1. Kapitel: Eine unerwartete Begegnung

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Diese Geschichte wurde von mir auf fanfiktion.de veröffentlich.
Draco und Astoria, sowie einige erwähnte Personen und Handlungsstränge gehören JK Rowling.

Viel Spaß beim Lesen!



1. Kapitel: Eine unerwartete Begegnung

Manchmal verfluchte Draco den Moment, als er beschlossen hatte, nicht nur der Sprössling zweier bedeutender Zaubererfamilien sein zu wollen. Nicht hauptberuflich Sohn reicher Eltern zu bleiben. Nicht wie sein Vater die Tage damit zu verbringen, Korrespondenzen mit wichtigen Leuten zu füh­ren und ihnen in ihre Belange hineinzureden. Natürlich war diese Entscheidung nicht von einem plötzlichen Sinneswandel gekommen. Vielmehr war seine Abstammung nicht mehr be­deutend, das Familienvermögen beträchtlich zusammengeschrumpft, nachdem sein Vater Buß­gelder hatte zahlen müssen und großzügig für den Wiederaufbau gespendet hatte; und wichtige Leu­te ließen sich von einem Malfoy nichts mehr sagen. Alles das, worauf Draco sein Leben aufgebaut hatte, war nach dem Krieg in sich zusammengestürzt wie ein Kartenhaus.
Lucius Malfoy war in den ersten Maitagen verhaftet worden; Draco wurde auf Kaution freigelassen. Seine Mutter hatte vorgeschlagen, er solle nach Hogwarts zurückkehren. Bereitschaft zeigen, sich in die neue Gesellschaft einzugliedern. Bereuen – so öffentlichkeitswirksam wie mög­lich. Doch für Draco war das nicht in Frage gekommen. Stattdessen hatte er einen Brief nach Frank­reich geschrieben und bei Madame Maxime, der Leiterin der dortigen Zauberschule, um Auf­nahme in Beauxbatons gebeten.

Mittlerweile war Draco seit fast zwei Jahren in Frankreich. Es gefiel ihm. Es war anders als Eng­land, aber auf eine positive Weise. Er mochte den hiesigen Lebensstil, die Formlosigkeit und Un­kompliziertheit, die in starkem Gegensatz zu der britischen Höflichkeit und Eleganz stand. Doch auch hier war das Leben nicht immer einfach für ihn. Die Franzosen, in deren Gesellschaft das Blut offenbar schon lange keine Rolle mehr spielte, urteilten hart und kompromisslos über die Gescheh­nisse in England. Als ehemaliger Todesser konnte Draco auf keinerlei Toleranz hoffen. Deswegen hatte er auch mit keinem seiner Freunde in Beauxbatons über seine Vergangenheit gesprochen. Sie war sein Makel im Lebenslauf und sein großes Geheimnis geworden.
Draco war es von Kleinauf gewöhnt, allein mit seinem Leben klarzukommen. Dass er niemanden zum Reden hatte, störte ihn nicht. Vielmehr bemerkte er gar nicht, wie gut es ihm getan hätte, jemandem sein Herz auszuschütten. Das hatte sich erst während seines Studiums geändert, als er Me­lodie kennenlernte. Sie war ein sehr offener Mensch. Draco war sich nicht sicher, wie viel sie sich zusammengereimt hatte; auch ihr hatte er nur bruchstückhaft von seiner Vergangenheit er­zählt – aber er fühlte sich von ihr voll und ganz akzeptiert. Im Nachhinein wurde Draco bewusst, dass sie die erste wahre Freundin war, die er je gehabt hatte.

Draco gefiel sein neues Leben. Das Studium vermittelte ihm ein Gefühl von Freiheit und Selbstbe­stimmung und vor allem machte es ihm Spaß. Zaubertränke hatten ihn schon immer interessiert und die Erzählungen seines Vaters über die Mysteriumsabteilung des englischen Zaubereiministeriums hatten seine Begeisterung für die Grenzen der Zauberei, für die unerforschten Weiten der Magie entfacht. Anfangs hatte es ihn erschreckt, hatte der Dunkle Lord doch ganz ähnlich gedacht. Doch Draco hatte sich damit beruhigt, dass er nicht nach Unsterblichkeit strebte oder nach neuen Formen der Grausamkeit. Ganz sicher nicht nach Grausamkeit – davon hatte er während der Herrschaft des Dunklen Lords genug zu sehen bekommen.
Zaubertränke wie auch Arithmantik waren anspruchsvolle Studienfächer, doch der Stoff faszinierte Draco ungemein und er kam gut mit. Deshalb waren die Momente, in denen er seine Entscheidung bereute, sehr selten. Im Grunde traten sie nur zwei Mal im Jahr auf: jeweils zur Prüfungszeit. Zum Abschluss dieses Semesters fehlten Draco noch zwei letzte Klausuren, Kräuterkunde und Mysteri­umsgeschichte. Mit ersterem hatte er keine Probleme; in Hogwarts hatte er eine solide Grundausbil­dung erhalten, auf die er aufbauen konnte. Letzteres dagegen gestaltete sich schwieriger, denn sehr viele Magier hatten auf vielen verschiedenen Gebieten versucht, die Grenzen der bekannten Magie zu erweitern.

Eine Hexe in ZivilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt