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P R O L O G

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Clark Larson

Siegessicher streckte ich meine imaginäre Faust wie Rocky Balboa in die Luft, als der Richter das Urteil verkündet hatte. Wie ich schon zu sagen pflegte: Ich, Clark Larson, hatte den Jackpot geknackt.

Die Immobilien wurden meinem Mandanten zugewiesen? Jackpot!

Bei der Vermögensaufteilung wird es darauf hinauslaufen, dass mein Mandant nur 30% des Geldes an seine Ex-Frau überträgt? Jackpot!

Simmons Ryan hatte erneut den Prozess verloren? Absoluter Jackpot!

Ich straffte meine Schultern und warf einen Blick in den Spiegel. Meine Mundwinkel hoben sich an und ich war wirklich kurz davor, ein lautes „Amen" in die Welt hinauszuschreien. Nach einem erbitterten Kampf um die Immobilien und Anteile meines Mandanten, hatte ich den Richter durch mein selbstsicheres Auftreten auf meine Seite ziehen können. Jetzt erhielt mein Mandant Evan Peters seine Immobilien, die ihm mehr als zustanden, und seine Ex-Frau wird dafür mit leeren Händen dastehen.

Immerhin hatte Peters sie von seinem Geld bezahlt und war auch als Besitzer im Grundbuch der Immobilien eingetragen. Selbst bei dem Grundbucheintrag hätte keiner die Chance, jemals einen Teil der Immobilien zurückzubekommen. Es sei denn, das Paar blieb verheiratet. Aber nachdem diese Ziege, Megan Peters, jetzt nur noch Megan Hollows, den Entschluss gefasst hatte, mit dem Kassierer aus dem Grocery Store durchzubrennen, konnte sie die Traumimmobilie in Rio de Janeiro komplett vergessen. Evan Peters hatte den Prozess gewonnen. Nein: Ich hatte den Prozess gewonnen.

Zufrieden drehte ich den Wasserhahn auf, spritzte mir das kalte Wasser ins Gesicht und genoss jeden Tropfen, der auf meine Haut kam. Es war wie eine Abkühlung, die ich nach diesem unangefochtenen Kampf bitter nötig hatte. Ich hatte mir im wahrsten Sinne des Wortes das Hemd nass geschwitzt. Kein Wunder, wenn alle Fenstern und Türen verschlossen waren und wir an einem heißen Tag den Prozess durchführen mussten. Ohne weiteres richtete ich meinen Anzug und zwinkerte meinem Spiegelbild zu. Wir haben es wieder geschafft.

All die Schwere fiel mir von den Schultern, endlich einen Prozess gegen Simmons gewonnen zu haben. Sein Gesicht sprach Bände, als ich zielsicher aus dem Gebäude heraustrat und seinem tobsüchtigen Blick begegnete. Simmons Ryan stand an der Wand des Gebäudes angelehnt und schob die Sonnenbrille nach unten. Nur damit ich diesen verbitterten Ausdruck, den er mir schenkte, deutlich zu spüren bekam. Wenn sie alle nur wüssten, dass mich solche Einschüchterungstaktiken nicht kleinkriegten, sondern es mir sowas vom am Allerwertesten vorbeiging.

Jetzt mal wirklich: Wozu sollte ich mich von solch einem Dreckskerl einschüchtern lassen, der niemals hätte das Jurastudium antreten sollen? Jemand, der die Inkompetenz in Person war? Ich war immer noch der Ansicht, dass Ryan in einer Imbissbude besser aufgehoben wäre. Vielleicht würde er dort mehr Erfolg haben, seine Geschichten zum Besten zu geben, anstatt sich noch weiter in das Aus eines Scheidungsanwalts zu reiten. Seine Mandantin hingegen war völlig am Boden zerstört gewesen, nachdem der Richter ihrem Ex-Mann die Immobilien zusprach. Trotz, dass die naive Ziege sich bei Simmons ausheulte, empfand ich keine Spur von Mitleid. Wer nun mal der Meinung war, trotz guter Ehe mit einem Typen aus der Unterschicht in den Whirlpool zu steigen, hatte sowieso nicht mehr alle Latten am Zaun. Da grenzte es an kein Wunder, dass das Karma zurückschlagen würde.

Der eingebildete Simmons tröstete auf seine markante Art seine Mandantin über die Situation hinweg, bevor seine Blicke mich wie Pfeile durchbohrten. Ja, er bestand wirklich so sehr darauf, mich am Boden sehen zu wollen. Nur würde keiner seiner Blicke mich wie Pfeile treffen.

»Du bist ein Arsch, Larson!«, fauchte er in meine Richtung.

Ich ignorierte die Tatsache, dass er wirklich mit weiteren Beleidigungen um sich warf. Stattdessen richtete ich den Blick nach vorn und fischte mein Handy heraus. Ohne weiteres setzte ich mir meine Sonnenbrille auf und wartete in aller Ruhe auf meinen Chauffeur Phoenix, der mich seit zwei Jahren durch die Gegend kutschierte. Vor Jahren hatte ich mir ein eigenes Taxi zugelegt. Denn wofür benötigte ich einen Wagen, außer selbst in blödsinnigen Rushhours zu stehen und dann müsste ich auch noch selbst fahren. Ich wusste nicht einmal, ob ich je wieder so ein Auto bedienen könnte. Und wenn ich mir schon ein eigenes Taxi leisten konnte, wozu noch länger warten? Denn ich konnte es mir leisten, einen privaten Chauffeur zu haben, der mich von A nach B fuhr.

So kam es, dass ich damals diesem Taxifahrer begegnete, der ziemlich abgehetzt wirkte. Ich erinnerte mich gut daran, wie ich ihn einer Befragung unterzog und ihn testete. Eine halbe Stunde später, hatte er mich so von sich überzeugt, dass ich ihn ohne Wenn und Aber anheuerte. Es endete damit, dass die Taxifirma ihr Bestes gab, mich vor Gericht zerren zu wollen, weil ich aus ihrer Sicht einen von ihren Taxifahrern abgeworben hatte. Hätten die aber gewusst, dass ich dem Fahrer nur alle Fakten aufgezählt hatte und er von selbst das Ufer wechselte, dann wären sie nicht sämtliche von Unkosten und ihren alten Stammkunden, mich, losgeworden. Seitdem erwartete ich von Phoenix stets Flexibilität und Pünktlichkeit. In all den Jahren hatte Phoenix sich keinen Fehler erlaubt, außer dass er sich zwei Minuten verspätete und danach wirklich eine Predigt von mir zu hören bekam.

BOSS of DisasterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt