Kapitel 29

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Tills Sicht:

Nach der Entschuldigung hatte ich Martha nicht mehr gesehen. War ich zu hart gewesen? Aber sie sollte auch mal ein bisschen leiden. Auch wenn ich wollte, konnte ich die Entschuldigung nicht annehmen. Aber ich hätte trotzdem nicht so nachtreten müssen mit der Unterstellung, sie würde sich nur aus Berechnung entschuldigen. Das glaubte ich nämlich gar nicht, aber ich wollte meine Maske wieder richten und das half mir dabei. Es half mir, wenn ich die Menschen die ich mochte so weit wie möglich von mir wegstieß. Verbal und körperlich. Problem an der ganzen Sache war, dass ich mir selbst dabei genau so weh tat. Denn am Ende stand ich nur wieder alleine da. So wie jetzt auch.

Am nächsten Morgen, kam ich in die Küche und obwohl ich wieder extra eher aufgestanden war, um Martha zu umgehen, war sie zu meiner Überraschung schon in der Küche. Sie stand mit dem Rücken zu mir und ja was machte sie da überhaupt?! Sie presste tonnenweise Zitronen. Mit der Hand. In eine Schüssel.
"Scheinst dich ja richtig auf deinen Hasimir zu freuen, wenn du so unkonzentriert bist.", sagte ich hämisch grinsend. Direkt biss ich mir auf die Zunge. Man Till wieso kannst du dich nicht einmal zurück nehmen?!  Ich erwartete keine Antwort und wollte mich deshalb meinem Frühstück zuwenden. Ich brauchte ein Messer und als ich mich suchend umschaute, sah ich eins bei Martha liegen. Also ging ich zu ihr und nahm das Messer. Dabei sah ich ihr ins Gesicht und erschrak. Ihr Blick war leer und sie sah aus wie ein Zombie. Total blass und Augenringe bis zum Boden. Sie hatte wohl gar nicht geschlafen die Nacht. Hatte es was mit Kasimir zutun? Hatte er ihr wehgetan?! Unbewusst hielt ich das Messer fester in meiner Hand. Schnell drehte ich mich um und ging wieder an die Kochinsel und schnitt mir meine Orange durch. Dann nahm ich eine Hälfte und presste sie aus. "Bist du okay?", harkte ich dann doch nach und drehte meinen Kopf in ihre Richtung. Sie sah echt nicht gut aus. Ruckartig drehte sie sich um und kam langsam auf mich zu. Ihr Blick war leer. Ohne Emotionen. "Ich bin so froh, dass wir keine Freunde sind.", sagte sie monoton und ging dann aus der Küche.
Mist. Ich hatte es mal wieder verkackt. Und mal wieder zerbrach ich mir den Kopf über sie, obwohl ich es nicht wollte. Was machte sie so traurig? Vielleicht wusste Sibel ja was. Schließlich waren die beiden beste Freundinnen. Also fing ich diese nach der Schule ab.
"Hey Sibel.", sagte ich und lief zu ihr bis ich neben ihr war. Verwundert drehte sie sich zu mir um. "Hey", kam es verwirrt von ihr. "Du sag mal, weißt du was mit Martha los ist?", kam ich direkt zur Sache. "Ähm. Wieso willst du das wissen?" "Darf ich nicht fragen?" "Du Till sei mir nicht böse, aber wenn du was wissen willst, musst du sie selbst fragen." Dann ging sie auch schon zu Pawel, der am Tor auf sie wartete. Nachdenklich blieb ich stehen. Martha würde mir nie erzählen was los war, wenn ich sie einfach so fragen würde. Aber wie würde ich es hinbekommen, dass ich erfahren würde was bei ihr los war? Ich hatte echt keine Idee. Aber wieso war es mir überhaupt so wichtig? Wieso war sie mir so wichtig? Man Gefühle waren so anstrengend und verwirrend.
Doch dann spielte mir mal wieder der Zufall in die Karten. Auf dem Weg zurück zum Internat, sah ich sie im Park auf einer Bank sitzen. Also ging ich einfach zu ihr und setzte mich neben sie. Erschrocken fuhr sie zusammen und als sie mich sah, wendete sie ihren Blick schnell wieder ab. Ihre Augen waren rot. Sie hatte auf jeden Fall geweint und wollte es wahrscheinlich verstecken. "Was willst du?", murrte sie mich dann an. "Bist du okay?", wiederholte ich meine Frage von heute Morgen. Sie sah nur stur geradeaus. "Sieht man das nicht?!", kam es sarkastisch von ihr. "Was ist denn los Martha? Ist es wegen deines Opas?", fragte ich drauf los. Sie atmete genervt aus. "Till. Lass mich doch einfach in Ruhe! Ich brauche keinen Babysitter und schon gar nicht so einen blöden Turnbeutel, wie dich! Ist das in deinem kleinen Sportlerhirn angekommen?!", pflaumte sie mich direkt wieder an. Ich spannte meinen Kiefer an. Gab dann ein "Ja" von mir. Ihre Worte waren mal wieder hart auf mich eingeprasselt. Wie einem Hagelschauer, dem man sich nicht entziehen konnte.

~~DANKE für so viele Reads in der kurzen Zeit🤯😍. Ich hoffe die Geschichte gefällt euch weiterhin gut. Lasst gerne Feedback, Anregungen und Kritik da 😊~~

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