Kapitel 13

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Ahilea

Tief atmete ich durch, um mich zu beruhigen, bevor ich meine leicht zitternde Hand anhob und an Mr. Nights Bürotür klopfte. Würde mein totes Herz rasen können, dann wäre ich vermutlich schon längst aufgrund eines Nervenzusammenbruchs umgekippt. Ein Glück, das dies nicht der Fall war. Andauernd vermisste ich das Gefühl, ein schlagendes Herz zu haben, das mir die empfundenen Emotionen noch verdeutlichte, doch gerade jetzt war ich einfach nur erleichtert, dass es schon lange still war. Einer der wenigen Vorteile des Vampirdaseins.

Sobald Mr. Night mich hereinbat, öffnete ich die schwarze Holztür und schlüpfte in das Zimmer, welches ich noch nie zuvor betreten hatte. Daher war ich auch für einen Moment komplett orientierungslos, doch dies änderte sich schnell wieder, als ich meinen Clananführer rechts von mir entdeckte, wie er an einem grossen, schwarzen Schreibtisch sass und jede meiner Bewegungen genaustens beobachtete und zu analysieren schien, was mir ein bisschen unangenehm war. Ok, nicht nur ein bisschen, es liess mich noch unwohler fühlen, was auch nicht gerade Balsam für meine Nerven waren, die eh schon am Durchdrehen waren. Zumal ich eh wie ein offenes Buch zu lesen war. Das hatte man mir schon öfters vorgeworfen und ich verfluchte diese Tatsache. Ich war einfach nicht der Typ Vampir, der verschlossen war, es lag einfach nicht in meiner Natur. Ob ich es nun verzweifelt wollte, oder nicht, daran liess sich nach all den Jahren nichts mehr ändern. Rein gar nichts. Und inzwischen hatte ich mich auch damit abgefunden. Naja, mehr oder weniger.

Doch ich konnte schweigen wie ein Grab. Ok, dass klang jetzt sein bisschen ironisch, immerhin war ich ja schon halb tot. Aber, das spielte ja nicht so eine grosse Rolle, denn das Einzige, was wirklich zählte, war der Fakt, dass man mir bedingungslos vertrauen konnte. Ich erzählte nichts weiter und das wusste auch jeder, weshalb mir schon öfters Freunde und Clanmitglieder einige ihrer grössten Geheimnisse anvertraut hatten. Dies hatte mir eine Menge bedeutet und tat es auch immer noch. Aber jetzt konnte ich es auch nicht mehr ändern.

«Setz dich», wies er mich an und ich kam seiner Aufforderung nach. Nervös rang ich meine Hände und starrte auf den Tisch, auf welchem eine perfekte Ordnung herrschte Der Blätterstapel war fein säuberlich geordnet, kein einziges Staubkorn war zu sehen und auch die Stifte waren ordentlich ausgerichtet. Dies erinnerte mich ein wenig an mein eigenes Zimmer, denn auch ich war ein Perfektionist, was die Ordnung betraf. Etwas, das ich gerne ablegen würde. Selbst der rote Sessel, auf dem ich sass, war blitz blank und fühlte sich auch unglaublich bequem an. Doch dies bemerkte ich nicht wirklich, da ich viel zu nervös war.

Mr. Night kam sofort zur Sache, was mir sehr recht war. So würde ich schneller wieder von hier verschwinden können und dies war momentan eindeutig mein grösstes Ziel, welches ich so schnell wie möglich erreichen wollte. Ich hoffte nur, man sah mir dies nicht allzu deutlich an. Und falls man es an meinem Gesichtsausdruck lesen konnte, dann liess Mr. Night es unkommentiert, was mich aber auch ein wenig verunsicherte, gerade da man mich ja sehr gut lesen konnte.

«Ahilea, dir ist bewusst, dass du dich mit dem Feind abgibst, nicht wahr?» Ich nickte, verdrehte aber innerlich die Augen. Ach wirklich? Das hatte ich natürlich nicht gewusst und angenommen, die Westfalls wären ganz normale Menschen. Es war ja nicht so, dass ich einige Tage zuvor zu ihm gegangen war und ihm über diese Familie Bericht erstattet hatte. Nein, dies war nicht der Fall. Eine echt ironische Frage, die sowas von unnötig gewesen war. Da er mich aber immer noch auffordernd ansah, sah ich mich praktisch dazu gezwungen, ihm eine Antwort zu geben.

«Ja, diese Tatsache ist mir durchaus klar.» Er zog die Augenbrauen hoch. «Darf ich fragen, was dein Grund dafür ist?» Natürlich hatte ich mit dieser Frage  gerechnet und mir daher schon im Voraus Gedanken dazu gemacht. Ich hatte beschlossen, weitgehendst ehrliche Antworten zu geben und hielt auch daran fest, jetzt wo es darauf ankam. Es blieb mir ja auch fast nichts anderes übrig, da man mir meist ansah, wenn ich log, das hatte ich in den vergangenen Jahren des Öfteren schmerzhaft zu spüren bekommen. Also versuchte ich es auf die Mitleidstour, von der ich wusste, dass sie bei mir immer wirkte. «Ich dachte mir, es wäre eine gute Gelegenheit, um mit der Vergangenheit abzuschliessen und der Zukunft entgegenzublicken.»

Eternal Love - Der Ruf des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt