Kaptiel 6

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Eddie:
 


Richie zog mich durch halb Derry und durch den Wald bis wir endlich beim Steinbruch waren. Etwas verwirrt sah ich mich um. Was wollte er genau beim Steinbruch? Was meinte er mit der Aussage vorhin. Richie setzte sich vor mich auf einen Stein und setzte mich gegenüber von ihm und blickte ihn an. Richies sonst so heitere Gesicht wirkte nun plötzlich etwas ernst, und auch etwas verlegen. „Richie alles gut!“, sprach plötzlich und griff nach seiner Hand. Warum hatte ich das getan? Vielleicht wollte er gar nicht von mir berührt werden. Gerade als ich meine Hand wieder wegziehen wollte bemerkte ich, dass Richie sie festhielt. Mein Herz schlug plötzlich schneller. Etwas überrascht sah ich auf seine Hand und dann in sein Gesicht, welches mir unglaublich nah war. Vielleicht war das gestern kein Traum. Richies Hand fuhr an mein Gesicht und strich sanft über meine Wangenknochen. „Ich…Eddie…ich“, begann er zu stammeln. „Nicht ihr schonwieder“, hörten wir eine Stimme und ich und Richie fuhren auseinander. „Ehrlich jetzt?! Tunten wie ihr sollten aus der Stadt geworfen werden“, es war der Schüler den wir erst vor ein paar Tagen im Steinbruch getroffen hatten. „Was willst du?!“, Richie sprang auf und wirkte plötzlich ungemein aggressiv. Er stürmte auf den anderen Schüler zu. Dieser war breiter und etwas größer als Richie, doch das schien ihn nicht im Geringsten zu stören. „Du bist nur eifersüchtig, im Unterschied zu dir habe ich Freunde. Sehr gute Freunde. Du hast kein Recht uns so zu beschimpfen, denn wieso? WIESO? Sollten schwule Menschen nicht genauso leben dürfen wie heterosexuelle?! Nur weil manche Menschen so dumm sind und nicht mit einem Gehirn gesegnet wurden, heißt das noch lange nicht andere Menschen schikanieren zu müssen. Also verpiss dich du Penner und wehe du beleidigst noch einmal Eddie! Ich schwöre dir dann liegst du drei Wochen lag im Krankenhaus und wird aus Angst diese Stadt nie mehr betreten“, Richie blickte zu dem Jungen auf und so viel Wut lag in seinen Augen. Könnten Blicke töten wäre dieser Kerl jetzt garantiert tot umgefallen. Er sah zwar etwas panisch aus, doch er wollte nicht kampflos aufgeben. Und nachdem er Richie etwas gemustert hatte fuhr er mit der Faust Richtung Richies Bauch. Dieser reagierte nicht schnell genug und taumelte zurück. „Fuck! Richie!“, entfuhr es mir und ich sprang auf und eilte zu ihm. Das verdammte Arschloch ebenfalls. Als er nach Richie treten wollte, tat ich etwas was ich wahrscheinlich nie getan hätte, ginge es nicht um meinen besten Freund und den Jungen, den ich liebte. Ich sprang den Typen an und drosch mit den Fäusten auf ihn ein. Der Schläger war sicher doppelt so stark wie ich und hatte er mich schnell gebändigt und hielt mich fest. Dann schien ihm ein böser Gedanke zu kommen. Er hob mich hoch. Ich strampelte wie wild doch als mich seine Faust im Gesicht traf blieb ich benommen in den Armen des Schlägers liegen. Was dann passierte weiß ich nicht mehr. Das was ich als nächstes spürte war eiskaltes Wasser, das sich um mich schloss. Der Arsch hatte mich wohl vom Rand des Steinbruchs in den See geworfen. Das würde mich natürlich nicht umbringen, aber er hätte Zeit Richie zu verprügeln. Oh, Fuck Richie! Ich musste ihm helfen. Ich begann mit Armen und Beinen zu strampeln und kämpfte mich an die Wasseroberfläche. Ich schwamm zum Ufer wo ich kurz in mich zusammen sackte und nach Luft schnappte. Meine ganze Energie war weg. Wie weggeblasen. Doch ich rappelte mich auf und hastete den Weg hinauf wo Richie und der Schläger sein sollten. Als ich dort ankam saß ich nurmehr Richie. Er sah nur halb so schlimm aus wie ich erwartet hatte. Der Schläger war weg. Zu meiner absoluten Überraschung hatte er eine Zigarette im Mund. „Richie?!“, ich hatte einen leicht wütenden, aber auch erleichterten Tonfall. „Tut mir leid“, nuschelte er und deutete auf die Zigarette. „Wo ist er hin?“, fragte ich und sah mich besorgt um. „Weg! Als er dich runtergeschmissen hat habe ich ihn angesprungen und ihm gezeigt was es heißt meine Freunde schlecht zu behandeln. Ich bin zwar nicht ohne Schaden da raus, aber für dich würde ich das jeden Tag tun.“, er sah mir in die Augen und ich erkannte sofort, dass er das wirklich ernst meinte. „Was ist dir passiert?“, ich stand verlegen in ein paar Metern Abstand zu ihm, dass er rauchte verstörte mich irgendwie. „Ich glaub mein Fuß ist geprellt und meine Hand tut weh. Und mein Gesicht.“, sagte er und drückte die Zigarette aus. Er schien zu merken, dass sie mich irritierte. „Du solltest ins Krankenhaus“, ich setzte mich nun doch neben ihn. „Vorher muss ich noch was erledigen“, sagte Richie und sah mir tief in die Augen. „Blödsinn! Was kann im Moment so wichtig sein?“, fragte ich etwas aufgebracht und begann nun aufgebracht zu gestikulieren. Ich wusste, dass Richie das süß fand, aber das war mir egal. „Du“, gab er kleinlaut von sich und die Kinnlade klappte mir runter. Eine seltsame Stille entstand zwischen uns. „Wie…wie meinst du das?“, fragte ich Richie als ich mich wieder etwas gefasst hatte und griff ihm sanft auf die Schulter. Als er zu mir aufsah, lagen Tränen in seinen braunen Augen. „Omg Richie“, flüsterte ich. Irgendwo in meinem Gehirn machte es klick und ich wusste was los war. Ich schloss ihn in die Arme, ich spürte, dass Richie in meinen Armen zitterte und schluchzte. „Das gestern war kein Traum. Du hast mich geküsst, ich habe dich geküsst, weil ich dich liebe. Ich dachte du meinst das alles ernst, und das ganze hat mich total verwirrt.“, er schluchzte weiter. Er liebte mich, er hatte es gesagt! Er liebte mich. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und sah Richie tief in die verweinten Augen. „Richie…Ich liebe dich doch auch“, flüsterte ich. Ein leichter Triumph erfüllte meinen Körper als Richie mich erschrocken ansah. Er wollte was sagen, doch das war mir egal, denn ich drückte meine Lippen auf seine. Ein enormes Kribbeln erfüllte meinen Körper und ich fühlte mich nahezu schwerelos. Die Wärme, die Geborgenheit, die ich fühlte, ich würde sie nie mehr vergessen. Ich drückte mich noch näher an ihn und Richie schloss seine Arme um mich. Ich fühlte seine Hand in meinen Haaren. Und die andere and meine Hüfte. Irgendwann lösten wir und uns sahen uns an. Wir sahen uns sehr lange an. Ich hätte ihn für immer ansehen können und mir wäre nie langweilig oder so dabei geworden. „Also das war…“, begann Richie. „Halt einfach die Klappe ich will nichts hören“, unterbrach ich ihn und legte meinen Finger auf seine Lippen. Ich wollte nichts sagen. Ich wollte ihn nur ansehen. „Okay“, grummelte er. Ich verdrehte gespielt genervt die Augen.  „Au!“, rief ich erschrocken. Richie hatte leicht in meinen Finger gebissen. „Wieso hast du das gemacht?“, fuhr ich ihn erschrocken an. „Ich will nicht schweigen. Ich will deine schöne Stimme hören Spagetti!“, Richie schnurrte schon fast und legte sich auf mich drauf. (Ich war als ich mich erschreckt hatte nach hinten gefallen und lag nun am Boden)
 
Richie:
 
„Du weißt echt wie man eine romantische Stimmung ruiniert oder“, Eddie lachte leicht: „Und nenn mich nicht Spagetti.“ „Okay zuckersüßes Schätzchen“, sagte ich und drückte Eddie einen Kuss auf die Wange. „Was soll das denn sein?“, Eddie lachte. „Ein Kosename, für meinen Freund.“, ich stupste sanft seine Nase an. „Ach bin ich das? Dein Freund?“, fragte Eddie keck. „Ja“, und drückte ihm einen Kuss auf den Mund, nur einen kurzen, um ihn zu reizen. „Ja okay. Aber nenn mich nicht Schätzchen Rich“, Eddie sah mich von unten an und lächelte mich mit seinem typischen Eddielächeln an. „Ach menno“, ich sah ihn traurig an und legte mein Kinn auf seine Brust und versuchte ihn so mitleidserregend wie möglich anzusehen. „Dein Hundeblick ist nicht sehr überzeugend“, Eddie lachte. „Ein versuch wars wert.“, ich legte mich neben ihn auf den Boden und sah in den Himmel. Eddie legte seinen Kopf auf meine Brust. „Und jetzt?“, fragte Eddie mich vorsichtig. „Keine Ahnung“, ich seufzte. „Aber wir sind jetzt ein Paar oder?“, fragte Eddie mich vorsichtig. „Nichts würde ich mir mehr wünschen Eds“, ich fuhr ihm sanft durchs Haar. „Ich werde es meiner Mutter nicht sagen“, erklärte Eddie. „Homophob?“, fragte ich und ich spürte wie Eddie nickte. „Wie wäre es mit unseren Freunden. Die dürfen es wissen, oder?“, fragte ich und Eddie nickte wieder. „Aber wir sollten es in der Schule nicht zu offensichtlich machen, sonst werden wir wirklich ernsthaft gemobbt, das kann ich mir nicht leisten“, meinte der Kleinere. „Ach schade, das heißt kein Sex auf der Schultoilette?“, Eddie setzte sich erschrocken auf und sah mich verstört an. „Wir sind seit 5 Minuten zusammen Rich!“, ich konnte ein breites Lächeln, nicht verstecken. Es war zu süß ihn so verstört zu sehen „Es war ein Scherz Eds! Ich weiß es ist noch etwas früh darüber zu reden“, Eddie wirkte erleichtert und sank wieder auf meine Brust. „Ich muss dann gehen“, flüsterte Eddie nachdem wir eine halbe Stunde auf der Wiese gelegen hatten. „Willst du nicht bei mir übernachten?“, fragte ich hoffnungsvoll. „Du kennst meine Mom, das würde sie nicht wollen“, Eddie richtete sich auf. „Ich versteh schon“, ich konnte meine Enttäuschung nicht verbergen. „Gehen wir noch ein Stück gemeinsam“, uns so gingen wir den Weg zurück zum Stadtplatz wo sich unsere Wege trennten. Doch bevor Eddie sich von mir entfernen konnte, zog ich ihn in eine Enge verlassene Gasse. „Eddie ich liebe dich!“, flüsterte ich und küsste ihn nochmal. Eddie lies seine Hände in meine Haare fahren und drückte sich fest an mich. Ich schlang meine Arme um ihn. Es wurde ein langer und intensiver Kuss. Mehrmals stoppten wir, um Luft zu holen, doch erst nach einer Ewigkeit lösten wir uns. „Ich liebe dich auch“, flüsterte Eddie und ließ mich ohne ein weiteres Wort alleine in der Gasse zurück. Alleine, mit einem ziemlichen Problem in der Hose.

Reddie Little SunshineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt