meine beste Zeit.", sagte ich resigniert. Entschuldigen war echt schwer. Viel schwerer als Mist zu bauen. Zum Glück waren die Jungs nicht nachtragend. "Sehen wir uns dann gleich unten?" Ich zuckte mit den Schultern und sie waren schon verschwunden. Ich schaute ihnen nach und bemerkte gar nicht wie Kasimir nochmal zurück kam, als ich die Schranktür aufmachte. "Kommst du?", fragte er. "Ja vielleicht.", gab ich als Antwort und merkte erst zu spät, dass ich die Tür mit dem Bild von Martha als Kampfhund auf hatte. Ich schloss sie zwar schnell wieder, aber Kasimir hatte dies natürlich gesehen und schaute mich skeptisch an. "Leute braucht ihr ne Extraeinladung?", kam es von Martha und sie lief lachend davon. Kasimir ging vor und ich wartete einen Moment bis ich ihm folgte. Ich hoffte, dass es jetzt nicht neuen Streit gab. Denn darauf hatte ich echt keine Lust mehr. Ich wusste ja selbst nicht mal wieso ich das Bild von Martha aufbewahrt hatte. Aber seit der Fahrradaktion ging sie mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.

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