56 - beerdigung

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Taehyung und Daehyun sind zu uns gezogen.
Ich fand es kleinlich komisch, weil, es einfach verdammt komisch ist.
Jedoch fragte ich nach, wieso nur die beiden.
Hatten sie denn keine anderen Familienmitglieder?

Daehyun erzählte mir auf dem Balkon bei einem Kaffee, dass deren Mutter vor kurzem gestorben sei.
Mir stockte der Atem bei dem Moment, denn Taehyung hat keinen einzigen Anzeichen dazu gemacht.
Wie konnte seine Mutter sterben und ich bekomme nichts davon mit?

Eigentlich hatte es viel positives an sich, dass Daehyun zu seiner Freundin gezogen ist.
Hier bekomme ich wirklich jede Information an Taehyung die ich haben will.
Nicht dass ich welche haben möchte, wir sind nur Freunde.
So irgendwie.
Oder so.

Ich saß auf meiner Eingangstür Treppe und starrte in die Leere.
Ich hatte keine Lust in unser Auto zu steigen und zu Papas Beerdigung zu fahren.
Ich will nicht sagen dass es mich traurig macht, aber Tod ist immerhin Tod.
Nuri hat es sowieso schlimmer, sie ist immerhin der Mörder. Wie kann sie da einfach so hinfahren?

„Komm Jungkook, wir sind ohnehin schon spät dran"
Näherte sich Taehyung mit diesen Worten.
„Ich will da wirklich nicht hin"
Ich blickte hoch in seine Augen.
„Ich bin gefühlt gestern erst hierher gezogen, weißt du eigentlich wie viel passiert ist?"

Es ist extrem viel passiert.

Er setzte sich zu mir auf die Treppenstufe.
„Ich weiß Jungkook"
Teilte er mir verständnisvoll mit.
„Nein das weißt du eben nicht. Das was ich am meisten im Moment brauche bist du, und du tust immer noch so als wäre ich Luft wenn wir draußen und in der Schule sind"
Ich atmete tief ein.
„Ich hasse das!"

„Ich weiß Jungkook"
„Tu nicht einen auf bemitleidend. Es wundert mich dass du mich noch nicht zusammengeschlagen hast mit deiner Gang. Anscheinend bin ich nur zum ficken gut!"
Mit einer schnellen Bewegung steuerte ich in Richtung Auto und setzte mich nach hinten.

Von innen beobachtete ich wie er mit kleinen Schritten ebenfalls Richtung Auto schlendert, und sich neben mich reinsetzt.
„Sind jetzt alle da? Können wir los?"
Fragte Nuri die vorne neben Daehyun saß.
„Ja" Antwortete Taehyung ihr kleinlaut.

Er versuchte kein Blick auf mich zu richten, um mich nicht weiter zu nerven.
Mein Herz entfaltete bei dieser Geste. Verdammt wie gern hätte ich ihn geküsst.
Genau in dem Moment, poppte ein Gedanke auf der einiges in meinem Leben veränderte.

Ich dachte plötzlich an den Pakt.

Was ist... wenn sie mich aufnehmen würden?
Jimin und Yoongi sind nicht gerade meine besten Freunde, aber so könnte ich Taehyung nah sein ohne dass es Taehyung aufregt dass andere uns sehen.

Verdammt, wieso tut er vor anderen Leuten nur so als würde es mich nicht geben?
Und so schaute ich in dem wackelndem Auto zu ihm rüber, und beobachtete sein Gesicht mit den Sonnenstrahlen an seiner rechten Gesichtshälfte.

Wunderschön.

Wieder mal fragte ich mich wie ich für einen Mann fallen konnte.
Dann auch noch für so einen.
Unbemerkt krabbelte seine Hand rüber zu meiner, ohne dass sein sich Gesicht veränderte.
Als würde es nur unsere Hände geben.

Ich vergaß, dass seine Mutter starb.
Er brauchte meine Nähe genauso wie ich seine brauchte.
Ich rückte ein kleines Stück zu ihm rüber und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
Ich erhaschte einen Blick seinerseits, ehe er wieder aus dem Fenster schaute.

Ich stand mit meinem schwarzen Anzug vor dem Grab meines Vaters.
Und? Ich hoffe du versteckst in der Hölle, dafür dass du mir mein Leben genommen hast.
Am liebsten hätte ich ihn angespuckt, doch ich will Nuri nicht blamieren.

Wir redeten noch mit Bekannten bevor wir gingen.
Bekannte, die ich nie kennenlernen durfte weil mein Vater mich in ein anderes Land geschleppt hat.
Das könnte ich ihm bis zu meinem Tod nicht verzeihen.

„Komm mit"
Flüsterte mir Taehyung am Platz zu und zog mich auf ein Friedhof Weg.
Wir liefen für wenige Minuten still nebeneinander und genossen die Anwesenheit des anderen.
Bis er sie brach.
„Wie gehts dir?"

„Mir gehts ganz gut, wie immer."
Machte ich ihm klar, und dachte danach an seine Mutter.
„Und dir Taehyung? Wir haben noch nicht darüber geredet"
Unwissend darüber ob er weiß worauf ich hinaus will, schaue ich ihn an.

„Daehyun hat's dir erzählt oder?"
Fragte er mich und schaute mir mit einem kleinen Schmunzeln entgegen.
„Ja, also?"
„Mir gehts gut Jungkook. Ich bin auch nur mitgekommen um dir etwas zu zeigen"
Ich runzelte leicht die Stirn und ließ mich von ihm mitziehen.

Wir stoppten auf der anderen Seite des Friedhofs, wahrscheinlich für Leute die sich kein so teures Grab wie mein Vater leisten konnten.
Eher was für Normale.
„Wo willst du hin?"
Fragte ich ihn nach ner Weile, doch er bleib stumm.

„Hier hin"
Sagte er schließlich und stoppte an einem gut erhaltenen, neuen Grab.
„Ist das... Ist das deine Mutter Taehyung?"
Fragte ich ihn ungläubig.
„Ja. Das ist sie."

Hier verweilt
Tochter, Ehefrau, Mutter
Kim Suhyun
1968 - 2020

seven bads ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt