Ich liebte meinen Bruder. Meistens jedenfalls.Aber in diesem Moment könnte ich ihm seinen Kopf abreißen. Ich war siebzehn Jahre alt und in einer Woche ist mein achtzehnter Geburtstag, deshalb wollte ich mit meinen Freundinnen ausgehen. Ein wenig feiern, weil ich zu meinem eigentlichen Geburtstag nicht da sein würde, sondern in Paris.
Deshalb hatten wir beschlossen meinen Geburtstag vorzufeiern.
Wieso ich meinem Bruder aber den Kopf abreißen wollte war, dass er wieder den großen Bruder raushängen ließ.
Der Typ war nur zwei Minuten älter als ich. ZWEI MINUTEN! Das waren einhundertzwanzig Sekunden. Keine zwei Jahre.
Der kleine Mistkerl war der Ansicht, dass er wegen dieser zwei Minuten und den zehn Zentimetern Höhenunterschied Befehlte erteilen oder wie gerade eben ein Verbot aussprechen durfte. Da lag er aber falsch.
Mein Bruder und ich würden in einer Woche, genauso wie unsere Eltern und der Rest der Familie, Vampire werden. Am Valentinstag um genau zu sein. Und zufälligerweise fand an unserem Geburtstag auch der Amour-Ball statt. Früher hatte der immer in unserem Schloss stattgefunden, aber seit dem es nun auch gemischte Gefährten gab wurde der Ball nach Paris verlegt.
Stadt der Liebe und so.
Bexton stand vor mir in voller Größe aufgebaut und sagte, "Nein. Du kannst nicht in diesen Club gehen."
Ich stieß ein humorloses Lachen aus. "Du kannst mir nichts verbieten, Bexton."
"Bexton, lass deine kleine Schwester in Ruhe", hörte ich meine Mutter sagen. Ein Geschenk des Himmels. Ich konnte schon immer auf meine Mutter zählen.
Die schwarzen Haare, die mein Bruder von ihr geerbte hatte waren zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden und ließen ihr wunderschönes Gesicht frei. Dei weißen Augen, die ich von ihr hatte waren auf meinen Bruder fixiert.
"Mom, Gott sei Dank. Bitte erklär' dieser Speckschwarte, dass er mir nicht verbieten kann meinen Geburtstag mit meinen Freundinnen zu feiern."
"Speckschwarte?", fragte mein Bruder geschockt. "Ich bin nicht fett." Das war er nicht, aber es schadete nicht ihn ein wenig zu verarschen.
"Er kann es nicht, aber ich schon", sagte mein Vater. Ich rollte mit den Augen. Nicht das schon wieder.
"Ihr müsst mich schon ein wenig leben lassen, solange ich noch ein Mensch bin. Ich will nur einmal Spaß haben und aus gehen ohne, dass ich von allen Seiten beobachtet werden", sagte ich. War es so schwer ein normaler Teenager zu sein? Nur für eine Nacht lang.
"Du wirst ein Vampir und lebst mindestens das zehnfache von einem normalen Menschen!"
"Aber das ist nicht das Gleiche!", schrie ich zurück. Ich würde Bextons Kopf gerne so oft gegen die nächste Wand schlagen, so dass sein kleines Hirn zu Matsch wurde.
"Lasst ihr doch ihren Willen. Es ist nur eine Nacht und wir haben sie gut erzogen, ich vertraue ihr", sagte Mom und schenkte mir ein breites Grinsen. Ich hätte jetzt am liebsten mit ihr eingeschlagen, aber das würd' wahrscheinlich nicht so gut kommen.
"Und sie ist um Mitternacht zu Hause", sagte mein Vater mit ernster Stimme.
Ich verdrehte die Augen und murmelte, "wie scheiß Cinderella."
"Passt doch, vielleicht verlierst du auch einen Schuh."
Ich hätte meinem Bruder jetzt gerne den Mittelfinger gezeigt, aber das würde meine Lage nur verschlechtern. "Und den anderen schieb ich dir in den Arsch", grummelte ich. Mir war klar, dass meine Eltern das gehört hatten, aber ich konnte es einfach nicht unterdrücken. Meine Mutter war wahrscheinlich stolz auf mich, weil ich ganz nach ihr kam und mein Vater war amüsiert, weil er das von meiner Mutter schon gewohnt war.
"Mooom! Hast du das gehört?! Das war eine Drohung, dafür sollte es eigentlich Hausarrest geben!", meckerte Bexton.
"Oh Mann, du bist fast wie Jamie. Was habe ich nur falsch gemacht?"
"Du hast Onkel Jamie zu oft auf uns aufpassen lassen", meinte ich nur schulterzuckend. "Und Bexton ist schon als Idiot geboren worden, alsoo..."
"War's vorauszusehen", beendete meine Mutter.
"Dad, wieso sind die beiden so beleidigend."
"Komm damit klar, Sohn. Ich muss es auch", meinte mein Vater.
"Ist doch kacke", murmelte Bexton.
"Genauso wie du."
"Mooom!"
...I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...
Mein Bruder saß mit den Armen verschränkt und einem grimmigen Gesichtsausdruck auf meinem Bett während ich nach dem perfekten Outfit suchte. Meine Freundin Suzan schickte mir eine Nachricht mit folgendem Inhalt: "WEHE DU ZIEHST DAS LEOPARDENKLEID, DAS ICH DIR GESCHENKT HABE NICHT AN! ICH ZIEH' DICH AN DEN HAAREN ZURÜCK UND ZIEH'S DIR ÜBER DEN KOPF! HAB DICH LIEB. X"
Sah wohl so aus, als ob ich das Leopardending anziehen musste. Ich fand das es nuttig aussah, aber ich würde mich nicht mit Suzan anlegen. Die Frau hatte Kraft in ihren Händen, die mir eine Heidenangst einjagte.
Meine Haare waren von Natur aus lockig also musste ich mit ihnen nichts anstellen, aber meine Lippen musste ich einfach rot anmalen. Einfach, weil ich wusste, dass es meinen Bruder zur Weißglut treiben würde.
Mit einem Luftkuss in Bextons Richtung und einem Mantel, den ich mir im gehen überzog, verschwand ich aus dem Zimmer.
Manchmal konnte das Leben echt toll sein.
...I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...
Und manchmal konnte es einem den Arsch "rapen". Erst Recht wenn man im Feburar in einem kurzen Kleid und von Schnee umgeben draußen warten musste. In einer langen, seeehr langen Schlange, die wenig Hoffnung übrig ließ.
Eigentlich hätte ich die Macht meines Vaters ausnutzen können, weil ich wusste, dass der Türsteher ein Werwolf war, aber ich tat es nicht. Ich wollte heute Nacht ein ganz gewöhnlocher Teenager sein. Wieso ich wusste, dass das der Türsteher ein Werwolf war? Ganz einfach. Meine Eltern kamen hier manchmal her und mein Dad wusste ganz genau wo welches Wesen für wen arbeitete.
Mein Vater war zwar der König der Vampire und nicht der der Wölfe, aber einer seiner besten Freunde war es.
Suzan hatte keine Ahnung von den mystischen Wesen, so wie der Rest der normalen Menschen. Sie wusste ja nicht einmal wo ich wohnte. Und das war auch gut so. Denn sein wir mal ehrlich, ich würde auch nicht mit einem Blutsauger befreundet sein wollen.
Ich war immer noch ein Mensch, deshalb froren mir gerade meine Gliedmaßen ab. "Komm mal mit." Ich schnappte mir Suzans Hand und zog sie hinter mir her an den Anfang der Schlange. Der Türsteher kannte meinen Vater, also würde er mich auch ohne Probleme rein lassen. Der große Mann mit der Glatze hatte mich höchstwahrscheinlich an meinen Augen erkannt, denn sobald wir zwei Schritte von ihm entfernt waren hob er die rote Kordel aus dem Hänger und ließ uns durch.
Geht doch.
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I'm the Man! (slow updates)
HumorMänner sind schon 'ne Sache für sich und Werwölfe 'ne ganz andere Spezies. Als die Tochter des Vampirkönigs und Vampirkönigin hatte man es echt nicht leicht und wenn man kurz vor der Wandlung in einen Vampir stand noch viel weniger. Aber mit einem...