Marthas Sicht:
Jetzt hatte ich mich echt dazu überreden lassen hier mit Till durch den Park zu laufen. Ich war müde und es war einfach nur kalt. Obwohl die morgendliche Sonne, die alles in ein schönes warmes orange färbte, in unsere Gesichter schien. Zum Glück trug ich immer noch Tills Pullover und konnte so meine Hände in den Tiefen der Bauchtasche verschwinden lassen.
"Martha kann ich dich mal was fragen?", kam es plötzlich von ihm. Wir waren bisher nur schweigend nebeneinander hergelaufen. Ich wendete meinen Blick von dem Boden vor mir ab und schaute stattdessen in sein markeloses Gesicht. "Klar.", sagte ich gespannt. Ich war überrascht, dass er so direkt war. Das kannte ich gar nicht von ihm. Naja direkt war er ja eigentlich schon, aber nur wenn er mal wieder fiese Dinge von sich gab.
"Wieso hast du mit Kasimir Schluss gemacht?" Bitte was?! Schnell wendete ich mich wieder von ihm ab und starrte den Boden an. Wieso! Wieso wollte er das denn jetzt wissen?! Fuck. Nein.
Mein Gehirn war noch gar nicht in der Lage über sowas zusprechen.
Plötzlich war mir unheimlich warm und meine Hände fingen an zu schwitzen. Ich war so nervös, wusste aber nicht mal wieso. 'Natürlich weißt du das. Du weißt es ganz genau. Weil jetzt der Moment perfekt wäre, Till zu sagen, dass da eben mehr ist als Freundschaft. Und du genau deswegen auch mit Kasimir Schluss gemacht hast.', meldete sich zu allem Überfluss meine innere Stimme. Boar Klappe!, zischte ich. "Dann nicht.", kam es verwirrt von Till. Na toll jetzt hatte ich das also laut gesagt. "Nein. Till. Ich. Man ich.", druckste ich rum und blieb dann stehen. Er blieb ebenfalls stehen und natürlich lag jetzt sein erwartungsvoller Blick auf mir. Ich atmete einmal tief durch, sah kurz an ihm vorbei auf die Wiese hinter ihm, bevor ich Till wieder direkt in die Augen sah. Natürlich verlor ich mich kurz darin, bis ich mich wieder gefasst hatte. "Man, ich liebe dich du blöder Turnbeutel."Okay. Jetzt war es endlich raus. Ich hatte es tatsächlich laut ausgesprochen. Und es klang noch schöner als in meinem Kopf.
Meine Opa hat immer gesagt, es gibt drei Dinge die kannst du nicht mehr einfangen:
- Den abgeschossenen Pfeil
- Das gesprochene Wort
- und die verpasste GelegenheitUnd damit mir das nicht passiert, nutzte ich dieses Mal die Gelegenheit und auch die Worte konnte ich jetzt nicht mehr zurück nehmen. Sie waren bei Till angekommen.
Unsicher schaute ich ihn an. Und je länger er schwieg, desto größer wurde meine Verunsicherung.
Er schaute mich zwar an, aber ich wurde aus seinem Blick nicht schlau. Er hatte sein Pokerface aufgesetzt. Als hätte er wieder diesen inneren Kampf zwischen sich und dem Tillinator.
"Okay. Ich habe verstanden.", flüsterte ich enttäuscht. Drehte mich dann um und ging. Ich wollte einfach nur weg von dieser bitteren Enttäuschung. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Naja das was davon übrig geblieben war. Er hatte es gerade in tausend kleine Teile zerfetzt. Es sah wohl gerade genau so aus, wie das Hackfleisch beim Metzger. Und wurde genau so behandelt. Ja, mein Herz wurde gerade durch einen Fleischwolf gedreht.
Bis zu diesem Moment wusste ich gar nicht, dass ich so starke Gefühle für jemanden entwickeln konnte. Das ich überhaupt in der Lage war so tiefe Gefühle zu besitzen. Ich war am Boden zerstört. Ich hatte all meinen Mut zusammen genommen und ihn meine Gefühle offenbart und was machte er? Er trat sie und damit auch mich mit Füßen.
"Martha da bist du ja endlich! Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ach du meine Güte, wie siehst du denn aus?! Was ist passiert?", kam eine aufgeregte Sibel auf mich zu als ich dann unser Zimmer betrat. Ich war unfähig zu antworten. Ihre Umarmung riss die Mauer nieder, die ich mir mit Mühe auf den Weg hierher aufgebaut hatte, um nicht schon vor dem Internat zu weinen und jetzt brach ich weinend zusammen. "Martha was ist passiert?", flüsterte Sibel schockiert während sie mich einfach nur in ihren Armen hielt. Ich konnte kaum atmen, geschweige denn sprechen, weil mich immer wieder tiefe Schluchzer durchfuhren.
Ich war ja selber Schuld. Wieso war ich auch mal wieder so naiv, dass ich dachte da wäre eine Verbindung zwischen mir und Till. Er war ein Eisklotz und würde es auch immer bleiben. Der Tillinator würde immer gewinnen, denn er verlor nie. Das hatte er vorhin mal wieder unter Beweis gestellt.Wie konnte ein einziger Mensch, einen innerhalb eines halben Tages zwei Mal zu tiefst verletzten? Es ging nicht in meinen Kopf. Und harte Vergangenheit hin oder her aber so eine Reaktion war einfach nicht fair.
"Sie redet schon seit dem sie wieder da ist kein Wort. Sie weint, dann scheint sie sich beruhigt zu haben, fängt aber dann wieder an. Ich weiß auch nicht was da passiert ist Frau Schiller.", schnappte ich die dumpfen Worte von Sibel auf. Es klang so weit weg. So als hätte ich Watte in den Ohren. Dann vernahm ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter und ich fuhr erschrocken zusammen." Hey Martha. Vielleicht legst du dich ein bisschen hin mh?", sagte Frau Schiller sanft. Ich zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Dann zog sie mich hoch, aus Sibels Armen und verfrachtete mich ins Bett.
Ich war in einem echt erbärmlichen Zustand. Ich war ja nicht mal mit ihm zusammen, aber trotzdem fühlte ich mich so als hätte er mit mir Schluss gemacht. So musste Kasimir sich wohl auch gefühlt haben. Und schon mischte sich unter den unerträglichen Schmerz auch noch eine Prise Schuldgefühle und ich drohte vollkommen zu versinken.
Wieso musste Liebeskummer so verdammt weh tun? Wieso musste ich auch auf den blödesten Typen der Schule stehen? Wieso konnte es nicht Viktor sein? Der würde einen nie so behandeln.
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What if?
FanfictionTill war schon immer der Anführer, der Chef. Egal ob in seiner Gang, in der Staffel oder bei dem Krieg zwischen den Sportlern und den Einsteinern. Doch was passiert, wenn ihm plötzlich alles genommen wird? Was ist, wenn ihm nichts mehr bleibt außer...