>>4<<

48 4 0
                                    

Wir waren wieder bei uns zu Hause. Mein Bruder saß mit dem Laptop in der Küche und recherchierte. John und ich hingegen waren im Wohnzimmer und warteten ungeduldig. Es machte mich sowas von nervös, als der ehemalige Soldat sich dazu entschloss vor der Küche auf und ab zu laufen. ARGH!!! John wollte die ganze Zeit helfen, aber Sherlock hatte diese bis jetzt immer wieder abgelehnt. Ich wollte natürlich auch helfen. Doch es brachte nichts, die ganze Zeit nach zu fragen. Übrigens war der Küchentisch voll mit Zeitungsartikeln und sonst was belagert. Das Sherlock da noch richtig und konzentriert arbeiten konnte, war ein Wunder für jeden gewöhnlichen Menschen. Die Küchentür war zu, weshalb es uns Beide noch nervöser machte, wie mein Bruder zurecht kam. Irgendwann öffnete John leicht die Tür und linste hinein. "Kann ich helfen?" fragte John, doch es folgte daraufhin nur Stille. Ich stand vom Sofa auf und ging auf die Küchentür zu. Sherlock wechselte gerade mehrmals verschiedene Zeitungsartikel. "Ich möchte helfen, wir haben nur noch fünf Stunden." "John hat Recht, Sherlock." stimmte ich John sofort zu. Nichts. Plötzlich klingelte das Handy vom Blondschopf und er zückte es. Er hatte eine Nachricht bekommen. Kurz las er sich diese durch und wendete sich dann wieder Sherlock zu. "Von Ihrem Bruder." sagte er. "Jetzt krieg ich die SMS." John sah Sherlock aufdringlich an. Warum schrieb Mycroft nicht noch erst mir, sondern sofort John? Sollte mal einer Mycroft verstehen. Ich bin seine Schwester, er konnte sich mindestens erst bei mir melden und dann bei John. Aber da ich wusste, dass selbst ich ihm dann nicht weiterhelfen hätte können. Da war es mir doch lieber, dass er John anschrieb. Sherlock schwieg. John wird auf einmal skeptisch und dachte nach. "Woher kennt er meine Nummer?" fragte er skeptisch und ich antwortete lachend "Muss wohl eine Wurzelbehandlung sein." John sah mich kurz an ehe er einfach durch den Türspalt in die Küche hinein ging. Ich folgte ihm sofort und stellte mich neben ihn. Sherlock war höchst konzentriert mit den Zeitungen. Aber es wäre vielleicht auch mal besser, wenn wir nun zusammen arbeiteten, da wir einen Zeitdruck hatten. "Hören Sie." räusperte sich der Arzt. "Er hat gesagt, von nationaler Bedeutung." Der Lockenkopf sah auf in John's besorgtes Gesicht. Sherlock lachte sarkastisch auf "Wie reizend." und schaute wieder auf die Zeitungsartikel. Er hatte aber stehts ein ernstes Gesicht. "Was denn?" fragte John verunsichert. "Na, Sie." antwortete Sherlock schlicht und wechselte wieder die Zeitung. "Königin und Vaterland." Ich seufzte. "Das können Sie doch nicht ignorieren." meinte John verständnislos. "Das tu ich doch gar nicht." das war Sherlock. "Ich werde meinen besten Mann darauf ansetzten. Unverzüglich." John sah meinen Bruder etwas entspannter an. "Na dann, ist ja gut." John verschränkte seine Arme und dachte kurz nach und setzte kurz darauf wieder ein verwirrtes Gesicht auf. "Und wer ist das?" Sherlock sah auf. "Sie." sagte er knapp und ich lachte auf, als ich John's überraschten Blick sah. "Er hat ja eigentlich auch nur Sie, John." erwähnte ich und grinste ihn vielsagend an. Ehrlich gesagt, war ich einerseits schon etwas überrascht, aber andererseits wunderte es mich nicht, dass Sherlock das nun entschieden hatte. Es kam unerwartet, aber es war typisch Sherlock. Was sollte ich da noch sagen? Jedenfalls machte John sich dann fertig und haute ab. Zu meinem anderen Bruder natürlich. Ich schmunzelte. Diese Zwei waren einfach nur entzückend zusammen.

°°°

Noch drei Stunden. Wir hatten nur noch drei Stunden Zeit, die Lösung des Rätsels heraus zu finden. Sherlock war immer noch in der Küche und war sehr auf seine Arbeit konzentriert. Mich hatte er jedesmal wieder raus geschickt. Sozusagen hatte er meine Hilfe einfach harsch abgelehnt. Deshalb lag ich auf dem Sofa im Wohnzimmer und spielte irgendwelche Handyspiele, die ich neu installierte und dann wieder deinstallierte. Ja. Mir war langweilig. Aber es ging noch. Da ich auch mit meinen Gedanken zu tun hatte. Sie schweiften überall hin. Zum Fall, zum Bombenleger, zu Moriarty, zu meinem ganzen Leben, zu Zufällen und irgendwelchen Wundern und noch vieles mehr. Also hatte ich grob gesagt, an Gott und die Welt gedacht und spielte währenddessen irgendwelche bescheuerten Handyspiele. Ich fragte mich sogar, ob Molly und dieser Jim schon Schluss gemacht hatten. Aber ich schüttelte irgendwann jeden Gedanken wieder fort, in die hinterste Ecke meines Gehirns. Ich wollte nicht über solche Dinge nachdenken. Also zumindest in diesem Moment nicht. Irgendwann kam auch John wieder zurück und irgendwann dann auch Mrs. Hudson mit drei Tassen Tee, die sie auf dem Tisch der Küche absetzte. John und ich ergriffen diese Möglichkeit und gingen auch in die Küche. Sherlock benutzte gerade ein Teilchenmikroskop. "Gift!" räusperte sich Sherlock plötzlich und Mrs. Hudson fragte verunsichert "Was erzählen Sie da?" und hielt das leere Tablet in ihren Händen. John und ich schenkten ihm unsere komplette Aufmerksamkeit, da es ernst war. Plötzlich klatsche er seine Handflächen auf den Tisch und der kleine, dumpfe Knall erschreckte die ältere Dame, die daraufhin verängstigt aus dem Raum schnellte. Oh, nein...die Arme. John und ich gingen näher auf meinen Bruder zu. Wir sahen ihn fragend an. "Clostridium Botulinum!" rief Sherlock energisch in die Küche und blickte dann zu uns Beiden. John und ich sahen ihn gespannt an. "Eines der tödlichsten Gifte auf unseren Planeten." fügte Sherlock weiterhin energisch zu und mein Atem hielt mal wieder an. Woher kam er an dieses Gift? Und vor allem, dass er eines der tödlichsten Gifte verwendet hatte, machte mich sprachlos. Warum tat er das überhaupt? Wieder pflanzten sich mehrere Fragen in meinem Kopf, aber keine Antworten waren in Reichweite. John verstand anscheinend noch nicht, was Sherlock meinte, da erwähnte Sherlock nochmal "Carl Powers." um es dem Arzt zu verdeutlichen. "Wollen Sie etwa sagen, er wurde ermordet?" fragte John noch etwas unsicher und mischte mich sofort ein. "Es würde Sinn machen, der Mörder hatte es wahrscheinlich auf Carl Powers abgesehen. Irgendwas könnte davor vorgefallen sein. Oder?" Sherlock stand auf und ging auf die Schnürsenkel zu, die er vorhin in der Küche aufhing, sowie die anderen Teile der Schuhe . "Wisst ihr noch die Schnürsenkel?" fragte er währenddessen und zögerte dann kurz. "Der Junge litt an Ekzemen. Es wäre ein Kinderspiel gewesen seine Salbe mit dem Gift zu kontaminieren. Ein paar Stunden nach der Anwendung kommt er nach London, das Gift fängt an zu wirken, lähmt die Muskeln und er ertrinkt." erklärte der Detektiv und lief durch die Küche. "Wieso wurde das nicht bei der Autopsy bemerkt?" fragte der Blondschopf verwirrt. "Das ist praktisch nicht nachweisbar und es hat auch sicher niemand danach gesucht." antwortete ich nachdenklich. Sherlock ging ans Laptop, dass auf dem Küchentisch platziert war. Er fing an etwas zu tippen. Es dauerte etwas bis Sherlock noch etwas sagte "Es gibt noch winzige Spuren davon in seinen Sportschuhen." und tippte weiter auf der Tastatur rum. "Da wo er seine Füße eingecremt hatte." endete Sherlock mit dem Tippen und betrachtete das, was das Bildschirm zeigte. "Deshalb mussten die verschwinden." schlussfolgerte ich und Sherlock nickte bestätigend. Wenn man wusste, was es geschah, dann konnte man einen Puzzlestück nach dem anderen, innerhalb von Sekunden, perfekt zusammensetzten. Es stellte sich also auch heraus, dass Sherlock und ich Recht hatten, dass da was faul war und es verschaffte mir eine unangenehme Gänsehaut. Wie konnte man so grausam sein? Was war der Anlass dafür? Er konnte an sich alles machen, er wäre dazu in der Lage. Er war gefährlicher als ich.....oder Sherlock je gedacht hatten. Diese Person, die hinter diesem Rätsel steckte, war gut. Sehr gut. Er wusste anscheinend was er machen musste.. "Wie erfährt es der Bombenleger?" fragte John nun. Das wüsste ich auch nur zu gerne. "Er wird das hier lesen." mein Bruder zeigte aufs Bildschirm des Laptops und der blonde Freund und ich verstanden. Ich wusste nicht, was Sherlock, da getippt hatte, aber er wusste nun mal auch, was zu tun ist, also konnte ich es mir auch schon irgendwie denken. Die Lösung zum Rätsel. Sherlock sah auf seine Armbanduhr und fügte noch hinzu "Und wird die Uhr anhalten." John dachte nach. "Der Mörder hat die Schuhe behalten. All die Jahre." "Ja." bestätigte Sherlock und starrte Löcher in die Luft. Blieb dennoch ernst. "Wow, ich weis echt nicht, was ich davon halten soll.." murmelte ich und John sah mich mitleidig an, sagte aber nichts. Sherlock ebenfalls nicht. "Das bedeutet?" fragte Sherlock uns, obwohl wir alle wussten, dass er die Antwort schon kannte. "Er ist unser Bombenleger." schlussfolgerte John. "Es passt alles zusammen." stimmte ich zu und lies mir alles nochmal durch den Kopf gehen als es plötzlich anfing zu klingeln. Ein Anruf. Der Anruf. Der Mörder, unser Bombenleger, das Genie, die Person, die das alles hier für uns organisiert hatte. Sherlock nahm das pinkfarbene Handy und nahm sofort an. Wieder hörte man die Frau, wie sie weinte und schluchzte und allmählich zog sich alles in mir zusammen, diese Frau war gefährdet. In Lebensgefahr. Er würde wieder morden, wenn er es wollte. Er wäre wahrscheinlich zu vielem Fähig, wenn er es auch wollte. Wir alle sahen angespannt das Handy an. "Sie haben das.....gut gemacht." stotterte die Frau unter ihren Schluchzern. "Kommen Sie...und holen sie mich.." Immer noch hörten wir ihr aufmerksam zu. Es war ja schließlich von hoher Bedeutung. Aber diese Frau war verzweifelt und hatte angst. Es tat mir weh im Herzen und ich hatte das Gefühl, dass ihre Verzweiflung ansteckend war. Ich fühlte mich unwohl. Der Consulting Detective erhob sofort das Wort. "Wo sind Sie? Sagen Sie uns wo sie sind."

Cheeky Crime - loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt