Kapitel 7

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Eddie:

 

Endlich kam ich zuhause an. Was ist bitte passiert? Wir waren echt zusammen. Ich und Richie. RICHIE UND ICH! Wir sind ein Paar…ein waschechtes Paar! Mit dem Gefühl von 1 Million Schmetterlingen im Magen ließ ich mich auf mein Bett fallen. Und grinste an die Decke. Richie..Richie….Richie. Sein Name kreiste durch meinen Kopf. Oh, ich liebte diesen verdammten Bastard.

 

Die folgenden Wochen vergingen schnell, ich und Richie hatten noch keine intimen Sachen gemacht außer rumgeknuddelt, und vielleicht auch rumgeschmust. Wir haben es unseren Freunden und Familien noch nicht erzählt und in der Schule versuchten wir uns so zu verhalten wie sonst, was nahezu unmöglich war. Richie und ich hielten oft Händchen im Unterricht, und einmal habe ich ihn wahrscheinlich etwas zu offensichtlich umarmt. Ich schlenderte gerade durch die Gänge auf die Jungstoilette zu. Als ich in das vergammelte, abscheuliche WC betrat schüttelte es mich vor Ekel. Diesen Raum betrat ich zirka 2 Mal im Jahr. Ich merkte, dass keiner sonst da war. Doch plötzlich packte mich jemand am Handgelenk und drängte mich in eine der Kabinen. Ich versuchte mich zu verteidigen, doch mein Gegner war größer und stärker als ich, und als ich aufsah, erkannte ich Richie. „Rich! Erschreck mich nicht so“, flüsterte ich ihn an. „Ich konnte nicht wiederstehen“, er beugte sich zu mir runter, um mich zu küssen. „Halt! Erstens, das sollten wir in der Schule nicht tun. Und Zweitens dieser Ort ist widerlich“, begann ich meinen Vortrag zu halten, doch Richie verdrehte nur die Augen und küsste mich. „Rich!“, fauchte ich doch nur leise, da seine Lippen bereits auf meinen lagen und ich begann zu schweigen und den Kuss sanft zu erwidern. Seine Hände fuhren über meinen Rücken und schließlich auch unter mein Hemd und fuhren dort herum. Ich hätte beinahe aufs Atmen vergessen, sosehr betörten mich seine Brührungen. „Richie!“, ich stieß ihn sanft von mir. „Hey! Keine Knutscherein!“, lachte ein Schüler von draußen. Ich hielt sofort die Luft an. Ich kannte die Stimme, das war Roy. Irgendein Siebtklässler. „Ach lass uns doch“, Richie reagierte schnell und verstellte seine Stimme etwas. „Mädls dürfen nicht auf die Jungstoilette“, lachte ein Zweiter. „Als ob ihr das noch nie gemacht habt“, meinte Richie und hielt mir die Hand vor den Mund als ich was sagen wollte. „Wer bist du leicht?“, fragte die fremde Stimme. Richie zögerte kurz und rief: „Geht dich nen feuchten Dreck an. Ich treibs mit wem ich will.“ „Schon gut, schon gut“, rief die Stimme und ich hörte wie sich die Tür öffnete und sich wieder schloss. „Ich geh zuerst raus, dann du, okay?“, fragte Richie mich und verließ ohne ein weiteres Wort die Kabine. Ich traute mich nun endlich wieder zu atmen. Nachdem es sicher schon zur nächsten Stunde geläutet hatte, verließ ich endlich die Kabine und hastete ins Klassenzimmer und nahm den ersten freien Platz neben Richie ein. Dieser sah mit trüben Augen in die Leere.

 

Richie:

 

Mit klopfendem Herzen verließ ich die Kabine und ging ins Klassenzimmer, wo ich mich auf meinen und Eddies Platz setzte. Ich räumte mein Zeug raus und blickte Richtung Tafel. Dort standen drei Typen. „Mein Großer Bruder hat letztens zwei fickende Tunten am See erwischt und sie vermöbelt. Wenn ich die Schweine kennen würde, würde ich sie auch verhauen und zwar echt. Leider kannte er die beiden nicht.“, kam es von Boris und grinste seine beiden Freunde an. „Ach du Schande. Behinderte Schwuchteln“, lachte ein anderer. Mein Herz fühlte sich plötzlich leer an. Egal was ich und Eddie tun würden, man würde uns nie akzeptieren. Wir würden Unterstützung von unseren Freunden brauchen. Es tat irgendwie weh. Tunten, Schwuchteln, Brillenschlange all diese Schimpfwörter taten mir weh. Wenn ich sie so von diesen Typen hörte lief es mir kalt den Rücken runter. Depressionen, genau wegen solchen Ärschen ging es mir so wie es mir ging, depressiv, fucking depressiv. Diese verschissenen Depressionen! Ich merkte nicht wie sich Eddie sich neben mich setzte, ich merkte auch nicht wie mir eine Träne die Wange runterlief, ich merkte auch nicht, dass sich meine Fäuste geballt hatten. Irgendwann legte ich meinen Kopf auf die Tischplatte und ich war den Tränen nahe. „Richie?! Alles okay? Der Unterricht ist seid 5 Minuten vorbei. Wir können nach Hause gehen“, ich hörte Eddies Stimme und öffnete meine Augen. Eddie sah mich fragen an. Gott er war so süß, wenn er nicht wusste was los war. Aber ich wollte ihm auch nicht sagen was los war, ich konnte ihn nicht belasten. „Ich bin eingepennt“, ich grinste ihn kurz an doch sobald Eddie wegsah ließ ich das falsche Lachen fallen. Ich konnte unter solchen Umständen nicht lachen. „Wollen wir es unsere Freunden sagen?“, fragte Eddie mich plötzlich und ich sah ihn erschrocken an. „Wieso schaust du so verwirrt, sie haben ein Recht es zu wissen, sie sind unsere Freunde“, begann Eddie. „Ja klar, machen wir. Wir campen heute Abend sowieso am See, dort sagen wir es ihnen“, sagte ich stand auf und ging ohne ein weiteres Wort.

 

Eddie:

 

Wow, was war das? So einfach hat er mich noch nie abgeschoben. Aber ich wusste wir müssen es den anderen sagen, und selbst wenn er deshalb wütend auf mich ist. Ich seufzte leise und packte meine Sachen und ging langsam nach Hause. Heute Abend werde ich es ihnen sagen, ob Richie es wollte oder nicht, so können wir nicht weitermachen. Drei Stunden später packte ich meine Sachen und machte mich allein auf den Weg zum Steinbruch. Mit gesengten Kopf ging ich die Straße entlang, als mir jemand plötzlich auf den Rücken klopfte. Zuerst dachte ich es sei Richie oder einer meiner Freunde, doch als ich mich umdrehte, war es Elena und eine ihrer Freundinnen. „Hey Eddie! Ähm, das Treffen letztens, war echt nett, das sollten wir wiederholen“, sagte sie verlegen und sah mich mit Engelsaugen an, welche mich absolut nicht beeindruckten. „Wieso sagst du mir das zwei Wochen später?“, fragte ich, etwas ruppiger als beabsichtigt. „Naja ähm…ich habe mich eben nicht getraut!“, stotterte sie etwas verlegen. „Können wir das mal wiederholen?“, fragte sie schnell und ich sah sie verwirrt an. „Ich überlege es mir“, sagte ich schnell und ging so schnell wie möglich weiter und lies sie einfach stehen. Ja sie tat mir etwas leid, aber es war nunmal Richie den ich liebte. Nur ein paar Minuten später verließ ich die Stadt und noch ein paar Minuten später war ich am Steinbruch. Richie war schon dort. Kam selten vor, dass er der erste war. „Tut mir leid, aber wir müssen es ihnen sagen“, sagte ich noch bevor ich meinen Rucksack und mein Zelt neben mir auf den Boden warf. „Ich weiß. Ich finde auch wir sollten es tun“, sagte Richie und bot mir einen Platz neben sich an. „Ehrlich? In der Schule klangst du nicht so überzeugt“, misstrauisch sah ich ihn an und ließ mich neben ihm nieder, wo er mich direkt in eine Umarmung zog. „Ach das. Ich war einfach schlecht drauf. Hormone du weißt schon“, lachte Richie mich an und ich musste unwillkürlich lächeln. „Meistens haben nur Frauen solche krassen Stimmungsschwankungen“, neckte ich ihn. „Ja das ist wohl meine feminine Seite“, er sah mich frech an und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Ich wusste es doch“, hörten wir eine Stimme und fuhren hoch. Es war Beverly die vor uns stand und uns breit angrinste. „Warum habt ihr es nicht früher gesagt?“, fragte sie und schloss uns in die Arme. „Naja das wäre schon ne krasse Sache“, stammelte ich. „Nicht krasser als Bill und Stan“, lachte Ben der nun auch hinter ein paar Bäumen auftauchte. Verlegen sah ich zu Boden. Ich wusste, dass ich rot war. „Ja wir hätten es wissen sollen, dass ihr keine homophoben Ärsche seid“, Rich verdrehte die Augen und zog mich nebenbei eng an sich. „Naja dann wissen wir immerhin schon wer mit wem das Zelt teilt“, sagte Bev. „Wissen es Stan, Bill und Mike auch schon?“, fragte ich verlegen. „Abgesehen davon, dass die drei nicht blind und blöd sind. Haben wir euch mehrmals erwischt beim rumknutschen.“, lachte Ben. „Wir knutschen nicht rum!“, rief ich entsetzt, doch das brachte alle anderen, selbst Richie zum lachen. „NEEEIIINNN ihr doch nicht. Ihr seid die Unschuld in Person“, Beverlys Stimme strotzte nur so vor Sarkasmus. „Nicht vergessen, kein Sex vor der Ehe“, neckte uns Ben. „Bennilein wo denkst du denn hin. Sowas würden wir nie tun“, auch Richie stieg auf den Witz ein und ich wurde noch röter als ich ohnehin schon war.

 

Kaum 15 Minuten später waren alle da, und ich und Richie mussten zirka alles erzählen was wir bereits zusammen erlebt oder gemacht haben. Richie war nicht sonderlich vorsichtig bei dem was er erzählte, er plauderte einfach alles aus und ich wäre in diesem Moment am liebsten im Boden versunken. Naja jetzt wussten es wenigstens unsere Freunde. Sie würden uns unterstützen. Davon ging ich jedenfalls aus.

Reddie Little SunshineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt