10. Kapitel: Anziehungskräfte

13 1 0
                                    

Hallo zusammen.

Wir nähern uns mit großen Schritten dem Ende dieser Geschichte und ich möchte mich an dieser Stelle für alle Klicks und Votes bedanken. Lasst gerne auch eure Meinung und Verbesserungsvorschläge da :)


10. Kapitel: Anziehungskräfte


An einem milden Freitagabend führte Draco Astoria zum Essen ins Sourire aus. Sie war endlich offiziell zur Protokollschreiberin befördert worden und musste entgegen ihrer Befürchtung nach der Genesung ihrer Kollegin nicht zum Kaffeekochen zurückkehren.
Sie trafen sich auf einem nahen Boulevard und gingen zu Fuß zum Restaurant. Wie von selbst verschränkten sich ihre Finger.
„Ich war ewig nicht mehr schick essen oder so", bemerkte Astoria, „Ich komme mir total rausgeputzt vor."
„Du siehst fabelhaft aus", erwiderte Draco. Genau genommen sah sie aus wie die Verführung in Person in ihrem dunkelgrünen Kleid mit dem herzförmigen Dekolleté. Dezente Spitze bedeckte ihre Schultern und der lockere Rock umschmeichelte ihre Schenkel. Draco schoss der irritierend erregende Gedanke durch den Kopf, dass sie unter diesem Kleid keinesfalls einen BH tragen konnte.
Astoria sah ihn mit einem derart begierigen Blick an, dass er sie am liebsten in seine Arme gerissen und in Grund und Boden geküsst hätte. „Das Kompliment kann ich nur zurückgeben", erwiderte sie mit leicht rauer Stimme.
„Ich habe noch keine Frau kennengelernt, die sich nicht mit mir hätte sehen lassen wollen", gab Draco zurück – ein erfolgreicher Versuch, die sexuelle Spannung zwischen ihnen vorübergehend zu entschärfen.
„Deine Überheblichkeit war sicher ein Grund, warum einige vermieden haben, dich überhaupt erst kennenzulernen."


Sie erreichten das Restaurant und folgten einem Kellner in den angenehm offenen Innenraum. Das Licht war stimmungsvoll gedimmt und harmonierte mit der stilvoll zurückhaltenden Einrichtung.
Astoria schlug einen fruchtigen Roséwein vor und nachdem sie ihre Bestellung erhalten hatten, stießen sie an.
„Herzlichen Glückwunsch zur wohl beeindruckendsten Beförderung einer Praktikantin!"
Sie lachte, schüttelte dann aber den Kopf. „Lass uns auf etwas Schöneres anstoßen. Auf einen wunderschönen Abend für uns beide. Und vielen Dank für die Einladung."
„Gerne. Freut mich, dass das Restaurant dir zu gefallen scheint."
„Auf jeden Fall. Und der Wein ist köstlich."


„Ich habe gestern Abend an meine Eltern geschrieben", erzählte Draco, hielt jedoch inne, als er einen Schatten über Astorias Gesicht huschen sah. Als sie zu keiner Erwiderung ansetzte, fuhr er fort: „Ich habe überlegt, wieder mal nach Hause zurück zu kehren. Nur für ein paar Tage. Sehen, was sich verändert hat."
„Wann warst du das letzte Mal da?", fragte Astoria.
„An Weihnachten. Mum hätte mir die Hölle heiß gemacht, wenn ich nicht gekommen wäre."
„Verständlich. Du bist ihr einziger Sohn." Und die Familie ist alles, was wir noch haben.


Der Kellner brachte das Essen – Zander für Astoria und Lammmedaillons für Draco. Sie genossen die ersten Bissen schweigend, dann fuhr Draco fort: „Ich habe überlegt, ihnen von dem Ferienhaus zu erzählen, aber wer weiß, ob sie davon hören wollen. Ich habe auch überlegt, ob sie nicht Lust hätten, wieder zu reisen. Vielleicht an einen anderen Ort – die Eltern meiner Mutter hatten ein Ferienhaus in Irland ... keine Ahnung, wem es jetzt gehört, nachdem Bellatrix tot ist. Aber es wäre wohl nicht das Gleiche."
„Nein, wahrscheinlich nicht", stimmte Astoria nachdenklich zu, „aber deswegen muss es nicht schlecht sein. Deinen Eltern tut es sicher gut, mal rauszukommen. Sie haben immer noch genug Stress mit allem."
„Glaubst du, sie könnten sich an irgendeinem anderen Ort so frei fühlen wie in Cayeux-sur-Mer?"
„Nicht sofort, aber mit der Zeit vielleicht schon ... Ich habe dir ja mal von unseren Urlauben bei meinen Großeltern in Wales erzählt. Dort waren meine Eltern auch entspannter als daheim. Fünf Jahre lang, wegen des Krieges und den Jahren davor, haben wir Geschwister die Woche dort allein verbracht und unsere Eltern blieben nur übers Wochenende. In diesem Frühjahr waren wir wieder ..." Sie stockte: „Naja, unsere Eltern und Daphne und ich, wir waren eine ganze Woche da. Klar, es war die ganze Zeit komisch, wegen ... ohne Dorian ... aber letztendlich war es schön und entspannend und hat uns als Familie viel gebracht. Und meine Eltern trugen Muggelsachen und mein Vater hat abends Drinks von Hand gemixt ... wie früher."
Draco lauschte ihr gebannt. Astoria sprach nicht viel über ihren Bruder; sie erwähnte ihn dann und wann, wenn sie von früher erzählte, doch über seinen Tod hatte sie ihm gegenüber bisher geschwiegen. Was sollte sie auch sagen – dass er in der Schlacht von Hogwarts gefallen war, wusste Draco ohnehin, und für seinen Verlust gab es keine Worte. Zumal sie sicher andere Vertrauenspersonen bevorzugen würde, wenn sie ihre seelischen Wunden lecken wollte. Ein Teil von ihm war erleichtert, dass sie den letzten, unverfänglichen Satz hinzugefügt hatte.
„Werdet ihr wieder regelmäßig fahren?", hakte er vorsichtig nach.
„Ich denke. Meine Großeltern werden nicht jünger und sie freuen sich, wenn sie an den Ostertagen Besuch haben. Es ist ja auch nicht so, dass wir sonst nie hinfahren. Aber das war der feste Termin in jedem Jahr."
Nachdenklich schob Astoria eine Gabel Fisch in den Mund. „Dorian hat mal gesagt, solange wir nach Wales gefahren sind, hatte er immer was, worauf er sich freuen konnte", erzählte sie ihm dann. „Wir waren viel zu selten als ganze Familie zusammen. Ich war erst fünf, als er nach Hogwarts kam, und schon in meinem ersten Jahr hat er den Abschluss gemacht. Egal ob Sommer oder Weihnachten, er hatte nie durchgehend Urlaub, wenn ich zu Hause war. Wales war die einzige Zeit, wo wir wirklich mal am Stück zusammen waren und reden konnten und einen Haufen Sachen gemacht haben, für die wir sonst nie Zeit hatten."
Draco lächelte. Mit einem Mal konnte er sich Astoria als die kleine, neugierige, zuweilen sicher anstrengende Schwester vorstellen, die Dorian in ihr gesehen haben musste. „Was für Sachen?"
Sie lachte: „Einmal haben wir Daphne eine Maus ins Bett gesetzt. Sie hat fürchterlich geschrien, die Arme. Und sie hat sich revanchiert, indem sie uns Pulver von Pufferfischaugen auf die Kissen gestreut hat – unsere Köpfe sind auf doppelte Größe angeschwollen!"
Draco brach in herzhaftes Gelächter aus. „Gut, dass ich mir nie einen von euch zum Feind gemacht habe!"

Eine Hexe in ZivilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt