Plötzlich werde ich durch ein Geräusch wach. Mit zugekniffen Augen blinzel ich auf meinen Wecker, es ist 4 Uhr in der Frühe. Genervt drehe ich mich im Bett um und versuche wieder die Augen zu schließen. Aber das Geräusch hört nicht auf. Es klingt wie ein klägliches Jaulen und macht mir zunehmend Angst, als es durch eine Art Brüllen unterbrochen wird.
Vorsicht tapse ich aus meinem Bett Richtung Terrassentür. Will ich wirklich den Vorhang öffnen? Ich lunze durch einen kleinen Teil des Vorhangs und kann nichts erkennen. Die Farm sieht ganz normal aus und plötzlich hört das Geräusch schlagartig auf. Ich schleiche leicht beängstigt zurück in mein Bett. Vielleicht sind das einfach die Geräusche an die ich mich auf dieser Farm gewöhnen muss?Toll, jetzt bin ich wach. Ich kann sowieso nur durch meine Medikamente einschlafen, vielleicht sollte ich mir Ohrstöpsel zulegen. Genervt drehe ich mich im Bett hin und her. Plötzlich höre ich Schritte hinter meiner Hütte und mein Herz bleibt kurz stehen. Ich renne ins Badezimmer, mit der Hoffnung aus dem Fenster etwas zu erkennen. Und tatsächlich: eine nächtliche Gestalt huscht zwischen den Hütten her. Leider kann ich nur die Konturen erkennen. Es ist auf jeden Fall ein Mann, muskulös und groß gebaut. Die Rasterlocken fliegen ihm hinterher, während er immer schneller wird. Die Farbe kann ich leider nicht erkennen. Das wird doch nicht Gule sein? Vielleicht wollte jemand ein Tier klauen und er wollte es verteidigen? Aber dann hätte er doch bestimmt seine Waffe mitgenommen? Oder -oh mein Gott- noch viel schlimmer: das ist ein Eindringling, der irgendwas klauen will.
Schnell wähle ich auf meinem Handy die Nummer des Haupthauses. Eine verschlafene warme männliche Stimme meldet sich: „Chiara, everything alright with you?" Ich fühle mich schon fast schlecht, dass ich Niccolo geweckt habe, aber meine Angst holt schnell wieder meinen Verstand zurück. „Eh I heard weird voices and a person running through the cabins. He seemed to be running to the other cabins were no one lives. I think Gule's cabin is near by." "Oh god no, not again! Thanks Chiara." Mit diesen Worten legt der aufgebrachte Niccolo auf. Ich laufe wieder zur Terrassentür, von der aus ich zum Haupthaus gucken kann. Genau in dem Moment steht Niccolo bewaffnet im Pyjama in der Tür. Wenn die Lage nicht so ernst wäre, wäre das ein lustiger Anblick. Aber anscheinend ist die Sache ernst, seiner Reaktion nach zu urteilen. Ich beschließe mich wieder ins Bett zu legen und die Sache dem Chef zu überlassen.Bestimmt eine halbe Stunde starre ich an die Decke. Das war nicht gut. Es ist nicht gut nachts wach zu sein. Nicht für meine Krankheit. Sofort kommen die düsteren Gedanken wieder und ich versuche vergeblich einzuschlafen. Was mache ich hier? Und ergibt das alles überhaupt Sinn? Nein, Chiara, das hatten wir schon.
1 Schäfchen. Zwei Schäfchen. Arrghhh.
Ich stehe auf. Jetzt ist die Nacht hin.Danke komischer Typ oder was und wer das auch immer war....
Wie ein Tiger laufe ich in meinem Zimmer auf und ab. Ich werde immer nervöser. Ich fühle mich wie eingesperrt, gefangen mit meinen eigenen Gedanken. Wie ein Gefängnis, aus dem ich nicht ausbrechen kann.
Ich mache die Terrassentür auf und setze mich auf den großen Schaukelstuhl. Seine Holzunterlage ist kühl, aber gerade das genieße ich. Ich ziehe die Beine an den Po und schaukle sinnlos hin und her. Eine Stimme schreckt mich aus meinen Gedanken: „Chiara, what are you doing here outside at night??" Niccolo guckt mich erschrocken an. „I I can't get back to sleep.", stottere ich. „You don't have to be scared! I promise. Go back to sleep please." Niccolo guckt immer noch etwas zu aufgebracht, um mich wirklich beruhigen zu können, aber vielleicht auch nur, weil er mich hier draußen gesehen hat. Ich nicke brav und wünsche ihm eine gute restliche Nacht.
Als ich wieder auf meinem Bett sitze bin ich kein Stück weiter. Ich glaub schlafen wird heute nichts mehr...Am Morgen werde ich von einem Klopfen an meiner Tür geweckt. Ich blinzle erneut auf meinen Wecker. 11 Uhr! Shit.
„Chiara, are you still alive?", klopft es erneut. Ich räuspere mich, weil ich mehr gerade nicht rausbekomme und schlendere in meinem weißen Nachthemd zur Tür.
Vor mir steht der dunkelhäutige gutaussehende Noel und seine dunklen Augen gucken mir besorgt ins Gesicht. Ich bemerke, dass mein Nachthemd etwas freizügig ist und verschränke schnell die Arme vor der Brust. Er versteht das anscheinend falsch und entschuldigt sich für das Wecken: „I just wanted to make sure you're alright because you missed breakfast." "Thanks, that's nice of you!", bedanke ich mich und frag mich, ob das überhaupt richtiges Englisch war. Ich bin froh, dass er meinen Körper nicht so mustert, wie Gule die Situation wahrscheinlich ausgenutzt hätte. Achso vielleicht sollte ich noch sagen, dass es mir gut geht, er guckt mich immer noch besorgt an. „I just like hit the snooze button a little bit to often.", lüge ich, weil ich mir gar keinen Wecker gestellt habe. „Oh okay.", er lacht, dann wird er ernster. „I wanted to ask you if we maybe can talk for a bit later if you don't mind?" Soll das ein Date sein? Oder hat er wirklich was wichtiges zu besprechen? Ich sage natürlich erstmal ja und bedanke mich nochmal fürs Nachsehen und trage ihm auf, sich in meinem Namen für mein Vermissen beim Frühstück bei Niccolo zu entschuldigen. Dann mache ich mich fertig und schwenke mich in lockere Hot-Pants und ein Tank-Top. Mit den Flip-Flops sehe ich aus, als würde ich auf eine Strandparty gehen.
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Never Stop Fighting Like A Lioness
RomanceTrotz oder gerade wegen meiner Depressionen entscheide ich mich ein Jahr aus meinem Berufsleben auszusteigen und auf einer Farm mit National Park in Südafrika zu arbeiten. Ohne jegliche soziale Kontakte aus meinem gewohnten Umfeld und ohne Smartphon...