Verträumt blinzele ich durch die dünnen Leinendecken als mich die morgendlichen Rufe eines Tieres -was auch immer das für eine Art ist - wecken und strecke mich und recke mich, bis ich grummelnd das Bett verlasse. Ich werde jedoch mit dem schönen Anblick des südafrikanischen Sonnenaufgangs geweckt und kann nicht anders, als die Terrassentür zu öffnen. Ich schließe die Augen und genieße die Morgensonne auf meiner noch zu bleichen Haut.
Plötzlich schreckt etwas aus dem Gebüsch neben mir hoch, schlagartig öffne ich die Augen und stolpere zurück. Bis meine verschlafenen Augen den kleinen Hundewelpen entdecken dauert es ein bisschen, aber es war ja auch noch früh. Zu früh für meine Augen. Doch als ich sein helles Fell mit den dunklen Flecken und die riesigen schwarzen Augen sehe, kann ich nicht anders als mich zu bücken und das übliche "Na du Süßer", zu flüstern.
"Meinst du etwa mich?", höre ich eine junge, aber tiefe und melodische Männerstimme von hinten. Ich schrecke hoch und verscheuche dabei zu meinem Ärger den süßen Hundewelpen. Vor mir steht ein Mann Mitte zwanzig mit blonden Rasterlocken und strahlend blauen Augen, heller Haut, aber gut gebräunt, kräftigt gebaut und relativ groß, aber auch keine 1.90. Jedoch hat sein Blick etwas durchdringendes und seine Augen funkeln auf eine mir unerklärliche Weise. Ich habe immer noch nichts gesagt, sondern mustere weiter seine zerrissene Jeans und sein locker sitzendes ockerfarbenes Hemd, welches ihm durchaus gut steht. "Sorry, ich hab mich gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Gule. Und du musst Chiara sein?", fragt er interessiert. "Ähm ja hi.", antworte ich irritiert, immer noch nicht wissend, warum ich so irritiert bin. "Ich arbeite hier und wollte dich nicht erschrecken, ich kam nur zufällig vorbei. Wir werden uns eh später sehen, ich soll dich einarbeiten." "Ach!", rufe ich aus. Jetzt war mir eingefallen, warum ich so verwirrt war. Er sprach Deutsch. Eigentlich sprechen hier alle Englisch. Deshalb so irritiert. "Ach?", fragte er und neigt seinen Kopf. "Ich ähm ja, ich bin Chiara, die Neue.", stammele ich. "Herzlich willkommen.", sagt er und lächelt etwas zu künstlich für meinen Geschmack. "Warum sprichst du Deutsch, wenn ich fragen darf?", frage ich endlich nach, um meiner Verwirrtheit ein Ende zu setzen. "Ach ich hab das in der Schule gelernt und eben nie verlernt. Toll einen Gleichsprachigen zu haben, nicht?" Etwas zu selbstverliebt für meinen Geschmack, aber ich nicke brav.Das ist also Gule. Gut zu wissen.
Ich erhole mich kurz von der etwas irritierenden Begegnung und auch, wenn ich noch ein merkwürdiges Gefühl bei dem Typen habe, bin ich ein bisschen aufgeregt. Ich gehe zurück in meine kleine Behausung und mache mich fertig. Die Sonne strahlt in mein kleines Bad und bringt meine Haut unter dem klaren Wasser, was aus der Regenwalddusche kommt, zum Strahlen. Vielleicht spült das Wasser ja zusammen mit den Sonnenstrahlen den Knoten in meinem Hals weg, den ich aus unerfindlichen Gründen habe und der mich seit der ersten Begegnung mit Gule begleitet. Ich schlucke und gucke mich im leicht zerkratzten Spiegel an. Ich schminke nur meine Augen, weil ich für den Rest zu faul bin und schenke mir ein kurzes Lächeln, auch wenn ich mich nicht danach fühle. Ich ziehe mir mein Lieblingssommerkleid mit blauweißen Muster an und meine leichten Schuhe. Dann raffe ich mich auf und begebe mich zum Haupthaus.
Leise klopfe ich an die Tür und als mich die warme Stimme von Niccolo reinbittet, trete ich zögerlich ein. "Hi Chiara, sit with us and eat some breakfast." Ich bedanke mich und setze mich still dazu. Ich muss erstmal wach und vor allem warm mit der Situation werden. Das afrikanische Frühstück gefällt mir gut, und auch wenn die Datteln super schmecken, hab ich nicht viel Hunger. Als ich fertig bin bedanke ich mich bei Niccolo und seiner Frau. "You can go back to your cabin and wait for Gule. He's the most experienced worker here and will show you everything. He also speaks german by the way." Ich bedanke mich erneut und verschweige mein etwas holpriges morgendliches Kennenlernen mit Gule. Warum muss ausgerechnet der merkwürdigste Typ dieser Farm mich rumführen? Naja die anderen hab ich ehrlich gesagt ja noch gar nicht kennengelernt, aber viel merkwürdiger können sie eigentlich gar nicht sein. Ich glaube ja immer noch, dass es kein Zufall war, dass er an meiner Hütte stand.
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Never Stop Fighting Like A Lioness
RomanceTrotz oder gerade wegen meiner Depressionen entscheide ich mich ein Jahr aus meinem Berufsleben auszusteigen und auf einer Farm mit National Park in Südafrika zu arbeiten. Ohne jegliche soziale Kontakte aus meinem gewohnten Umfeld und ohne Smartphon...