57 - kiss

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Ich bückte mich zu ihr runter und begutachtete ihr Grab.
Wie sie wohl gestorben ist?
Verdammt, ich hätte für Taehyung da sein können.
„Ich hab den Stein ausgesucht"
Erklärte Taehyung mir stolz.
„Sieht schön aus"

Irgendwann bückte sich Taehyung auch runter zu mir.
„Ich hab wirklich alles für diese Frau getan"
Teilte mir Taehyung mit einer brüchigeren Stimme als vorher mit.
Ich legte mein Kopf auf seine Schulter und hörte seinen Worten zu.
„Sie war so hübsch, nett, und gar nicht für dieses Leben geschaffen"

Er legte seine Hand auf sein Mund um kein Schluchzen von sich zu geben.
„Hätte ich sie doch einfach besser beschützt"
Nun konnte er keine Träne mehr zurück halten.
„Taehyung, du hast bestimmt nichts falsch gemacht"
Vergewisserte ich ihn und schling meine Arme um ihn.

„Ich hab sie über alles geliebt Jungkook"
Versuchte er zwischen dem Geweine von sich zu geben.
Wow, so habe ich ihn seit wir uns kennengelernt haben nicht erlebt.
„Sie dich auch Taehyung"
Ich kuschelte mich in sein Hals und blickte hoch in den leicht dunklen bewölkten Himmel.

War er ein guter Sohn?
Fragte ich seine Mutter in meinen Gedanken.

Minutenlang hockten wir zusammen vor dem Grab seiner Mutter und gaben kein Wort von uns.
Als ich merkte dass Taehyung sich langsam beruhigte, zog ich mich aus der Umarmung.

„Oh, es fängt an zu regnen"
Stellte ich danach fest und zog Taehyung mit nach oben.
„Egal, ich liebe Regen"
„Taehyung, wieso hast du mir nichts davon erzählt?"

„Dass ich Regen mag?"
Antwortete er mir verwirrt.
„Nein Tae, das mit deiner Mutter"
Er atmete schwer aus und schaute auf den Boden.
„Ich wusste von allem"
Ich schaute ihn stirnrunzelnd und ahnungslos an.

„Was meinst du?"
Fragte ich ihn letztendlich, nachdem er nichts mehr sagte.
Und er schaute mich wieder an.
„Ich wusste von all dem, was um dich herum passiert. Du hattest andere Probleme"

Wenn er doch nur wüsste dass er das einzige ist was mich im Moment interessiert.
Ich kam ihm ein Schritt näher, als mir bereits mehr Regentropfen das Gesicht vernässten.

„Andere Probleme? Warte- Wie du wusstest von allem?"
Ich hob leicht meine Stimme.
„Nuri und Daehyun kennen sich schon länger... Ich wusste alles noch bevor du es wusstest"
Ich versuchte seine Worte zu verarbeiten.

„Und du hast mir nie was gesagt?"
„Es ist dein Leben Jungkook, ich hab nicht das Recht dir deine Momente zu nehmen"
Diese Worte taten nur weh, weil er mein Leben nicht als sein Leben ansieht.
Wie konnte ich glauben er mag mich wirklich?

„Okay"
Gab ich ihm kalt als Antwort.
„Okay? Du bist also nicht böse?"
„Verdammt, wir stehen hier vor dem Grab deiner Mutter ich werd dir hier wohl nicht die Haare aus dem Kopf reißen!"

Ein kleines Lächeln verließ seine Lippen, was mein Herz zwischen dem ganzen Regen zum glühen brachte.
„Ich liebe dich, Jungkook"
Mein Körper verkrampfte bei den Worten, und mir schoss das ganze Blut in die Wangen.

Ich dich auch!
Waren meine Gedanken.
Jedoch blieb ich im Regen stehen und starrte wie ein Kind in seine braunen Augen.
„Du musst nichts sagen"
Flüsterte er kaum hörbar.

Ich latschte den nassen Boden entlang zu ihm rüber und stellte mich auf meine Zehenspitzen um ihn zu küssen.
Seine Hände legte er auf meine Hüfte und seine Berührung fühlte sich an wie Feuer.
Fass mich mehr an!
Forderte ich gedanklich auf.

Er machte aus meinem Kuss einen intensiveren.
Einen, den er wohl wirklich will.
Seine Hände wanderten langsam runter zu meinem Po, dabei ließ ich meine Hände durch seine nassen Haare gleiten.

Plötzlich hörten wir jemanden räuspern, und ich ließ sofort von ihm los als ich im Augenwinkel Daehyun sah.
„Tut mir leid"
Sagte ich reflexartig.
Wie konnte ich einfach, vor dem Grab seine Mutter?

„Schon gut, bekomm ich Taehyung kurz für mich allein?"
„Natürlich"
Ich schenkte Taehyung kurz einen Blick und ging genau den gleichen Weg wieder zurück zu den anderen.

Taehyung POV

„Fahren wir wieder zurück?"
Fragte ich meinen großen Bruder interessiert.
„Deswegen bin ich nicht hier"
„Warum dann?"
Ich runzelte die Stirn.
„Taehyung, ich weiß du gibst dir die Schuld dafür. Aber denk bitte daran dass sie nicht ohne Grund gestorben ist"

Ich antwortete ihm nicht.
Ich schaute stumm auf den Grab und lauschte dem Regen.
„Können wir gehen?"
Fragte ich schließlich, um mich abzulenken.
„Taehyung! Hör mir zu"
Er packte meine Schulter und drehte mich zu ihm. In dem Moment sah meine feuchten Augen.

„Mama wollte dass du glücklich bist. Okay? Nur deshalb ist Mama tot"
Nun konnte ich die Tränen nicht mehr zurück halten.
Was eine scheiß Welt!
Wieso muss immer jemand sterben damit ein anderer Leben kann?
Wieso?

„Ich kann nicht ohne sie"
Gab ich kraftlos von mir.
Daehyun lächelte und zog mich in eine feste Umarmung.
„Bro, ich doch auch nicht. Aber denk daran dass du andere Menschen hast die du liebst"
Direkt dachte ich an Jungkook.

Direkt sah ich diesen süßen Jungen vor meinem geistigen Auge.
Sein Lächeln macht mein Tag sofort besser.
„Komm, wir gehen"
Er löste sich von mir und wischte meine Tränen mit seinem Pulli weg.
„Tränen kann man sehr gut mit Regentropfen unterscheiden, weißt du?"

Ich nickte und gesellte mich mit ihm wieder zurück zu den anderen, die sich bereits am Parkplatz verabschiedeten.
Ich sah Jungkook am Auto stehen, als wäre er in Gedanken verloren.
Er schaute sich um, bis seine Augen bei mir stoppten.

seven bads ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt